Mitte Dezember kamen Arbeitgeber, Gewerkschafter und Vertreter des Arbeitsministeriums auf Einladung des Kanzleramtes zu einem Gespräch zusammen. Der einzige Tagesordnungspunkt: das neueste Vorhaben aus dem Hause Andrea Nahles (SPD). Genauer gesagt: der Streit darum.
Mit Geschick und Ruhe hat die Arbeitsministerin die dicksten und prestigeträchtigsten Bretter in ihrem Ressort bereits durchbohrt. Sowohl der Mindestlohn als auch die Rentenreform, so umstritten und umkämpft sie auch waren, stehen längst im Gesetzblatt, ebenso die Tarifeinheit. Doch die geplante Reform von Zeitarbeit und Werkverträgen dürfte deutlich schwieriger werden.
Warum? Ungewöhnlich früh im Gesetzgebungsprozess hat sich diesmal die Bundeskanzlerin eingeschaltet. Auf dem Arbeitgebertag Ende November warf sich Angela Merkel höchstselbst als Verteidigerin der Wirtschaftsinteressen in die Bresche. Bei den Werkverträgen, sagte Merkel, gehe Nahles in ihrem Entwurf deutlich über den Koalitionsvertrag hinaus: „Hier verstehe ich mich als Wächterin des Koalitionsvertrages.“
Das wurde von den Anwesenden als Versprechen gewertet: das drehen wir wieder zurück. Kurz vor Weihnachten legt dann noch Unions-Fraktionschef Volker Kauder nach: der Entwurf sei vorerst „gestoppt“, sagt er im WirtschaftsWoche-Interview. Beides waren Ausrufezeichen in Richtung Koalitionspartner.
Sondieren und einen Kompromiss verhandeln muss nun Kanzleramtschef Peter Altmaier. Das vorweihnachtliche Treffen an seinem Tisch brachte allerdings noch keinerlei Einigung. Das Nahles-Lager betont, man halte sich sowohl bei Zeitarbeit (mit grundsätzlich 18 Monaten maximaler Verleihdauer und Equal-Pay-Gebot nach neun Monaten) als auch bei den Werkverträgen (Kriterien der Rechtsprechung werden gesetzlich niedergeschrieben) klar an die Verabredungen aus dem Koalitionsvertrag.
Mitnichten – so tönt es vom Wirtschaftsflügel der Union und von Unternehmern. Vor allem die heikle Regulierung der Werkverträge wird heftig attackiert: entgegen der Nahles-Rhetorik sei das der eindeutige Versuch, Flexibilisierungs-Instrumente einzudämmen. Werkverträge – selbst die absolut gängigen und unumstrittenen – könnten in Zukunft unmöglich gemacht, lautet die scharfe Warnung.
Die erfolgsverwöhnte Arbeitsministerin muss sich dieses Mal auf hartnäckigeren Widerstand als in der Vergangenheit einrichten. Wenigstens einmal wollen die Wirtschaftspolitiker aus CDU und CSU nicht als zahnlose Tigerchen enden.