Lebensmittelversorgung Getreideimporte verteuern sich so stark wie seit 2011 nicht mehr

Schon vor dem Ukraine-Krieg sind die Getreidepreise stark gestiegen. Durch die Lage in einem der wichtigsten Exportländer verschärft sich die Situation deutlich.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der Import von Getreide hat sich deutlich verteuert. Quelle: Future Publishing/Getty Images

Der Krieg in der Ukraine treibt die Getreidepreise so stark nach oben wie seit elf Jahren nicht mehr. Die Einfuhrpreise legten im März um 53,6 Prozent zum Vorjahresmonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. „Eine höhere Veränderungsrate hatte es zuletzt im Mai 2011 gegeben“, hieß es dazu. Damals betrug das Plus sogar 74 Prozent, als es unter anderem wetterbedingt Ernteausfälle gab. Die Steigerungen ziehen sich durch alle Getreidearten: Weizen etwa kostete 65,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, Gerste, Roggen, Hafer ebenfalls. Mais verteuerte sich mit 37,4 Prozent nicht ganz so stark.

„Die Preise für importiertes Getreide haben sich allerdings bereits vor dem Ukraine-Krieg deutlich verteuert“, erklärten die Statistiker. Seit Januar 2021 lag der Aufschlag demnach durchweg im zweistelligen Bereich. „Die Gründe für den Preisanstieg sind vielfältig: eine hohe weltweite Nachfrage und ein verknapptes Angebot aufgrund schlechter Wetterbedingungen in wichtigen Anbauländern wie den USA, Kanada, Australien oder Südamerika, hohe Düngemittelpreise und steigende Transport- und Energiekosten“, so das Bundesamt. „Der Ukraine-Krieg hat den Preisanstieg noch zusätzlich verstärkt.“

So stecken in der Ukraine nach Angaben der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) knapp 25 Millionen Tonnen Getreide fest. „Es ist eine nahezu groteske Situation, die wir im Moment in der Ukraine sehen“, sagte FAO-Experte Josef Schmidhuber. Die Getreidemenge könne eigentlich exportiert werde, „kann aber das Land nicht verlassen, einfach wegen der fehlenden Infrastruktur und der Blockade der Häfen“.

2021 wurden mehr als elf Millionen Tonnen Getreide im Wert von 3,2 Milliarden Euro nach Deutschland importiert – davon kamen allerdings nur zwei Prozent aus der Ukraine und Russland. Wichtigstes Importgut beim Getreide ist demnach Weizen: Mit einer Importmenge von 3,9 Millionen Tonnen macht er mehr als ein Drittel der Getreideimporte aus. Tschechien, Polen und Frankreich waren 2021 die Hauptherkunftsländer von Weizen. 70,7 Prozent kamen aus diesen Ländern. Mais ist mit einem Anteil von 26,0 Prozent an den Importen zweitwichtigste Getreideart, gefolgt von Gerste mit 13,4 Prozent.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%