
Die SPD will den Steuerbonus bei hohen Managergehältern per Gesetz begrenzen und erhöht damit im Wahljahr den Druck auf die Union. Die Sozialdemokraten legten am Mittwoch einen Gesetzentwurf vor, den sie aber ohne den Koalitionspartner CDU/CSU nicht umsetzen können.
Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) sagte, es sei eine Frage der Gerechtigkeit, dass die Politik gegen ausufernde Gehälter und Pensionen von Topmanagern vorgehe. Wer mehr Verantwortung trage, solle auch mehr verdienen als andere. „Aber wenn Vergütungen und Boni in Millionenhöhe gezahlt werden, obwohl Gewinne sinken oder Beschäftigte entlassen werden müssen, haben die Menschen zu Recht das Gefühl, dass dort jedes Maß verloren gegangen ist“, sagte Maas.
Nun hat aber nicht der zuständige Justizminister, sondern die SPD-Bundestagsfraktion einen Gesetzesvorschlag erarbeitet. Das soll Zeit sparen, damit die Regeln - wenn die Union mitspielt - noch vor dem Sommer durch den Bundestag kommen. So soll bei Aktiengesellschaften die steuerliche Absetzbarkeit bei variablen Gehaltsbestandteilen auf jeweils 500.000 Euro begrenzt werden.
So viel verdienten einzelne Berufsgruppen
Für den aktuellen Gehaltsreport hat die Jobseite Stepstone die Gehaltsdaten von rund 50.000 Fach- und Führungskräfte ausgewertet, die an einer Online-Befragung teilgenommen haben. Die angegebenen Durchschnittsgehälter sind Bruttojahresgehälter mit allen variablen Bezügen (Boni, Prämien, Weihnachtsgehalt usw.). Aus Gründen der Vergleichbarkeit wurden nur Angaben von Arbeitnehmern in Vollzeit berücksichtigt.
Die Durchschnittsgehälter sind außerdem nach Unternehmensgröße gestaffelt: kleine Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern, mittlere Unternehmen mit bis zu 1000 Mitarbeitern und große Unternehmen ab 1000 Mitarbeitern.
Unabhängig von der Fachrichtung und der Position, verdienen Ärzte in kleinen Krankenhäusern im Schnitt 79.434 Euro brutto im Jahr. In mittleren Kliniken sind es 90.194 Euro. Überraschend: In großen Krankenhäusern mit mehr als 1000 Angestellten liegt das durchschnittliche Gehalt eines Arztes nur noch bei 83.570 Euro brutto.
Rechtsanwälte in kleinen Kanzleien können - unabhängig vom Rechtsgebiet - mit einem Durchschnittsgehalt von 51.625 Euro brutto im Jahr rechnen. Bei den Juristen gilt laut der Statistik: Je größer, die Kanzlei, desto höher die Bezüge. In mittleren Häusern gibt es 69.417 Euro brutto, in den ganz großen 78.947 Euro im Jahr.
Auch bei Banken spielt die Größe eine Rolle: Wer in einer kleinen Bank arbeitet, bekommt im Mittel 65.772 Euro brutto im Jahr. In einem ganz großen Haus sind es dagegen im Schnitt 75.574 Euro brutto.
Ingenieure verdienen in Deutschland im Jahr zwischen 58.741 Euro brutto und 72.531 Euro brutto - abhängig von der Größe des Unternehmens. Fachrichtungen, Dienstalter und Position sind hierbei nicht berücksichtigt.
Auch in der IT-Branche spielt es nicht nur eine Rolle, was man kann, sondern für wen man arbeitet: In kleinen Unternehmen gibt es im Schnitt 55.781 Euro brutto, in großen 70.407 Euro brutto.
Ähnlich groß ist die Spanne im Finanz- und Rechnungswesen: Im kleinen Betrieb bekommen Controller durchschnittlich 55.394 Euro brutto, in mittleren sind es 60.542 und in großen Unternehmen 70.213 Euro.
Die Mitarbeiter aus dem Vertrieb und Verkauf, die an der Umfrage teilgenommen haben, bekamen im Schnitt 52.117 Euro brutto im Jahr, wenn sie in einem kleinen Unternehmen tätig waren. Bei mittleren Unternehmen gab es im Schnitt 60.150 Euro und 67.959 bei großen Arbeitgebern.
Angestellte aus dem Versicherungswesen bekamen im Durchschnitt 50.291 Euro brutto in kleinen und 61.409 Euro brutto in großen Unternehmen.
Wer vergangenes Jahr in der naturwissenschaftlichen Forschung und dem Labor gearbeitet hat, verdiente zwischen 50.067 und 63.318 Euro brutto - abhängig von der Größe des Arbeitgebers.
Angestellte aus Marketing und Kommunikation verdienten im vergangenen Jahr zwischen 46.771 und 63.051 Euro brutto.
HR-Experten und Angestellte aus dem Personalwesen verdienten im letzten Jahr zwischen 50.028 und 60.741 Euro brutto.
Mitarbeiter aus Einkauf und Logistik bekamen im Durchschnitt 45.958 Euro in kleinen, 54.767 Euro in mittleren und 63.978 Euro brutto in großen Unternehmen.
Designer und Architekten beziehungsweise deren Angestellten verdienten im letzten Jahr zwischen 41.542 und 60.420 Euro brutto.
Mitarbeiter mit einem technischen Ausbildungsberuf verdienten vergangenes Jahr zwischen 46.310 Euro und 57.924 Euro brutto.
Im Handwerk verdienten Mitarbeiter vergangenes Jahr durchschnittlich zwischen 36.161 und 43.807 Euro, je nach Größe des Betriebs.
Mitarbeiter aus dem Bereich Administration und Sekretariat verdienten zwischen 37.962 und 47.948 Euro brutto im Jahr.
Wer im Bereich Bildung und Soziales arbeitet, verdiente vergangenes Jahr zwischen 37.962 und 45.971 Euro brutto.
In den Bereichen Pflege, Therapie und Assistenz gab es zwischen 32.638 Euro und 41.798 Euro brutto im Jahr.
Zudem soll der Aufsichtsrat eine „Höchstgrenze“ für das Verhältnis zwischen Gesamtvergütung der einzelnen Vorstandsmitglieder und dem durchschnittlichen Einkommen eines Arbeitnehmers im Unternehmen festlegen. Fraktionschef Thomas Oppermann kritisierte, dass Vorstände teilweise das 50- oder 100-fache eines normalen Facharbeiters verdienten. Bei Managementfehlern, die SPD spricht von „Schlechtleistung“, soll der Aufsichtsrat Boni kürzen können: „Schlechte Leistungen dürfen nicht auch noch prämiert werden“, sagte Oppermann.
Nachdem am Wochenende Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) sich offen für einen Kompromiss mit den Sozialdemokraten zeigte, ging der Wirtschaftsflügel der Union auf Konfrontationskurs. Vize-Fraktionschef Michael Fuchs (CDU) sagte dem „Handelsblatt“: „Wir haben in der Koalition prominent beschlossen, dass es keine Steuererhöhungen geben wird. Wer die steuerliche Absetzbarkeit begrenzt, der erhöht die Steuern.“ Im Koalitionsvertrag hatten Union und SPD nur beschlossen, dass die Hauptversammlung mehr Macht bei den Vergütungen erhält. Auch Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ist zurückhaltend und verweist auf hohe verfassungsrechtliche Hürden.
Die SPD, die im Wahlkampf auf das Thema soziale Gerechtigkeit setzt, war bei den Managergehältern zuletzt durch die Vorgänge bei Europas größtem Autobauer VW in die Defensive geraten. Die SPD ist im VW-Aufsichtsrat durch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und Wirtschaftsminister Olaf Lies vertreten. Das Land ist VW-Großaktionär. Beide trugen mit, dass die VW-Vorstandsfrau und frühere SPD-Politikerin Christine Hohmann-Dennhardt nach nur 13 Monaten Arbeit mit zwölf Millionen Euro Abfindung das Unternehmen verlässt.