Landtagswahl in Niedersachsen Althusmann schaltet im TV-Duell auf Attacke

CDU-Herausforderer Bernd Althusmann hat im einzigen TV-Duell vor der Landtagswahl in Niedersachsen versucht, Ministerpräsident Stephan Weil in die Enge zu treiben. Dieser kontert eher gelassen.

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Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (l., SPD) und CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann Quelle: dpa

Fünf Tage vor der Landtagswahl in Niedersachsen sind sich CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann und Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in ihrem einzigen TV-Duell hart angegangen. Vor allem Herausforderer Althusmann wählte am Dienstag teils scharfe Worte, Weil konterte eher besonnen. In der Diskussion über innere Sicherheit, aber auch beim Thema Volkswagen überzogen sich die Kontrahenten mit Vorwürfen. Letzten Umfragen zufolge steht am Sonntag bei der Wahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und SPD bevor.

Althusmann versuchte Weil bei der inneren Sicherheit in die Enge zu treiben. Niedersachsen sei ein „Wohlfühlland“ für Islamisten geworden, sagte er mit Blick auf IS-Terroristen in dem Bundesland. Weil entgegnete, Niedersachsen habe als erstes Land islamistische Gefährder abgeschoben. Außerdem habe die Landesregierung die Ausbildungskapazitäten bei der Polizei verdoppelt.

Beide Kandidaten hatten zusammen eine Stunde und fünfzehn Minuten Zeit, um vor den NDR-Kameras auf dem Messegelände in Hannover für sich zu werben. Am Ende kamen beide nahezu auf die gleiche Redezeit. Für Althusmann war es das erste TV-Duell in seiner politischen Karriere. Weil debattierte bereits live vor der Landtagswahl 2013 - als Herausforderer des damaligen Ministerpräsidenten David McAllister (CDU). Althusmann sprach seinen Kontrahenten durchgehend mit „Herr Ministerpräsident“ an.

Althusmann hielt Weil vor, einen schlechten Job als Aufsichtsrat bei VW gemacht zu haben. Von zahlreichen Enthüllungen nach dem Dieselskandal habe der Ministerpräsident aus den Medien erfahren. „Sie sind am Ende vom Konzern-Vorstand durch die Manege gezogen worden“, warf der CDU-Politiker ihm vor. Weil widersprach: „Ich glaube, sie überblicken wirklich nicht, wovon Sie reden. Das mache ich Ihnen aber auch nicht zum Vorwurf, das ist nicht leicht zu verstehen.“ Der Ministerpräsident sprach sich dafür aus, VW aus dem Wahlkampf herauszuhalten: „Hören Sie auf an dieser Stelle in Niedersachsen mit Polemik vorzugehen.“ Weil hatte in der Kritik gestanden, eine Regierungserklärung nach der Abgas-Affäre bei VW vorher dem Konzern zum Gegenlesen gegeben zu haben.

Bei der Inklusion, also dem gemeinsamen Lernen von Kindern mit und ohne Behinderungen, will Althusmann auf die Bremse treten. „Wir brauchen dringend eine Atempause“, sagte Althusmann. Der „geschützte Raum von Förderschulen“ könne für ein Kind viel sinnvoller sein als die Kinder in Regelschulen zu zwingen. Weil will die Inklusion, weiter vorantreiben. „Inklusion ist ein Menschenrecht“, sagte Weil. Die Landesregierung habe mehr Sozialpädagogen und Betreuer eingestellt, um den Plan umzusetzen.

NDR-Fernseh-Chefredakteur Andreas Cichowicz, der das Duell moderierte, hakte vor allem bei Althusmann häufiger ein und stritt auch mit ihm über Fakten. Vor dem TV-Duell hatten Beobachter dem Aufeinandertreffen eine nicht zu unterschätzende Rolle für die Wahlentscheidung vieler Niedersachsen zugeschrieben. Für Unentschlossene könnte am Wahltag die Persönlichkeit der Spitzenkandidaten den Ausschlag für die Entscheidung geben.

Nach letzten Umfragen liegen SPD und CDU nahezu gleichauf. FDP und Grüne kommen je nach Umfrage zwischen 8 und 10 Prozent und wären damit sicher im Landtag. Die AfD kann am Sonntag den Sprung ins Parlament schaffen, die Linke muss um den Einzug zittern. Beide Parteien sind bislang nicht im Landtag vertreten.

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