




Das berichtet das "Handelsblatt" (Montagsausgabe) unter Verweis auf neue Zahlen aus dem Bundesfinanzministerium. Die Steuerschätzung für das Gesamtjahr basierte auf einem Zuwachs von 2,5 Prozent.
Die neuen Daten zeigten, dass nicht nur die Lohnsteuer, sondern auch die gewinnabhängigen Steuern deutlich zugelegt hätten, heißt es in dem Bericht. Offenbar habe die schwache Konjunktur bislang kaum auf die Gewinne der Unternehmen durchgeschlagen. Die Kapitalgesellschaften zahlten dem Bericht zufolge im ersten Halbjahr 9,3 Prozent mehr Körperschaftsteuer. Angesichts des schwierigen außenwirtschaftlichen Umfelds, von dem besonders die stark exportorientierten Kapitalgesellschaften betroffen seien, erweise sich das Körperschaftsteueraufkommen als „erstaunlich robust“, hieß es laut „Handelsblatt“ aus dem Finanzministerium.
So lange arbeiten wir nur für den Staat
Zählt man alle Abgaben, direkten und indirekten Steuern zusammen, lässt sich ausrechnen, bis zu welchem Tag im Jahr wir statistisch gesehen nur für Staat und Sozialkassen arbeiten. Im Schnitt aller Einkommensgruppen ist dieser „Steuerzahlergedenktag“, wie ihn der Steuerzahlerbund getauft hat, 2013 am 8. Juli.
1960: 27. Mai
1970: 9. Juni
1980: 3. Juli
1990: 24. Juni
2000: 19. Juli
2010: 29. Juni
2011: 5. Juli
2012: 8. Juli
2013: 8. Juli
Quelle: Bund der Steuerzahler
... zahlt ein Hartz-IVEmpfänger mit einem Regelsatz von 382 Euro, an den Staat
... arbeiten ein Ehepaar oder ein Alleinverdiener mit zwei Kindern mit einem Haushaltseinkommen von 4190 Euro, für den Staat
... arbeitet ein Ehepaar als Doppelverdiener im Eigenheim mit zwei Kindern und einem Haushaltseinkommen von 13.630 Euro, für den Staat
... arbeitet ein Single mit einem Haushaltseinkommen von 5760 Euro, für den Staat
... arbeitet ein Unternehmer mit 100 Millionen Euro Umsatz und 5,4 Millionen Euro Gewinn vor Steuern, für den Staat
Dreh- und Angelpunkt für die Staatsfinanzen bleibe der Arbeitsmarkt. Hohe Beschäftigung sichere den Sozialkassen hohe Beitragseinnahmen und dem Fiskus üppige Lohnsteuerzahlungen. So hätten die Arbeitnehmer im ersten Halbjahr fünf Milliarden Euro mehr Lohnsteuer an das Finanzamt gezahlt als im Vorjahreszeitraum. Mit einem Plus von 7,2 Prozent sei der Anstieg um fast zwei Prozentpunkte höher gewesen, als vom Arbeitskreis Steuerschätzungen für das Gesamtjahr kalkuliert. Die Lohnsteuereinnahmen im Juni seien mit 8,7 Prozent Zuwachs „außergewöhnlich hoch“ gewesen, hieß es aus dem Ministerium weiter.
Bund und Länder verzeichnen weiter steigende Steuereinnahmen. Im ersten Halbjahr flossen rund 277 Milliarden Euro in die Kassen und damit 3,5 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten 2012, wie aus Daten des Bundesfinanzministeriums hervorgeht, die am Montag veröffentlicht wurden. Nach der letzten Steuerschätzung aus dem Mai wird für das Gesamtjahr 2013 ein Plus von 2,5 Prozent erwartet.
Schuften für den Fiskus
Elektromeister Bernd Ehinger, Präsident der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, hat anhand der Daten von gut 200 größeren Betrieben berechnen lassen, wie viel für den Chef und Eigentümer von einer zusätzlichen Million Euro Umsatz übrig bleibt. Im arbeitsintensiven Handwerk mit 40 bis 50 Prozent Personalkosten am Umsatz sei das Ergebnis trostlos – insbesondere „wenn ich die Mitarbeiter für die Arbeit nach Feierabend mit Überstundenzuschlägen von 25 bis 50 Prozent motivieren muss“. Bei einer durchschnittlichen Rendite von drei Prozent verblieben von einer Million Euro Umsatz nur 30.000 Euro brutto für den Unternehmer, wovon der bei vollständiger Entnahme lediglich 22.088 Euro bekäme. Ehinger: „Wir sind an einem Punkt, da sagt der Handwerker: Es lohnt sich nicht!“ Profiteur ist dagegen Vater Staat. Auf „locker 300.000 Euro“ veranschlagt Ehinger die Steuern und Sozialabgaben, die nicht nur der Handwerksbetrieb abführen muss, sondern die über die gesamte Produktionskette (einschließlich Lieferanten und Vor-Dienstleister) verteilt anfallen. Aufs Jahr gerechnet, kommt der Handwerksmeister zu einem niederschmetternden Ergebnis: „Nach Abzug von Betriebsaufwendungen, Sozialkosten und Fiskus bleiben nur 26 Tage vom Jahr, an denen der Betrieb nur für sich arbeitet.“ Wenn SPD und Grüne an die Regierung kämen und ihre Steuerpläne umsetzten, wären es laut Ehinger nur noch 21 Tage.
Begünstigt wurde die Entwicklung durch ein Plus von gut sieben Prozent bei der Lohnsteuer. "Neben dem andauernd hohen Beschäftigungsniveau wirkten sich verstärkt auch die diesjährigen Tariflohnsteigerungen im Aufkommen aus", erklärte das Ministerium. Die Lohnsteuer ist nach der Umsatzsteuer die wichtigste Einnahmequelle des Staates. Dort wurde allerdings nur ein Plus von etwa einem Prozent im ersten Halbjahr erzielt, was vor allem auf die geringere Einfuhr-Umsatzsteuer aufgrund billigerer Rohstoffe zurückgeführt wurde. Im zweiten Halbjahr erwartet das Ministerium im Zuge einer Wirtschaftsbelebung eine Steigerung.
Bei den Steuern, die allein den Ländern zustehen, machte sich angesichts des Immobilienbooms in Deutschland die Grunderwerbsteuer besonders bemerkbar. Ein Plus von rund 15 Prozent brachte den Ländern im ersten Halbjahr vier Milliarden Euro ein.