Landwirtschaft Bauern rechnen mit schlechter Getreideernte

Erst zu trocken, dann zu nass und zu stürmisch: Das Wetter hat Spuren auf den Feldern hinterlassen. Doch im Vergleich zu den Obst- und Weinbauern sind die Getreidebauern noch glimpflich davongekommen.

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Wegen des trockenen Winters erwarten Getreidebauern schlechte Ernte. Quelle: dpa

Die Landwirte in Deutschland rechnen in diesem Jahr mit einer unterdurchschnittlichen Getreideernte. 45,5 Millionen Tonnen erwartet der Bauernverband, 47,9 Millionen Tonnen waren es im Schnitt in den vergangenen fünf Jahren. Grund dafür sei vor allem die Trockenheit im zurückliegenden Winter und Frühjahr, sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, beim symbolischen Ernteauftakt am Montag in Markgröningen bei Stuttgart. Die Wasservorräte im Boden seien nicht aufgefüllt worden. Wenn der Niederschlag dann doch kam, sei er örtlich zu heftig gewesen.

Womit Bauern ihr Geld verdienen
Rund 2300 Euro im Monat – so viel nahm eine Bauernfamilie je Arbeitskraft im vergangenen Wirtschaftsjahr ein. Fleisch, Milch und Getreide - das sind wichtige Geldquellen. Doch sie sprudelten in den vergangenen Jahren nicht besonders kräftig. Nur ganz allmählich wird es besser. „Die Stimmung ist nicht mehr ganz so trübe“, verkündete Bauernpräsident Joachim Rukwied vor der Grünen Woche in Berlin. Weil die Preise schwanken, hat sich etwa jeder dritte Betrieb weitere Standbeine aufgebaut. Ein Überblick. Quelle: dpa
PflanzenVon Brotweizen über Wein, Kartoffeln und Möhren bis Zuckerrüben: Was 2016 auf deutschen Äckern wuchs, hat einen Wert von 23,9 Milliarden Euro, knapp drei Prozent weniger als im Vorjahr. Das ergibt sich aus Daten der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI). Wichtigste Posten sind Getreide und Futterpflanzen. Quelle: dpa
TiereEbenso wichtig ist, was die Bauern im Stall herstellen: Fleisch, Milch und Eier. Im vergangenen Jahr lag der Produktionswert laut AMI bei 23,5 Milliarden Euro, vier Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. Das lag vor allem am gesunkenen Milchpreis. Aber auch das Fleisch von Rindern, Schweinen und Geflügel sowie Eier wurden günstiger. Tausende Betriebe bieten auch Pferde-Stellplätze, viele sind Reiterhöfe. Quelle: dpa
StromGülle, Mist und Mais werden zu Biogas vergoren, auf dem Scheunendach glänzen Solarzellen und überm Acker drehen sich Windräder: Viele Bauern erzeugen Energie, insgesamt waren es im vorletzten Jahr 8200 Megawatt – die Leistung von etwa vier Atomkraftwerken. „Von Landwirt zum Energiewirt“, war lange ein Schlagwort. Knapp 5,7 Milliarden Euro setzten die Bauern mit Strom um, wie der Bauernverband schätzt. Quelle: dpa
UrlauberNatur und Tiere, frische Lebensmittel und manchmal Mithilfe im Stall - das ist Urlaub auf dem Bauernhof. Rund 10.000 der etwa 280.000 Höfe in Deutschland haben Feriengäste. Die Ferienwohnungen und Gästezimmer werden immer besser gebucht. Besonders im Sommer bleibt auf dem Hof kaum noch ein Bett frei, wie aus Daten der Bundesarbeitsgemeinschaft Urlaub auf dem Bauernhof hervorgeht. Die Umsatzgrenze von einer Milliarde Euro wurde nach einer Studie des Agrarministeriums schon 2011 überschritten. Manche Betriebe mausern sich zu Erlebnisbauernhöfen – mit Kutschfahrten und Maislabyrinth. Quelle: dpa
WaldKnapp die Hälfte des deutschen Waldes ist Privatbesitz, jeder zehnte Hektar gehört nach der Agrarstrukturerhebung einem Landwirt. Die Preise für Holz sind zwar in den vergangenen beiden Jahren leicht gesunken, liegen aber immer noch bis zur Hälfte höher als etwa vor einem Jahrzehnt. Quelle: dpa
HoflädenSie sind für viele ein wichtiger Nebenverdienst. Die Käufer sind oft Stammkunden und bereit, auf dem Hof mehr zu bezahlen als im Discounter – und im Gegenzug den Erzeuger zu kennen und genauer zu wissen, woher ihre Lebensmittel kommen. 1,3 Milliarden Euro nahmen die Bauern 2015 über Direktvermarktung ein, wie eine Untersuchung der AMI ergab. Doch vom neuen Regional-Trend profitieren die Hofläden nicht. Denn auch Supermärkte setzen auf örtliche Marken. Quelle: dpa

Die Preise für Getreide sind dafür nach Angaben des Bauernverbandes etwas besser als im Vorjahr. Brotweizen bringt demnach gut 155 Euro pro Tonne statt der knapp 139 Euro aus dem Vorjahr. Für die Erntezeit wünschen sich die Landwirte nun laut Rukwied eine längere Schönwetterperiode mit nur sanftem Sommerregen.

„Getreide, insbesondere Weizen, ist die Hauptkultur auf deutschen Flächen“, sagte Rukwied. „Das baut fast jeder Landwirt an.“ Gegen Wetterextreme seien die Landwirte weitestgehend machtlos. Man sei bereits dabei, Pflanzen zu züchten, die hitzeresistenter seien und Trockenheit besser aushalten könnten. Doch bis sie auf dem Feld stünden, vergingen noch Jahre.

Obst- und Weinbauern seien von Wetterextremen aber noch deutlich stärker betroffen gewesen, sagte Rukwied. Bei Kirschen werde ein Ernteeinbruch um 61 Prozent gegenüber dem Zehn-Jahres-Durchschnitt erwartet. Derzeit könnten aber nur Wein und Erdbeeren gegen Frostschäden versichert werden. Rukwied forderte angesichts zunehmend extremer Wetterlagen Hilfe für betroffene Bauern und Förderung von Investitionen, die Frostschäden abwenden können - zum Beispiel Frostschutz-Beregnungsanlagen, die durch eine Eisschicht rund um einen Fruchtstand die Temperatur bei null Grad halten.

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