London kämpft gegen Luftverschmutzung Hightech-Tauben auf Patrouille

Tauben, die Ratten der Lüfte, heißt es oft. In London sagt man nun: Tauben, die Retter der Luft. Ein ungewöhnliches Projekt soll auf die extreme Luftverschmutzung der Millionenstadt aufmerksam machen.

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Tauben auf Patrouille: In den Rucksäcken befinden sich ein GPS-Tracker und Sensoren, die Ozon- und Stickoxid-Werte messen. Quelle: DigitasLBi

Tauben mit kleinen Hightech-Rucksäcken patrouillieren drei Tage lang durch Londons Lüfte. In den Rucksäcken: ein GPS-Tracker und Sensoren, die Ozon- und Stickoxid-Werte messen. Alles zusammen wiegt 25 Gramm, gerade einmal so viel wie ein Schokoriegel. Sechs Tauben hat das Unternehmen Plume Labs losgeschickt, um die Luftbelastung an den verschiedensten Orten der Stadt zu messen.

Die Pigeon Air Patrol (zu deutsch: Tauben-Luftpatrouille) sammelt alle nötigen Daten, die dann mit einem Standort versehen an Plume Labs geschickt und veröffentlicht werden. Eine Karte zeigt, in welchem Viertel die Luft in Ordnung ist und wo nicht.

Die Tauben haben auch einen eigenen Twitter-Account. Londoner müssen bloß einen Tweet an @PigeonAir schicken und darin ihr Stadtviertel nennen. Als Antwort gibt es dann die aktuelle Prognose. Die sieht dann zum Beispiel so aus:

Die Idee für die Pigeon Patrol hatten Pierre Duquesnoy und Matt Daniels, die damit den #PoweredByTweets-Contest gewonnen haben. Duquesnoy, der für die Marketing-Agentur DigitasLBi arbeitet, sagte dem "Guardian", er habe sich vom Einsatz der Tauben als Kommunikationsmittel im Ersten und Zweiten Weltkrieg inspirieren lassen. Mehr als das Image der Tauben zu verbessern will Duquesnoy allerdings Londons Luftproblem in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.

In London sterben jährlich rund 9500 Menschen an den Folgen von verschmutzter Luft. Die Acht-Millionen-Metropole wächst und wächst - die Infrastrukturen, besonders die Straßen, werden aber nicht angepasst. Hohe Häuserschluchten und enge Straßen mit viel Verkehr und langen Staus sind geradezu ein Garant für Luftverschmutzung.

Hinzu kommt, dass in der Innenstadt aufgrund der City-Maut zu einem hohen Prozentsatz Taxen und Busse verkehren. Die schwarzen „Black Cabs“ und die roten Doppeldecker werden überwiegend von Dieselmotoren getrieben, die besonders im Stau viel Stickoxide ausstoßen. Die Regierung hat mit günstigen Steuern die Dieselmotoren noch gefördert.

Damit das Experiment nicht nach kurzer Zeit in Vergessenheit gerät, werden auf der Internetseite der Pigeon Patrol bereits menschliche Nachfolger für eine Betaversion des Sensors gesucht. Hobbysportler, wie Läufer, Radfahrer oder Skater sollen dann den Job der Taubenpatrouille testweise weiterführen. „Das ist ein Gesundheits- und Umweltskandal für Menschen – und Tauben“, sagte Duquesnoy. „Wir machen das Unsichtbare sichtbar.“

Taube mit einer Gasmaske Quelle: DigitasLBi

Auch in deutschen Großstädten kommt es in letzter Zeit vermehrt zu schlechten Feinstaubwerten. Wegen der Wetterlage sind Stuttgarter Autofahrer bereits zum vierten Mal innerhalb weniger Monate zum Umsteigen auf Busse und Bahnen aufgefordert, Kaminbesitzer sollen nicht heizen. Aber die Wirkung ist bescheiden.

In der baden-württembergischen Landeshauptstadt wird der Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter besonders häufig überschritten, weil die Stadt in einem Talkessel liegt. In den Statistiken des Umweltbundesamtes ist Stuttgart seit Jahren die Hauptstadt der schlechten Luft.

Vielleicht leiht Stuttgart sich mal die Tauben-Patrouille aus. Mit einer so ungewöhnlichen Idee ist Aufmerksamkeit für das Problem garantiert.

Tiere, die in den Krieg ziehen
HundHunde werden bis heute im Polizeidienst eingesetzt. Der berühmteste Militärhund ist wohl die Weltraumhündin Laika, die 1957 als erstes Lebewesen der Welt von der Sowjetunion mit einem Satelliten ins All geschossen wurde. Das Versuchstier starb bei der Mission. Bereits während des Zweiten Weltkrieges gab es Bemühungen, Hunde für den Militärdienst ausbilden. Die Rote Armee versuchte mit den sogenannten Minenhunden, Panzer der Wehrmacht zu bekämpfen. Dafür brachte man den Tieren bei, sich mit einer Bombe am Körper unter die Panzer zu legen. Das Projekt scheiterte, weil die Hunde kaum in der Lage waren, im Kriegsgefecht russische von deutschen Panzern zu unterscheiden. (Symbolbild) Quelle: dpa/dpaweb
DelfineZehn Kampfdelfine sollen künftig dem ukrainischen Militär bei der Verteidigung des Vaterlandes helfen. Die Säugetiere würden derzeit in der Hafenstadt Sewastopol auf der Halbinsel Krim für mögliche Einsätze trainiert, teilte ein Armeesprecher nach Angaben von Medien in der Ex-Sowjetrepublik mit. Die Tiere sollen im Notfall Waffen aufspüren oder Minen gegen feindliche Schiffe absetzen. In Sewastopol wurden seit 1973 Delfine ausgebildet. Zeitweise soll Moskau über 120 Exemplare verfügt haben. Das Programm wurde nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 unterbrochen. (Symbolbild) Quelle: REUTERS
SeelöwenAuch die U.S. Navy trainiert Delfine und auch Seelöwen für den militärischen Einsatz. Das Programm namens NMMP hat seinen Sitz in San Diego, Kalifornien. Tausende NMMP-Tiere werden hier beherbergt. Erstmalig sind sie für Einsätze im Vietnam- und Irak-Krieg trainiert worden. (Symbolbild) Quelle: dapd
InsektenDie Flugkunst der Insekten hat die Forscher schon immer inspiriert. Das US-Militär hat zum Beispiel eine elektronische Spionagemücke entwickelt, die Gespräche aufzeichnen und fotografieren kann. Auch an der Universität Berkley wurde an dem Projekt gearbeitet. Hier arbeiten die Forscher an einer Elektronikfliege. (Symbolbild) Quelle: dpa/dpaweb
RaubkatzeAn Roboter-Raubkatzen arbeitet das US-Militär. Der erste Versuch, die Spionage-Katze "Acustic Kitty", die vom CIA mit teurem Abhörgerät ausgestattet wurde, war eine echte Pleite. Die Maschine wurde von einem Auto überfahren. Das neueste Projekt aus den USA ist Cheetah, eine Roboter-Katze, die schneller rennt als der Olympia-Sieger im Sprint Usain Bolt. 45 Kilometer pro Stunde schafft die elektronische Raubkatze. (Symbolbild) Quelle: REUTERS
BienenSogar Honigbienen werden in geheimen, amerikanischen Testlaboren für künftige Kriegseinsätze abgerichtet. Die Körper der pelzigen Insekten sollen in Wallung geraten und anfangen zu zittern, sobald sie Sprengstoff wittern. Der Kriegseinsatz von Bienen ist nicht neu. Bereits im Mittelalter hat man die Insekten als Waffen eingesetzt. Sie wurden neben Pech und Schwefel in Körben von hohen Mauern heruntergeschmissen. (Symbolbild) Quelle: dpa
KanarienvögelIn Korea sollen schon Kanarienvögel als Frühwarnsysteme bei Gasangriffen zum Einsatz gekommen sein. Die Nordkoreaner hatten Tunnel nach Südkorea gegraben, die von den Südkoreaner aus Angst vor Gasangriffen streng überwacht wurden. Sobald ein Kanarienvogel von der Stange fiel, wussten sie, dass es Zeit was, Gasmasken aufzusetzen. (Symbolbild) Quelle: dpa
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