Managergehälter Das Ende der Gehaltsexzesse naht

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In der Finanzkrise sollten die Boni gestoppt werden

Dabei sollte die Dynamik bei den Chefgehältern nach der Finanzkrise eigentlich gestoppt werden. 2009 beschloss der Bundestag mehrere Regelungen, das "Gesetz zur Angemessenheit der Vergütung von Vorständen" sollte die Anreizsysteme nachhaltiger gestalten. Weitere Vorschriften sollten bei Bankmitarbeitern die variablen Gehaltsanteile verringern und die Aufsicht stärken.

Insgesamt konstatieren Fachleute zwar, dass heute mehr Gehaltsdetails der Konzernlenker bekannt sind. Viel transparenter ist das System dennoch nicht geworden. Grundgehälter und Nebenleistungen sind heute problemlos nachvollziehbar. Die Unternehmen weisen diese transparent und individuell für jedes Vorstandsmitglied im Geschäftsbericht aus. 2011 lag der durchschnittliche "Fixlohn" eines Dax-Vorstandschefs bei 1,36 Millionen Euro. Hinzu kommen opulente Nebenleistungen, wie etwa Dienstwagen, Villa, Personal oder Leibwächter.

Millionenschwere Rückstellungen für Ruheständler

Was Vorstandsvorsitzende verdienen und wie sich ihr Gehalt zusammensetzt

Doch schon bei Pensionsansprüchen wird es wieder kompliziert, wie der Fall des ehemaligen TUI-Chefs Michael Frenzel zeigt. Als notorischer Wertvernichter verschrien, kassiert er seit seinem Amtsende 2012 ein jährliches Ruhestandsgehalt von mindestens 800 000 Euro, insgesamt betragen die Rückstellungen des Konzerns für die Pensionen ausgeschiedener Vorstände 45 Millionen Euro. Während sich die Zahlungen früher recht übersichtlich am Grundgehalt orientierten, sind sie heute in das komplizierte System von Gehalt, Bonus und Aktienpaketen eingebunden. Üblich sind dynamisch wachsende Altersbezüge, die je nach Betriebszugehörigkeit und Alter zweistellige Millionenwerte erreichen können. Daimler-Chef Dieter Zetsche etwa kann trotz bisher mäßiger unternehmerischer Erfolge mit insgesamt 29,6 Millionen Euro Rente rechnen – so zumindest die Höhe der Rückstellungen, die Daimler für den Senior Zetsche gebildet hat.

Was belohnt wird ist nicht nachvollziehbar

Noch komplizierter wird es bei den variablen Vergütungsanteilen. Jährliche erfolgs- und leistungsabhängige Boni, die sich nach der Entwicklung von Umsatz, Ergebnis oder Cash-Flow des abgelaufenen Geschäftsjahres richten, sind von der Transparenz her zwar kein Problem, weil zum Ende des Geschäftsjahres feststeht, welche Summe auf dem Scheck für den Vorstand steht. Bloß: Was da genau belohnt wird, ist oft kaum nachvollziehbar.

Bei VW-Chef Winterkorn etwa trieb letztlich die Übernahme von Porsche das Salär in die nun kritisierten Höhen. Die Übernahme war während der Finanzkrise zu einem moderaten Preis vereinbart worden. Weil seither der Wert von Porsche stieg, ergab sich bei der Vollkonsolidierung der Tochter 2012 ein buchhalterischer Ertrag von 10,4 Milliarden Euro. Weitere 1,9 Milliarden Euro "verdiente" VW durch die Neubewertung der 2009 für den Kauf der übrigen Porsche-Anteile vereinbarten Optionen. Diese Einmalgewinne machen mit gut zwölf Milliarden Euro rund die Hälfte des geschätzten Jahresüberschusses aus – sorgen aber gleichzeitig dafür, dass Winterkorn endgültig ausgesorgt hat.

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