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Kultur Neues Ruhr Museum als Denkmal der Industrialisierung

Das neue Essener Ruhr Museum auf Zeche Zollverein will mehr sein als ein Denkmal der Industrialisierung. Es unternimmt historische Tiefenbohrungen in Natur und Kultur des drittgrößten europäischen Ballungsraums.

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Das größte, bedeutendste, eindrucksvollste Exponat des neuen Essener Ruhr Museums ist das Gebäude selber, die Kohlenwäsche auf Zeche Zollverein, Schacht XII, ein gewaltiger Block aus Stahlfachwerk, Beton und Klinker, 90 Meter lang, 30 Meter breit, 40 Meter hoch. Kein Haus, sondern eine Riesenmaschine, die einst die Kohle vom Gestein trennte, sie sortierte und klassifizierte, Tausende von Tonnen pro Tag, unter ohrenbetäubendem Lärm.

Dem "Weg der Kohle" folgen

Vom 10. Januar an können die Museumsbesucher dem ehemaligen „Weg der Kohle“ folgen, Stockwerk für Stockwerk. Wo früher 35 Arbeiter pro Schicht Eisentreppen hinaufstiegen, um an ihren Arbeitsplatz zu gelangen, und das Material über gewaltige Transportbrücken den Maschinen zugeführt wurde, wird das Publikum heute über eine 55 Meter lange freistehende Rolltreppe in die oberste, die 24-Meter-Ebene des Museums befördert. Das neue, von Rem Kohlhaas und dem Essener Architekten Heinrich Böll entworfene, der Industrieästhetik der Anlage abgeschaute Entrée konfrontiert die Besucher geradewegs mit der künstlichen Welt von Maschine und Museum. Der Gang zur eigentlichen Ausstellung führt durch eine von Betonpfeilern gestaffelte, fast 100 Meter lange Raumflucht an den Setzmaschinen vorbei zum Kohlebunker, der einst 24 000 Tonnen Kohle vorhielt für den Fall eines Produktionsstopps. Von Koolhaas/Böll wurde er in ein gelb-orange-rot glühendes Treppenhaus verwandelt, das drei Stockwerke miteinander verbindet. Das feuerfarben leuchtende Geländer erinnert an flüssigen Stahl, eine Klanginstallation hält reviertypische Geräusche fest: das Anzünden eines Kohleofens, das Rattern der Eisenbahn, den Glockenschlag eines Förderkorbs, das Gurren von Tauben.

Moderner Mythos Ruhr

„Der Besucher soll eingestimmt und entrückt werden, soll eintauchen in eine andere Welt“, sagt Museumschef Ulrich Borsdorf – und zugleich immer wieder auf erhellende Weise irritiert werden. Etwa beim Übergang vom Treppenhaus ins zweite Stockwerk, die 17-Meter-Ebene, eine hohe, luftige Halle, wo früher das Fördergut verteilt wurde und sich heute unter dem Stichwort „Gegenwart“ das Ruhrgebiet, wie es ist, präsentiert: Auf einer von der Decke herabhängenden gebogenen Projektionsfläche werden seine modernen Mythen eingeblendet, Schwarz-Weiß-Fotos, die Ruhr-Motive wie Maloche und Männlichkeit, Schmutz und Solidarität bebildern, oder es werden „Local Heroes“ gezeigt, Ruhrpott-Idole wie Rudi Assauer oder Götz George alias Horst Schimanski.

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