Männlich, selbstständig, unerfahren Das ist der typische AfD-Parlamentarier

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Rechter Flügel der AfD in Magdeburg

Besonders viel diskutiert worden ist im Vorfeld der Wahl über die Gesinnung der Kandidaten in den einzelnen Bundesländern. Die einfache Zusammenfassung lautete dabei: In Sachsen-Anhalt ist die AfD ein rechter Haufen, im Westen eher friedlich. Schaut man sich nun die gesamte Kandidatenschar an, dann muss das Bild ein Stück weit verändert werden.

So macht der Blick auf die Strukturdaten deutlich, dass die AfD in Rheinland-Pfalz sowohl beim Frauenanteil als auch beim beruflichen Hintergrund und der Altersstruktur am ehesten den etablierten Parteien gleicht. Das legt auch die weitere Recherche nahe.

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von Marc Etzold

So gibt es mit Ausnahme des kurzen Abstechers des Spitzenkandidaten Uwe Junge zur Partei „Die Freiheit“ kein Hinweis in den Biografien der Kandidaten, an der demokratischen Ausrichtung zu zweifeln. Nur zwei der 14 Fraktionsmitglieder gehören zudem zu den veröffentlichten Erstunterzeichnern der „Erfurter Resolution“, die im vergangenen Jahr die Spaltung der Partei einläutete und bis heute als Gradmesser dafür gelten kann, wer sich dem rechtsnationalen Flügel zuordnet.

Die Abgeordneten aus Sachsen-Anhalt entsprechen in dieser Hinsicht so sehr dem Klischee, wie sie sich in den Strukturdaten vom Durchschnittsparlamentarier unterscheiden: radikal. 13 Abgeordnete oder 54 Prozent der Fraktion haben sich bereits im vergangenen Jahr zum rechten Flügel der Partei bekannt.

Die Fraktion in Baden-Württemberg ist hingegen die widersprüchlichste der drei. Einerseits überlebt hier mehr alte Anti-Euro-AfD als in den anderen Ländern, zugleich aber gibt es hier auch einige sehr überzeugte Rechtsausleger.

Das zeigt am Anteil der Resolutionsunterzeichner, der mit 39 Prozent deutlich über dem Anteil in Rheinland-Pfalz liegt. Mit der Abgeordneten Christina Baum ist hier zudem eine direkte Höcke-Vertraute Teil der Fraktion, die Zahnärztin sprach sogar schon bei dessen berüchtigten Veranstaltungen in Erfurt.

Neben ihr gibt es eine Handvoll weiterer Abgeordneter, die bereits durch krude Verschwörungswerke aufgefallen sind oder denen zumindest von linksautonomen Kreisen eine große Nähe zu radikalen Splittergruppen wie der Identitären Bewegung nachgesagt wird.

Diese Informationen sind zwar mit Vorsicht zu beurteilen, deuten aber zumindest darauf hin, dass es in dieser Fraktion vielleicht am ehesten zu inneren Konflikten kommen könnte.

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