Leibniz-Gutachten Wissenschaftsaufseher rüffeln Ifo-Institut

Der Geschäftsklimaindex des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung gilt als eines der wichtigsten Konjunkturbarometer in Deutschland, Institutschef Hans-Werner Sinn als der wohl meinungsfreudigste Ökonom des Landes. Nun müssen sich Sinn und seine Kollegen von ganz oben gehörig Kritik gefallen lassen.

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Ifo-Chef SInn: "Konjunkturelle Erholung scheint sich zu festigen". Foto: dpa

HB MÜNCHEN. In einem Gutachten des Forschungs-Dachverbandes Wissenschaftsgemeinschaft Leibniz, das der „Wirtschaftswoche“ vorliegt, wird deutliche Kritik an der Forschungsqualität des Ifo-Instituts geäußert. 15 deutsche Ökonomen, die Sinns Einrichtung im Auftrag der Gemeinschaft geprüft haben, bezweifeln, „ob alle politischen Ratschläge des Ifo-Instituts auf ausreichend rigoroser, empirischer Forschung basieren“. Schwächen seien nicht zu übersehen, kritisieren die Juroren, deren Votum für die weitere Finanzierung durch Bund und Länder entscheidend ist. Zwar habe das Institut die Bindung an die Münchner Universität gefestigt; trotz drastischer Etatkürzungen sei es Sinn gelungen, den Ausstoß von Veröffentlichungen ebenso „beeindruckend“ zu vermehren wie die Anzahl von wissenschaftlichen Veranstaltungen und politischer Beratung. Dabei mangele es aber an Forschungsqualität. Insbesondere sei die Qualität der Publikationsleistung zu gering. Ein großer Teil der wissenschaftlichen Werke stamme von einer kleinen Zahl erst jüngst eingestellter Mitarbeiter. Unzufrieden waren die Gutachter mit der „Qualität der Ökonometrie“, die nicht internationalem Standard entspreche. Lob erhält dagegen die Forschungsabteilung „Humankapital und Innovation“, die der Bildungsforscher Ludger Wößmann leitet. Trotz der Kritik sprach sich das Gutachter-Gremium für weitere öffentliche Förderung durch Bund und Länder aus: „Das Ifo-Institut hat das Potenzial, wieder als Research-Institut klassifiziert zu werden.“ Bei der vorangegangenen Evaluierung 1998 war das Institut wegen schlechter Leistungen sogar zu einer „forschungsbasierten Serviceeinrichtung“ degradiert worden.

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