Kuka Roboter Die paradoxe China-Angst der Deutschen

Seite 2/2

Deutsche sehen ausländische Investitionen skeptisch

Diese diffuse Sorge bedient durchaus deutsche Ängste: Wir gehören zwar zu den Exportweltmeistern und investieren gerne in aller Welt. Aber zugleich gehören die Deutschen, haben Forscher der renommierten US-Denkfabrik Pew herausgefunden, zu den großen Skeptikern gegenüber ausländischen Investitionen in Deutschland.

Beinahe 90 Prozent der Deutschen gaben an, der ausländische Aufkauf deutscher Unternehmer habe schlechte Auswirkungen auf die Volkswirtschaft. Das kontrastiert scharf etwa mit der Haltung in China, wo viel Offenheit für ausländische Investitionen herrscht.

Michael Fuchs, einflussreicher CDU-Fraktionsvize und als Unternehmer früher selbst im China-Geschäft tätig, hält so eine Haltung für Heuchelei: „Wechselseitige Unternehmensbeteiligungen mit ausländischen Firmen auch aus dem asiatischen Raum sind im globalen Wettbewerb zunehmend „business as usual“. Genauso wie unsere Unternehmen Anteile an ausländischen Unternehmen kaufen, genauso erwerben Chinesen eben Anteile an innovativen, deutschen Unternehmen.“

Auch NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin kann diese Skepsis nicht verstehen: „In Nordrhein-Westfalen haben sich inzwischen über 900 chinesische Unternehmen angesiedelt, damit sind wir auf dem Weg, Standort Nummer eins für chinesische Investoren in Europa zu werden“, sagt er. „Sie bereichern unsere Unternehmenslandschaft und stärken die technologische Zusammenarbeit." Auch die Beschäftigten von Traditionsunternehmen, die von chinesischen Investoren übernommen wurden, sind mit ihren neuen Arbeitgebern meist sehr zufrieden, wie die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung in einer Studie herausgefunden hat.

Der Maschinenbauer Kuka will seine Roboter intelligent machen. Das angekündigte Übernahmeangebot aus China könnte bei dieser Strategie helfen. Die Aktionärsvertreter sind allerdings skeptisch.
von Mark Fehr

Dennoch will das Kanzleramt nun etwa prüfen lassen, ob ein Kauf nach den Regeln des Außenwirtschaftsgesetzes verhindert werden kann. Das ist zwar eigentlich nur für sicherheitsrelevante Firmen vorgesehen, diese Definition greift wohl eher nicht für einen Roboterhersteller. Außerdem sind die Hürden hoch, bisher hat die Bundesregierung noch nie einen Verkauf unter diesen Voraussetzungen untersagt.

Jedoch heißt es beinahe trotzig, man könne „sehr lange“ prüfen lassen und so einen Einstieg der Chinesen zumindest verzögern. Trotz ist aber kein guter Ratgeber im Geschäftsleben.

Im Kanzleramt wird gerne gesagt, die Flüchtlingskrise sei Deutschlands Rendezvous mit der Globalisierung. Vielleicht bräuchte auch die deutsche Industriepolitik ein solches Rendezvous.

Mehr zum Thema lesen Sie in der Titelgeschichte der neuen Ausgabe der WirtschaftsWoche, die am Freitag, 3. Juni, erscheint.

Mit dem WiWo-Digitalpass erhalten Sie die Ausgabe bereits am Donnerstagabend in der App oder als eMagazin. Alle Abo-Varianten finden Sie auf unserer Info-Seite.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%