Deutschland hat ein Renten-Problem: Bis zum Jahr 2030 erreichen knapp neun Millionen Menschen das Rentenalter – aber es rücken nur sechs Millionen Menschen nach, die Rentenbeiträge zahlen. Die Rezepte zum Schließen dieser Lücke sind bekannt: mehr Zuwanderung, ein höheres Renteneintrittsalter. Aber vor allem müssen mehr Menschen in Vollzeit arbeiten, argumentiert Holger Schäfer, Ökonom am Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW). „Dass wir mehr und länger arbeiten müssen, wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen, lässt sich nicht wegdiskutieren“, sagt er. „Die Politik muss Anreize dafür schaffen, um die jeweiligen Gruppen zu motivieren.“
Schäfer hat untersucht, wie viele Stunden die deutschen Bevölkerungsgruppen arbeiten. Sein Befund: Da geht noch mehr.
So arbeitet jeder vierte Erwerbstätige in Deutschland höchstens 30 Stunden pro Woche. Nur knapp 60 Prozent aller erwerbstätigen Frauen arbeiten mehr als 30 Stunden pro Woche – bei Frauen mit Kindern unter 14 Jahren sind es 41 Prozent. Aber auch Frauen ohne Kinder arbeiten häufiger in Teilzeit als Männer ohne Kinder, so Ökonom Schäfer. Er fordert vor allem eine flächendeckende, flexible Kinderbetreuung als Unterstützung für arbeitende Mütter.
Eine weitere Gruppe, in der IW-Mann Schäfer großes Potenzial sieht, sind Menschen ohne Berufsausbildung. Diese arbeiteten oft wenig oder gar nicht. Knapp 40 Prozent sind der Erhebung zufolge nicht erwerbstätig. Von denen, die einen Job haben, arbeitet fast jeder zweite nur 30 Stunden oder weniger. Zum Vergleich: Über 80 Prozent der Menschen mit Berufsabschluss arbeiten in Deutschland mehr als 30 Wochenstunden.
Und auch diejenigen, die auf die Rente zusteuern, könnten eigentlich noch mehr arbeiten, so die Untersuchung: Etwa 44 Prozent der Menschen über 60 arbeiten 30 Stunden oder weniger.
Und noch eine Erkenntnis hat IW-Ökonom Holger Schäfer aus seinen Zahlen gezogen: Wer viel verdient, arbeitet auch mehr. Keine andere Gruppe in der Untersuchung hatte mehr Wochenstunden auf der Uhr als die Gruppe derjenigen, die ein Bruttogehalt von über 6000 Euro im Monat kassieren.
Hier können Sie sehen, wo Sie selber sich im großen Arbeitszeitvergleich einreihen.
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