Meinungsforscher Parteien schwächen sich mit harter Kritik an AfD

Viele Wähler von CDU und CSU haben dieses Jahr ihr Kreuz bei der AfD gemacht. Meinungsforscher rechnen nun dauerhaft mit einer rechten Partei im Bundestag. Vor allem für die Union sei das eine neue Herausforderung.

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Die anhaltende scharfe Kritik bindet die AfD-Sympathisanten laut Meinungsforschern nur stärker an die Partei. Quelle: dpa

Berlin Nach Ansicht von Meinungsforschern hat die scharfe Kritik der Parteien an der AfD zum starken Abschneiden der Rechtspopulisten bei der Bundestagswahl beigetragen. „Wenn ich unisono in den Medien und unisono von der CSU bis zur Linken die AfD als Partei und einzelne Repräsentanten in die Nazi-Ecke stelle, stelle ich jeden, der auf der Wählerebene locker mit der AfD sympathisiert, auch in diese Ecke“, sagte Matthias Jung, Vorstandsmitglied bei der Forschungsgruppe Wahlen, am Montag in Berlin. Diese AfD-Sympathisanten fühlten sich dann ungerecht behandelt.

Ein weiterer Vorteil für die AfD sei zudem gewesen, dass wieder viel über die Themen von 2015 diskutiert wurde, sagte die Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Renate Köcher. Das Thema Flüchtlinge sei im Wahlkampf lange „eines unter mehreren gewesen“, sagte auch Peter Matuschek von Forsa. Das habe sich aber in den letzten Wochen vor der Wahl geändert – zum Vorteil für die AfD. Jung wies unter anderem auf den großen Stellenwert des Themas beim TV-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Herausforderer Martin Schulz hin.

Nach Angaben von Infratest Dimap sind fast eine Million Wähler von CDU und CSU zur AfD abgewandert, 470.000 von der SPD. Den größten Anteil der AfD-Wähler machen die Nichtwähler mit rund 1,2 Millionen aus. Jung geht davon aus, dass künftig dauerhaft eine rechte Partei Teil des Bundestags sein wird. Für die Union entstehe damit eine neue strategische Herausforderung, die sich mit dem Verhältnis von der SPD zur Linken vergleichen lasse, sagte der Geschäftsführer von Infratest Dimap, Nico Siegel.

Die Unions-Parteien haben zudem 1,36 Millionen Wähler an die FDP verloren. Dieser Austausch sei aber nicht ungewöhnlich, sagte Matuschek. „Das bürgerliche Lager aus Union und FDP ist im Grunde genommen seit 1998 relativ stabil geblieben.“ Die „dramatischen“ Veränderungen seien dagegen im linken Lager zu verzeichnen.

Hier attestierte Jung der SPD und Schulz einen „Kamikaze-Wahlkampf“. Schulz habe es nicht geschafft, Merkel zu attackieren und gleichzeitig auf die Erfolge der SPD in der Großen Koalition hinzuweisen. Zwischen einer „sozialdemokratisierten“ CDU und der Linken sei man dann keine glaubwürdige Variante für den Wähler gewesen, sagte Jung. Gerade diese Glaubwürdigkeit in der strategischen und ihrer Grundorientierung sei aber ganz entscheidend für das Abschneiden einer Partei.

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