Managergehälter Das Ende der Gehaltsexzesse naht

Jetzt wird es ernst: Die Schweiz entscheidet per Volksabstimmung über ein Verbot von Abfindungen, die EU will Banker-Boni deckeln, VW-Chef Winterkorn wird zum Gehaltsverzicht genötigt. Doch sollte der Staat wirklich in die Gehaltsstrukturen der Bosse eingreifen?

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Thomas Minder Quelle: Laif

Am liebsten würde Thomas Minder es wohl jedem Schweizer persönlich sagen: "Wir müssen der Abzockerei der Top-Manager einen Riegel vorschieben!" Es ist Anfang Februar, Minder ist in das Städtchen Grenchen gekommen, irgendwo im dicht besiedelten Nirgendwo zwischen Zürich und Bern, wo die Schweiz wie das Frankfurter Umland aussieht und die Menschen ihr Geld tatsächlich mit dem Zusammenbauen von Uhren verdienen.

Auf dem Dachboden des Heimatmuseums haben sich rund 40 Nachwuchspolitiker der Grünen versammelt. Sie wollen sich auf eine gemeinsame Linie zu der aufsehenerregenden Initiative Minders einigen, über die die Schweizer am 3. März in einer Volksabstimmung entscheiden. Minder, Unternehmer aus Schaffhausen, schwört sie ein: "Es kann nicht sein, dass Manager das Geld der Aktionäre vernichten und dann auch noch einen goldenen Handschlag dafür kassieren." Die Grünen jubeln – so wie die meisten ihrer Landsleute.

So viel Regelungswut ist selten

Dabei müsste das, was der Mundwasserfabrikant Minder fordert, den liberalen Schweizern vorkommen wie der Vorhof des Sozialismus: In der Verfassung soll festgeschrieben werden, dass Abfindungen und Antrittsprämien für Manager unzulässig sind. Vorstände von börsennotierten Unternehmen sollen sich ihr Gehalt von der Hauptversammlung jedes Jahr genehmigen lassen. So viel Regelungswut war selten zwischen Boden- und Genfer See. Die Unternehmensverbände in der Schweiz sorgen sich schon um die Wettbewerbsfähigkeit ihres Landes, denn im Herbst steht eine weitere heikle Abstimmung an.

Die "1:12-Initiative" der Jungsozialisten will erreichen, dass Chefsaläre generell auf das Zwölffache des geringsten Lohns in einem Unternehmen beschränkt werden. Nostalgisch erinnern Manager sich an die Zeiten, als die Schweizer in einer Abstimmung freiwillig auf mehr Urlaub verzichteten, weil das der Wirtschaft geschadet hätte. Tempi passati.

Argumente statt Geld!

Ein Signal für Europa

Nicht nur für die Schweiz, sondern für ganz Europa könnte von der Volksabstimmung am 3. März ein Signal ausgehen: dass die Politik vor Eingriffen in die konkrete Unternehmenspolitik nicht mehr haltmacht, um ihre Gerechtigkeitskonzepte zu realisieren. Denn zugleich werden die Pläne der EU immer konkreter, im Rahmen der nächsten Runde der Bankenregulierung auch die Höhe von Bonuszahlungen zu begrenzen. VW-Chef Martin Winterkorn, bestbezahlter deutscher Manager, ist bereits vor dem öffentlichen Druck eingeknickt und will sein Gehalt nun freiwillig senken.

Für Revoluzzer Minder sind solche Schritte überfällig. Nachdem er die Jung-Grünen anderthalb Stunden unter rhetorischen Dauerbeschuss genommen hat, geht es in ein nahes Café. Weinrot gepolsterte Holzmöbel, Kurortatmosphäre, er könnte jetzt durchschnaufen. Zur Ruhe kommt Minder dennoch nicht. Seit fast einem halben Jahr tourt er nun unentwegt durch die Schweizer Kantone, spricht vor Versammlungen und in jede Kamera, inzwischen ist der Kampf gegen die Selbstbedienung in den Chefetagen zu seinem Lebensinhalt geworden. Die Bedienung stellt den Kaffee vor ihm ab. "Danke", sagt Minder, hält kurz inne. Dann: "Wir dürfen den Abzockern keine Hintertüre offen lassen."

Hohe Abfindungen trotz Pleite

Welche Vorstandschefs ihr Geld wert sind
Kurt Bock, Vorstandsvorsitzende des Chemiekonzerns BASF spricht in Mannheim bei einer Hauptversammlung Quelle: dpa
Kurt Bock, Vorstandsvorsitzender des Chemiekonzerns BASF Quelle: dpa
Martin Blessing, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank Quelle: dapd
Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG Quelle: dpa
Norbert Reithofer, Vorstandsvorsitzender von BMW Quelle: dpa
Peter Löscher, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG Quelle: dpa
Dieter Zetsche, Vorstandschef Daimler AG Quelle: REUTERS

Dafür kämpft Minder seit knapp zehn Jahren. Damals war er auf das Geschäft seiner Trybol AG konzentriert, die Zahnpasta und Mundwasser herstellt. Minder hatte sie von seinem Vater übernommen. Dann kam der Fall Swissair. Die Fluggesellschaft ging pleite und auch Minders Unternehmen kam ins Trudeln. Trybol war Lieferant für die Swiss, jetzt sollten versprochene Millionenzahlungen der Insolvenz zum Opfer fallen. Zugleich wurde bekannt, dass der letzte Vorstandschef der Swiss, Mario Corti, eine hohe Abfindung erhalten sollte. Letztlich lösten Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter den finanziellen Engpass bei Trybol. Minders heiliger Eifer blieb.

Eine bundesweite Empörungswelle wie in der Schweiz ist in Deutschland zwar nicht abzusehen, viele Unternehmer scheinen dennoch zu fürchten, dass sie bald kommen könnte. Wenige Tage nachdem bekannt geworden war, dass VW-Chef Martin Winterkorn für das vergangene Jahr mit einem Salär von bis zu 20 Millionen Euro rechnen könne, nahm der Geschmähte selbst Abstand. Das sei "nicht zu vermitteln", sagte er in einem Interview mit dem "Spiegel"; jetzt will der Aufsichtsrat die Zahlung auf 14 Millionen Euro reduzieren.

"Die Toleranz ist gesunken"

Gerade im Wahljahr 2013 spitzt sich die Gerechtigkeitsdebatte zu, weil die Einkommen an der Basis und Spitze von Unternehmen seit Jahren immer weiter auseinanderdriften. SPD-Finanzexperte Joachim Poß konstatiert: "Die Toleranz gegenüber astronomischen Managergehältern ist extrem gesunken." In Umfragen geben immer mehr Menschen an, sie hielten die Einkommensverteilung für ungerecht. Auch in wirtschaftsnahen Kreisen wächst die Skepsis, vor allem wenn Unternehmenserfolg und Bezahlung auseinanderfallen: "Es kann doch nicht sein, dass die Deutsche Bank weit mehr Geld für Boni ausschüttet als an Dividende.

"Da muss man gegebenenfalls eine gesetzliche Regelung finden", sagt Michael Fuchs, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU im Bundestag. Zum Jubiläum der Corporate-Governance-Kommission im vergangenen Sommer warnte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) die versammelten Unternehmenslenker: "Die Eieruhr läuft leise, aber unaufhaltsam" – wenn die Konzerne nicht bald aufs Tempo drückten, müsse die Politik wohl oder übel einschreiten.

Bezüge steigen weiter

Noch bevorzugen Wirtschaft und weite Teile der Politik eine Selbstbeschränkung der Unternehmen. Doch die Zahlen sprechen gegen sie. Um 6,8 Prozent stiegen die Vorstandsbezüge der größten deutschen Unternehmen im Geschäftsjahr 2011, im Jahr davor sogar um elf Prozent. Knapp zwei Drittel der Firmen zahlten ihren Top-Leuten höhere Salärs, 38 Prozent kürzten die Zuwendungen. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Untersuchung der Unternehmensberatung Kienbaum hervor, die der WirtschaftsWoche exklusiv vorliegt. Die Studie analysiert die Bezüge von insgesamt 4494 Vorständen der größten Aktiengesellschaften und GmbHs mit über 250 Millionen Euro Umsatz oder mehr als 1000 Mitarbeitern.

In der Finanzkrise sollten die Boni gestoppt werden

Dabei sollte die Dynamik bei den Chefgehältern nach der Finanzkrise eigentlich gestoppt werden. 2009 beschloss der Bundestag mehrere Regelungen, das "Gesetz zur Angemessenheit der Vergütung von Vorständen" sollte die Anreizsysteme nachhaltiger gestalten. Weitere Vorschriften sollten bei Bankmitarbeitern die variablen Gehaltsanteile verringern und die Aufsicht stärken.

Insgesamt konstatieren Fachleute zwar, dass heute mehr Gehaltsdetails der Konzernlenker bekannt sind. Viel transparenter ist das System dennoch nicht geworden. Grundgehälter und Nebenleistungen sind heute problemlos nachvollziehbar. Die Unternehmen weisen diese transparent und individuell für jedes Vorstandsmitglied im Geschäftsbericht aus. 2011 lag der durchschnittliche "Fixlohn" eines Dax-Vorstandschefs bei 1,36 Millionen Euro. Hinzu kommen opulente Nebenleistungen, wie etwa Dienstwagen, Villa, Personal oder Leibwächter.

Millionenschwere Rückstellungen für Ruheständler

Was Vorstandsvorsitzende verdienen und wie sich ihr Gehalt zusammensetzt

Doch schon bei Pensionsansprüchen wird es wieder kompliziert, wie der Fall des ehemaligen TUI-Chefs Michael Frenzel zeigt. Als notorischer Wertvernichter verschrien, kassiert er seit seinem Amtsende 2012 ein jährliches Ruhestandsgehalt von mindestens 800 000 Euro, insgesamt betragen die Rückstellungen des Konzerns für die Pensionen ausgeschiedener Vorstände 45 Millionen Euro. Während sich die Zahlungen früher recht übersichtlich am Grundgehalt orientierten, sind sie heute in das komplizierte System von Gehalt, Bonus und Aktienpaketen eingebunden. Üblich sind dynamisch wachsende Altersbezüge, die je nach Betriebszugehörigkeit und Alter zweistellige Millionenwerte erreichen können. Daimler-Chef Dieter Zetsche etwa kann trotz bisher mäßiger unternehmerischer Erfolge mit insgesamt 29,6 Millionen Euro Rente rechnen – so zumindest die Höhe der Rückstellungen, die Daimler für den Senior Zetsche gebildet hat.

Was belohnt wird ist nicht nachvollziehbar

Noch komplizierter wird es bei den variablen Vergütungsanteilen. Jährliche erfolgs- und leistungsabhängige Boni, die sich nach der Entwicklung von Umsatz, Ergebnis oder Cash-Flow des abgelaufenen Geschäftsjahres richten, sind von der Transparenz her zwar kein Problem, weil zum Ende des Geschäftsjahres feststeht, welche Summe auf dem Scheck für den Vorstand steht. Bloß: Was da genau belohnt wird, ist oft kaum nachvollziehbar.

Bei VW-Chef Winterkorn etwa trieb letztlich die Übernahme von Porsche das Salär in die nun kritisierten Höhen. Die Übernahme war während der Finanzkrise zu einem moderaten Preis vereinbart worden. Weil seither der Wert von Porsche stieg, ergab sich bei der Vollkonsolidierung der Tochter 2012 ein buchhalterischer Ertrag von 10,4 Milliarden Euro. Weitere 1,9 Milliarden Euro "verdiente" VW durch die Neubewertung der 2009 für den Kauf der übrigen Porsche-Anteile vereinbarten Optionen. Diese Einmalgewinne machen mit gut zwölf Milliarden Euro rund die Hälfte des geschätzten Jahresüberschusses aus – sorgen aber gleichzeitig dafür, dass Winterkorn endgültig ausgesorgt hat.

Aktienoptionen machen Vergütungen zur Wundertüte

Die Gehälter der 30 Dax-Vorstände
Kurt Bock (BASF) Quelle: dpa
Martin BlessingUnternehmen: Commerzbank Nettogewinn 2011: 638,00 Millionen Euro Vergütung des Vorstandschefs 2011: 500.000 Euro Vergütung in Prozent des Nettogewinns 2011: 0,08 Relative Performance im Branchenvergleich: 13,3 Prozent
Martin Winterkorn (Volkswagen) Quelle: dapd
Norbert Reithofer Quelle: dpa
Peter Löscher (Siemens) Quelle: dpa
Dieter Zetsche (Daimler) Quelle: dapd
Michael Diekmann Quelle: dpa

Vollends zur Wundertüte werden Vorstandsvergütungen in Form von Aktienoptionen. Dabei haben Vorstände die Möglichkeit, Aktien des eigenen Unternehmens zu erwerben, die sie erst nach Erreichen eines bestimmten Kursziels weiterverkaufen dürfen. Doch der Wert solcher Optionen hängt nicht nur am individuellen Unternehmenserfolg, sondern auch am Markt- und Konjunkturumfeld.

Manche glauben sogar, dass die wachsende Transparenz Gehaltsexzesse mit ausgelöst habe. "Erst seitdem Vorstandsvergütungen veröffentlicht werden, hat ein Wettlauf zu immer astronomischeren Summen stattgefunden", sagt Ulrich Tödtmann, Professor für Arbeitsrecht an der Universität Mannhein. "Unterstützt von Vergütungsberatern und durch horizontale Vergleiche forderten die Vorstände immer mehr – und bekamen es auch."

Vergleichbar mit hochbezahlten US-Vorständen

Ein Beispiel dafür ist der Pharmamanager Daniel Vasella. Von 1996 bis 2010 führte er den Basler Novartis-Konzern und installierte dort ein Vergütungssystem, das ihm umgerechnet 300 Millionen Euro einbrachte. Mithilfe eines finanziell gefügig gemachten Aufsichtsrates bildete er erst einen als transparent gefeierten Vergütungsbeirat – um sich dann selbst an die Spitze zu setzen. Immer wieder gab es erstaunliche Parallelen zwischen Gehaltssteigerungen von Vasella und Aufsichtsrat. Auch die Vergütungsberater von Towers Watson spielten eine unrühmliche Rolle: Vasellas Vergütungskonzept hatten sie so strukturiert, dass als Vergleichsgruppe fast ausschließlich hochbezahlte US-Vorstände dienten.

Es sind Auswüchse wie diese, die in der Schweiz die Volksseele zum Brodeln gebracht haben. Auch in Deutschland schützt deshalb das transparenteste Vergütungssystem nicht vor neuem Volkszorn. Denn was Bürger und zunehmend auch Politiker auf die Palme bringt, ist längst nicht mehr nur das Anreizsystem, sondern die absolute Höhe der Gehälter. SPD-Mann Poß beschreibt, wie sich seine Wahrnehmung verschoben hat. Lange sei er "kein Freund gesetzlicher Höchstgrenzen gewesen, weil sie verfassungsrechtlich kaum durchzusetzen wären". Das sieht er inzwischen anders: "Wenn ein CEO das 250-Fache eines normalen Angestellten verdient, ist das nicht mehr vermittelbar."

In keinem Verhältnis zum Rest der Belegschaft

Auch in der Koalition wächst die Ungeduld: "Es kann nicht sein, dass Gehälter und Boni einiger Spitzenverdiener in keinem Verhältnis mehr zum Rest der Belegschaft stehen", sagt CDU-Politiker Fuchs. Sogar in der Wirtschaft gibt es inzwischen ein Umdenken. Der neue BDI-Chef Ulrich Grillo sprach sich im Januar für eine fixe Gehaltsobergrenze aus.

Wo diese Grenze sinnvollerweise liegen könnte, darüber wird allerdings heftig gestritten. Es ist kaum möglich, einen Wert festzusetzen, der für alle Branchen nachvollziehbar wäre, zu unterschiedlich sind die unternehmerischen Realitäten. Geschäftsmodell und Eigentümerstruktur spielen eine wichtige Rolle. "Adidas unterliegt kurzfristigen Modetrends, E.On dagegen arbeitet mit Investitionen, die über drei Jahrzehnte und mehr laufen", sagt Alexander von Preen, Vergütungsexperte bei Kienbaum. "Die Zielvorgaben des Aufsichtsrats an den Vorstand müssen den Erfordernissen des Geschäftsmodells und den strategischen Vorgaben entsprechen."

Reformvorschläge liegen auf dem Tisch

Präsident François Hollande Quelle: dpa

Entscheidend ist zudem, ob unter den Eigentümern Private-Equity-Investoren sind. "Steht eine Familie hinter dem Unternehmen, werden Sicherheit und Nachhaltigkeit stärker belohnt", sagt Sabine Hansen, Personalberaterin bei Amrop Delta. Private-Equity-Investoren dagegen geht es um das Steigern des Unternehmenswerts, um den Betrieb profitabel losschlagen zu können. Ist es so weit, werden die Vorstände am Exit meist beteiligt und können ein Mehrfaches ihres Gehalts erreichen.

Konkrete Reformvorschläge liegen auf dem Tisch. Seit Jahren versucht die Corporate-Governance-Kommission, die Unternehmen zur Mäßigung zu bewegen – bisher offensichtlich ohne großen Erfolg. Das könnte sich nun angesichts des wachsenden Drucks ändern. In ihren jüngsten Reformvorschlägen plädiert die Kommission dafür, die Gesamtversorgung für jedes einzelne Vorstandsmitglied zu deckeln. Ist ein Maximalbetrag erreicht, sollen Pensionszahlungen zusammengestrichen werden. Dasselbe gilt für erfolgsabhängige Boni. Um Ausreißer zu vermeiden, sollen die Vergütungen an die Gehälter des oberen Führungskreises gebunden werden und in einem bestimmten Verhältnis zur "relevanten Gesamtbelegschaft" stehen, wie es in den Empfehlungen heißt. Bei forschungsintensiven Unternehmen könnten das zum Beispiel die Forscher sein, auf die der Betrieb dringend angewiesen ist.

EU will Boni auf die Fixgehälter beschränken

Ob das genügt, um Politik und Volksseele zu beruhigen? Viele Manager fürchten das Szenario Blessing: Als die Commerzbank zwischen 2009 und 2011 überwiegend in Staatshand war, musste der Chef sich mit 500 000 Euro im Jahr begnügen. Frankreichs Präsident François Hollande hat diese Grenze bereits für alle Staatskonzerne gesetzt, der Rest der Wirtschaft soll – in anderer Höhe – folgen. In ganz Europa könnte es zudem 2014 den Bankern ans Portemonnaie gehen. Im Zuge der Basel-III-Regeln will die EU die Boni auf die Höhe der Fixgehälter beschränken. Für SPD-Mann Poß nur der Anfang: "Wir brauchen eine gesetzliche Eindämmung für die gesamte Wirtschaft, nicht nur für die Finanzindustrie." Auch in der Koalition werden die Gedankenspiele konkreter: "Man muss gegebenenfalls eine gesetzliche Regelung finden, die die Boni-Zahlungen unterhalb der Dividendenausschüttung beschränkt", sagt CDU-Politiker Fuchs.

Angst vor schlechter PR

Die Schweiz zeigt, dass es nicht viel braucht, um aus Gedankenspielen Gesetzesvorhaben zu machen. Drei Wochen vor der Abstimmung über die "Abzockerinitiative" gab die UBS einen Jahresverlust von 2,5 Milliarden Euro bekannt – zugleich schüttet das Geldhaus Boni in eben dieser Höhe aus. Bei der Credit Suisse vertagte man die Veröffentlichung der Boni auf einen Termin nach der Abstimmung, aus Sorge vor schlechter PR.

Das übernahm stattdessen Ex-Novartis-Chef Daniel Vasella. Wegen seines exorbitanten Jahressalärs ohnehin Lieblingsfeind der Abzocker-Bewegung, wurde Mitte des Monats bekannt, dass Vasella sich nach seinem Abgang Anfang des Jahres ein Konkurrenzverbot über sechs Jahre mit 59 Millionen Euro hatte versilbern lassen. Drei Tage später machte er einen Rückzieher, die Aufregung blieb.

Nach jüngsten Umfragen kann Rebell Minder nun bei der Volksabstimmung mit über 60 Prozent der Stimmen rechnen.

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