Leopard 2 für die Ukraine Kanzler Scholz und die Panzer – Schlau, aber nicht klug

Olaf Scholz vor einem Leopard 2 im Oktober 2022. Quelle: REUTERS

Nach langem Lavieren entscheidet der Kanzler, Leopard-2-Kampfpanzer an die Ukraine liefern zu lassen. Der Preis mangelnder Führung ist allerdings hoch. Ein Kommentar.

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Bundeskanzler Olaf Scholz ist nach monatelangem Zögern bereit, Leopard-2-Kampfpanzer an die Ukraine liefern zu lassen. Er stellt eine Bedingung: Die USA müssten ihrerseits Panzer vom Typ „Abrams“ zur Verfügung stellen.

Die Entscheidung birgt drei Botschaften, die viel über den Führungsstil des Kanzlers sagen.

Eine Botschaft geht nach innen, an die eigene Bevölkerung. Scholz bremst immer wieder und ist in etwa so zögerlich wie viele Menschen in Deutschland. Er will auch vielen in seiner Partei SPD vermitteln, dass er auf ihrer, auf der eher pazifistischen Seite steht. Nach einer aktuellen Umfrage im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa bewertet die Mehrheit im Land den Plan weiter überwiegend skeptisch.

Eine Botschaft geht in Richtung der Nato-Partner, nach außen. Sie lautet: Wir Deutschen gehen wegen unserer Geschichte nicht voran, aber wir gehen mit und sind teamtauglich.

Die dritte Botschaft geht in Richtung Russlands und der Ukraine. Obwohl es bei allem Zuwarten so wirkte, als nähme Deutschland vor allem die Drohungen von Präsident Putin ernst, gilt doch, dass wir auf der Seite der Ukraine aktiv sind. Die Ukrainer und Ukrainerinnen sollen den Krieg gewinnen.

Dieses Lavieren des Bundeskanzlers funktioniert höchstens mäßig. Jeder Tag Krieg mit mangelnder Ausrüstung der Ukraine bedeutet sehr viel Leid und Tod.

So viele Leopard-2-Panzer haben die europäischen Nato-Staaten

Aus Sicht des Kanzlers selbst verhält er sich zwar schlau. Scholz benutzt das Wort gerne in kleineren Runden. Der Kanzler versucht in alle Richtungen eine passable Botschaft zu schicken und sich abzusichern. Doch klug ist das nicht. Klug wäre Führungsstärke. Es braucht Überzeugungsarbeit, dass sich die Menschen in Deutschland tatsächlich auf die Zeitenwende und ein weniger sicheres Leben einstellen.

Frieden sei das oberste Ziel, rechtfertigen sich viele Bürgerinnen und Bürger. Damit folgen sie ihrem Gewissen, ohne sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein. Sie sparen sich eine Antwort auf die Frage, wie man eine aggressive Regierung wie die russische gewähren lassen kann, ohne über kurz oder lang die eigene Freiheit und Sicherheit zu gefährden. Es ist Führung statt Populismus gefragt.  Es stimmt, dass sich vor einem Jahr eigentlich niemand vorstellen konnte, dass deutsche Kampfpanzer in ein Kriegsgebiet wie in die Ukraine geliefert werden.

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Die deutsche Regierung tut inzwischen oft das Richtige, das Richtige aber zu spät. Bundeskanzler Olaf Scholz muss das, was für Deutschland und in Europa notwendig ist, offen vertreten. Es braucht Führung und es braucht Tempo. Die Nato ist längst dafür bereit.

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