Liberalismus Entlasst die Familien in die Freiheit!

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Liberalismus erschöpft sich nicht in der Ablehnung der Praxisgebühr

Von der Linken reden wir am besten gar nicht. Immerhin konsequent, dass sie die alte DDR-Politik fortführt, hat sich die SED-PDS-WASG-Linke doch nie von ihrer eigenen Vergangenheit distanziert. Entsprechend wabert über ihrer Familienpolitik immer noch der Geist von Margot Honecker, es fehlt nur noch ein Revival der DDR-Wochenkrippen.

Eingereiht in die kollektivistische Familienpolitik haben sich inzwischen auch die Grünen. Was ist nur aus der Partei der Kinderläden geworden? Aus den Zeiten, als Kinder noch täglich spielen mussten, was sie wollten, frei von Zwang, von Autorität. Während man also früher die Kinder von ihren Eltern befreien wollte, warben die Grünen im Wahlkampf mit Plakaten wie „Freiheit für Eltern“ – also Krippe um Eltern von den Kindern zu befreien. Fast wünscht man sich die Zeiten zurück, in denen Kinder noch ihren Namen tanzten, denn heute wollen auch die Grünen sie möglichst bereits nach zwölf Monaten mit Bildung zwangsbeglücken, selbstredend in staatlichen Einrichtungen. Die Wahlverluste der Grünen lassen hoffen, dass dem ein oder anderen aufgegangen ist, dass Bionade lebenslänglich und die Umerziehung zum besseren Menschen doch keine so gute Ideen sind.

Letzte Hoffnung FDP. Am Abend des Wahldebakels stand Christian Lindner vor den Kameras von ARD und ZDF und redete von „wirtschaftlicher Vernunft“ gepaart mit „gesellschaftlicher Liberalität“. Ja, wollte man da begeistert rufen, wenn es denn bei der FDP noch eine Idee gäbe zur Frage einer liberalen Gesellschaft. Wo ist sie denn liebe FDP? Gesellschaftliche Freiheit, liberale Gedanken erschöpfen sich nicht in der Befreiung von der Praxisgebühr oder der Minderung von Steuersätzen für Hoteliers. Und vielleicht wäre es die Chance auf ein Comeback der FDP, wenn man sich wieder damit befassen würde, was der freie Bürger, der Einzelne in dieser Gesellschaft noch wert ist. Wenn man das Subsidiaritätsprinzip nicht nur auf wirtschaftliche Prozesse, sondern auch auf die Verteidigung des Privaten anwenden würde. Wenn man wieder anfängt groß zu denken, frei zu denken. Stiefmütterlich hat man bei den Liberalen vor lauter Wirtschaftsfreundlichkeit vernachlässigt, woher denn noch in 50 Jahren die Freidenker, die Unternehmer, die Risikofreudigen, die Leistungswilligen kommen sollen, wenn wir heute darauf hinarbeiten, jede Motivation, die aus der DIN-Norm fällt im Keim zu ersticken. Denkt man die heutigen, parteiübergreifenden, familienpolitischen Ansätze bis zum bitteren Ende durch, dann findet Familie in 50 Jahren nicht mehr statt. Eigenverantwortung wird ein Fremdwort sein. So schön die Errungenschaften eines Wohlfahrtsstaates auch sind, so werden sie doch zu gesellschaftspolitischem Gift, wenn damit die Eigenverantwortung und der familiäre Zusammenhalt zerstört werden. Wozu noch Kinder groß ziehen, wenn jede Investition in die nächste Generation in der Rente später bestraft, anstatt belohnt wird? Wozu noch Unternehmergeist, wenn jeder Erfolg nur beneidet und besteuert wird? Wozu noch Mitmenschlichkeit und Ehrenamt, wenn nur noch zählt, wer Geld verdient und Steuern zahlt?

Die Lösung unserer familienpolitischen Misere mit immer ärmeren Familien und immer weniger geborenen Kindern liegt also möglicherweise nicht in einem Mehr an Wohlfahrt und staatlicher Rundumbetreuung, sondern in einem Weniger an staatlicher Intervention. Einem Mehr an Freiheit. Nehmt den Familien nicht mehr so viel weg, dann müsst ihr ihnen nicht so viel zurückgeben. Entlasst die Familie in die Freiheit. Man müsste sie alle auf die Barrikaden schicken, wenn die Familien nicht oft schon so eingelullt wären durch das Mantra, das der Staat ihnen angeblich helfe. Stattdessen werfen sie sich in den Staub und danken demütig für die Brotsamen, die man ihnen zuwirft, die ihnen der Staat aber vorher doch selbst erst aus der Tasche gezogen hat.

Wir brauchen keine Wirtschaftsliberalität, wir brauchen eine neue Familienliberalität. Jede Familie eine eigene Versorgungseinheit, eine Widerstandsnest gegen die Vereinnahmungstendenzen des Staates. Vergessen Sie die afrikanischen Dörfer, die man angeblich braucht, um ein Kind groß zu ziehen. Sie sind wieder nur Kollektive, verpackt in afrikanische Steppenromantik. Wir brauchen gallische Dörfer, Freidenker, Widerständler. Familien, die sich füreinander verantwortlich fühlen, aus denen dann Kinder entwachsen, die wirklich individuell gefördert wurden. Dafür braucht es Zeit. Miteinander, nicht nebeneinander. Denn Eigenverantwortung und Zusammenhalt erlernt man nicht im Frontalunterricht, sondern als Wert, der in der Familie weiter gereicht wird.

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