
München Die Länder Bayern und Hessen wollen dem insolventen Druckmaschinenbauer Manroland vorerst keine Bürgschaften gewähren. „Die Frage nach Bürgschaften stellt sich derzeit nicht“, sagte der hessische Wirtschaftsminister Dieter Posch am Dienstag nach Gesprächen mit Arbeitnehmervertretern und dem Konzernvorstand in Wiesbaden. Eine Sprecherin des bayerischen Wirtschaftsministeriums sagte, Bürgschaften seien vorerst keine Option. Das sächsische Wirtschaftsministerium, wie die beiden anderen Behörden ebenfalls unter FDP-Führung, wollte sich dazu nicht äußern.
Die IG Metall hatte von den drei Bundesländern mit Manroland-Werken und von den Anteilseignern Allianz Capital Partners und MAN Bürgschaften gefordert. Sie müssten rasch finanzielle Unterstützung zur Verfügung stellen, sagte Jürgen Kerner, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft und stellvertretender Aufsichtsratschef des Konzerns, am Dienstag in Frankfurt. Mit der Liquidität aus diesem Kredit könnten Materialien bestellt und Lieferanten für zukünftige Aufträge bezahlt werden. Nur so könne der Betrieb bei Manroland fortgeführt werden.
Der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil sieht bei der Rettung des Konzerns in erster Linie die Gesellschafter, das Unternehmen selbst und die Banken am Zug. Sein hessischer Kollege Posch appellierte an die Eigentümer, weitere Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Voraussichtlich am Donnerstag sollten die Gespräche mit dem Vorstand und dem Insolvenzverwalter fortgesetzt werden.
Gespräche mit Kaufinteressenten stehen an
Allianz und MAN hatten den weltweit drittgrößten Druckmaschinenbauer vergangene Woche überraschend in die Insolvenz geschickt, nachdem Kapitalspritzen nach kurzer Zeit aufgezehrt waren, die Banken Kredite über 150 Millionen Euro nicht verlängern wollten und ein Schweizer Investor als Interessent abgesprungen war. Im sächsischen Wirtschaftsministerium hieß es, Manroland stünden bei einem Neustart „die bewährten Förderinstrumente des Freistaates“ zur Verfügung. Welche das sein könnten, wollte ein Sprecher nicht sagen.
Insolvenzverwalter Werner Schneider will in dieser und in der nächsten Woche erste Gespräche mit Kaufinteressenten führen. Eine Aufspaltung des Konzerns mit 6.500 Beschäftigten in die Bereiche Zeitungsdruck und Bogenoffset ist vorstellbar. Eine Investorenlösung will er bis zur formellen Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. Februar präsentieren. Die IG Metall forderte, bis Weihnachten müsse ein Lösungskonzept vorliegen.
MAN übernimmt 200 Auszubildende
200 Auszubildende von Manroland in Augsburg sollen einem Zeitungsbericht zufolge beim früheren Mutterkonzern MAN unterkommen. Dazu habe sich das Münchner Unternehmen bereiterklärt, berichtete die „Augsburger Allgemeine“ unter Berufung auf einen MAN-Sprecher.
Gewerkschafter Kerner verlangte zudem von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), einen Runden Tisch für die gesamte krisengeplagte Druckmaschinenbranche in Deutschland einzuberufen, um ein industriepolitisches Konzept zu entwickeln. „Eine nachhaltige Lösung ist nur mit den beiden anderen großen Druckmaschinenherstellern gemeinsam möglich“, sagte der Gewerkschafter. Konkurrent Koenig & Bauer hatte bereits Interesse an Gesprächen mit Manroland bekundet. Marktführer Heidelberger Druck wollte sich nicht äußern. In Branchenkreise hatte es geheißen, das Heidelberger Unternehmen habe kein Interesse