Lagebericht-Cybersicherheit BSI sieht teilweise „Alarmstufe Rot“

Das BSI erteilt Deutschland ein schlechtes Zeugnis im Bereich Cybersicherheit. Wie kann man präventiv gegen Cyberkriminalität vorgehen? Quelle: dpa

Das BSI schätzt die Lage der Cybersicherheit als „angespannt bis kritisch“ ein. Grund dafür ist unter anderem, dass Cyberkriminelle heute deutlich professioneller vorgehen.

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Die Bedrohung durch Cyberangriffe ist in Deutschland deutlich gewachsen. Das geht aus dem Lagebericht 2021 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hervor, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Darin wird die aktuelle Situation als „angespannt bis kritisch“ eingeschätzt. Ein Jahr zuvor hatte die Bonner Behörde die Lage noch als „angespannt“ charakterisiert.

In Teilbereichen herrsche schon „Alarmstufe Rot“, sagt BSI-Präsident Arne Schönbohm. Ursächlich dafür seien die deutliche Professionalisierung der Cyberkriminellen, die zunehmende digitale Vernetzung und die Verbreitung gravierender Schwachstellen in IT-Produkten.

„Informationssicherheit muss einen deutlich höheren Stellenwert einnehmen und zur Grundlage aller Digitalisierungsprojekte werden“, heißt es in dem Bericht. Das klingt schlüssig. Aber sind die Bundesregierung und ihre Behörden dafür richtig aufgestellt?

Auf die Frage, ob es künftig ein Bundesdigitalministerium geben sollte, will der scheidende Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), dessen Haus bislang die Verantwortung für das BSI und die Digitalisierung der Verwaltung trägt, nicht direkt antworten. An die Adresse der künftigen Koalitionäre sagt er nur, man werde „die allgemeine Sicherheit von der Cybersicherheit nicht trennen können“.


Nach Einschätzung des BSI nutzen Kriminelle inzwischen teilweise sehr aufwendige, mehrstufige Angriffsstrategien, die früher nur in der Cyberspionage zur Anwendung kamen. Eine Methode: Während ein krimineller Hacker mit seinem Opfer über ein Lösegeld für den Zugriff auf von ihm verschlüsselte Daten verhandelt, startet er gleichzeitig einen Überlastungsangriff auf ein Ausweichsystem, das der Geschädigte nutzt, um seine Geschäftstätigkeit fortzusetzen. Oder der Täter veröffentlicht auf sogenannten Leak-Seiten erbeutete Daten, um das Opfer noch mehr unter Druck zu setzen.

Angreifer arbeiten häufig mit Erpressung

Einige Angreifer gehen demnach auch auf Kunden oder Partner des Opfers zu, um den Druck zu erhöhen. Als Beispiel nennt das BSI in seinem Bericht den Fall einer psychotherapeutischen Praxis, wo nicht nur die Praxisinhaber, sondern auch deren Patientinnen und Patienten erpresst worden waren. Die Behörde ermahnt in diesem Zusammenhang alle Betroffenen, Angriffe möglichst schnell zu melden, um weiteren Schaden zu vermeiden.
Die Zahl der registrierten neuen Varianten von Schadprogrammen lag mit 144 Millionen laut BSI um 22 Prozent über dem Wert im zurückliegenden Berichtszeitraum. Im Februar 2021 wurden nach Angaben des Bundesamtes an einem Tag 553.000 Schadprogrammvarianten entdeckt - ein neuer Spitzenwert.

Zwischen Januar und Mai wurde dem Bericht zufolge eine große Zahl von Attacken registriert, bei denen Erpresser vorgaben, über Videomaterial des Opfers zu verfügen, das dieses angeblich beim Besuch einer Webseite mit pornografischen Inhalten zeige. Die Drohung: Sollte das Opfer nicht einen vierstelligen Euro-Betrag in Bitcoin zahlen, werde das kompromittierende Video an alle Kontakte des Opfers verschickt.

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„Die Schäden durch Erpressung, verbunden mit dem Ausfall von Systemen oder der Störung von Betriebsabläufen, sind seit 2019 um 358 Prozent gestiegen“, sagt Susanne Dehmel, Mitglied der Geschäftsleitung des Branchenverbandes Bitkom. Damit sich Unternehmen und auch Privatpersonen besser schützen können, sollte es ihre Ansicht nach für alle die Möglichkeit geben, sich über die aktuelle Cyber-Bedrohungslage zu informieren. „Dazu müssen wir Echtzeit-Informationen nutzen und EU-weit in einem zentralen Dashboard sammeln - ähnlich dem Corona-Dashboard des Robert Koch-Instituts.“

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