
Die EU-Staats- und Regierungschefs haben den italienischen Notenbankchef Mario Draghi zum neuen Präsidenten der Europäischen Zentralbank bestimmt. Draghi löst den Franzosen Jean-Claude Trichet zum 1. November an der Spitze der Zentralbank ab. Deutschland hatte lange Zeit im Rennen um die Nachfolge Trichets die Nase vorn, verlor mit dem Rückzug Axel Webers vom Amt des Bundesbankpräsidenten im April aber seinen Kandidaten. Der 63-jährige Römer Draghi ist Präsident der Banca d'Italia und gilt als ausgewiesener Fachmann für Geld- und Währungspolitik.
Ohne Gegenwind
Draghi selbst blieb in der heißen Phase der Kandidatensuche seinem Image treu. Nüchtern und kontrolliert perlten alle Nachfragen zu seiner Zukunft an ihm ab. Gleichzeitig suchte er die Nähe zu Deutschland. Er sagte ungefragt so erstaunliche Sätze wie: „In einer Währungsunion ist es nicht akzeptabel, dass einzelne Staaten die anderen ausnützen.“ Oder: „Wir müssen alle dem Beispiel Deutschlands folgen.“ Draghi lobte die deutsche Wettbewerbskraft und nannte die Schuldenbremse ein Vorbild für den Rest Europas. „Das war sein Bewerbungsbrief an Frau Merkel“, sagt ein Beobachter. Mit Erfolg. Die Bundesregierung gab ihre Bedenken auf, für Draghi war der Weg frei.