Als Erstes ergriff Volker Bartz das Wort, dem die Vorgänge der letzten Wochen sichtlich belastet hatten. „Sie haben mich demokratisch gewählt“, wandte sich Bartz an de AfD-Mitglieder. „Anschließend wurde ich von Bernd Lucke abgeschossen. Er und Adam haben eine Kampagne gegen mich gefahren. Es herrschten Stasi-Methoden.“ Der abgesetzte Hessen-Chef habe Lucke ein Gespräch angeboten, bei dem alle Vorwürfe hätten ausgeräumt werden können. Dies habe der AfD-Frontmann nicht angenommen.
Zu den Vorwürfen, dass Bartz seine akademischen Titel als Professor und Doktor zu Unrecht geführt hat, geht dieser erst spät ein. Er sei „wohl einem Betrüger“ in Osteuropa aufgesessen. Und die Nazi-Äußerungen seines ehemaligen Schatzmeisters teile er nicht. Die Wortwahl sei „unglücklich gewesen“.
Ein Befreiungsschlag ist die Rede nicht. Wie auch. Die Reaktion im Saal ist eindeutig: Applaus gibt es nur vereinzelnd, Bernd Lucke, auf der Bühne sitzend, schüttelt nur den Kopf. Der Übergangs-Chef der Hessen-AfD heizt anschließend die Stimmung neu auf: „Es ist schlimm, Ihnen zuhören zu müssen. Ihre Vorwürfe sind erstunken und erlogen.“ Plötzlich wird durcheinander gerufen, es wird gebuht.
Bartz lässt Erklärung zum Parteiaustritt vorlesen. Erklärung: "Man muss Angst haben, seine Meinung zu vertreten." Abwahl damit obsolet.
— Tim Rahmann (@timrahmann) 11. Januar 2014
Um 13:37 Uhr folgt die Wende. Bartz lässt eine Erklärung vorlesen, wonach er noch am Samstagabend aus der Partei austreten werde. Ein Parteiausschluss ist damit unnötig. Einige AfD-Mitglieder treten dennoch nach. Ein Mitglied stellt den Antrag, das Parteiausschlussverfahren durchzuziehen. „Lassen Sie uns Herrn Bartz rauswerfen, auch wenn nicht mehr nötig ist, um ein Zeichen setzen.“ Ein Raunen geht durch den Raum, der Antrag wird abgelehnt. Wenig später dürfen auch die Pressekollegen wieder den Saal betreten.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die Hessen-AfD die Weichen für ruhigere Wochen gestellt hat. Ein neuer Vorstand ist da, Bartz und sein Schatzmeister waren nicht mehr tragbar, daran gibt es keine Zweifel. Das Chaos im Landesverband hat dennoch viele Wunden hinterlassen. Und von den Medien verfolgt, fühlen sich zahlreiche Mitglieder noch immer.
Alle Tweets von Tim Rahmann vom Parteitag der AfD in Hessen können hier nachgelesen werden.
.