Labour muss über Nachfolgesystem der Trident-Langstreckenrakete entscheiden Briten streiten über Atomrüstung

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Dan Plesch, politischer Analyst an der Universität London, ist sicher, dass die Grundsatzentscheidung für Trident II längst getroffen ist. Nur über die Trägersysteme werde noch beraten. Das Verteidigungsministerium bestreitet das nur halbherzig. Eine Mrd. Pfund wurde bereits für neue Einrichtungen im „Aldermaston Weapons Establishment“ bewilligt, wo Atomwaffen gewartet und virtuell getestet werden. Sollen neue U-Boote und nicht Kampfflugzeuge mit der Trident II bestückt werden, fallen Kosten in Höhe von 20 Mrd. bis 30 Mrd. Pfund an. Gegner des Modernisierungsprojekts wollen nicht nur Blair schwächen. Sie sehen in der „Jahrhundertentscheidung“ auch eine Chance, die britische Außenpolitik neu zu orientieren. Befürworter des Trident-Programms argumentieren, mit seinem Nuklearpotenzial könne Großbritannien mehr Einfluss auf der Weltbühne nehmen. Analyst Plesch hält dem entgegen, das britische Atomarsenal hänge von der technologischen Unterstützung der USA ab. Bliebe diese aus, seien die Trident-Raketen binnen 18 Monaten nicht mehr zu gebrauchen. Gerade durch diese Abhängigkeit mache Trident aus Großbritannien einen „Stützpunkt“ der Amerikaner und verhindere eine unabhängige, europäisch ausgerichtete Außenpolitik, so Plesch. Die Briten hätten weder die Möglichkeit, gegen die von US-Präsident George W. Bush betriebene Blockade der Abrüstungspolitik aufzutreten, noch mit den Europäern bestehende Rüstungskontrollabkommen in den Nahen Osten und nach Asien auszudehnen. Sogar bei Konservativen gibt es Stimmen für den Ausstieg aus der Atomrüstung. Ex-Verteidigungsminister Michael Portillo hält das Atomarsenal seit dem Ende des Kalten Krieges für überflüssig. Nicht einmal einen Angriff der französischen Force de Frappe müsse Blair fürchten, scherzte Portillo – trotz der gespannten Beziehungen zwischen dem Premier und dem französischen Präsidenten.

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