




Der SPD-Mitgliederentscheid war erfolgreich. Es gab großen Jubel, Gabriel und die anderen Mitglieder der SPD-Spitze wirkten sehr erleichtert. Bei einer Ablehnung wäre ihre politische Zukunft in Gefahr gewesen. Insgesamt votierten 256.643 Frauen und Männer mit Ja, 80.921 sagten Nein. Insgesamt 31.800 Wahlzettel konnten wegen Formfehlern nicht berücksichtigt werden. Mit 369.680 Frauen und Männern haben sich fast 78 Prozent der 474.820 stimmberechtigten Sozialdemokraten an der bisher einmaligen Mitgliederbefragung beteiligt, sagte SPD-Schatzmeisterin Hendricks.
Sigmar Gabriel dankte den Auszählern für ihre "Super-Leistung" und der Deutschen Post für ihre "klasse logistische Leistung." Die Stimmzettel wurden von Samstagnacht bis zum frühen Nachmittag von 400 Mitgliedern in Berlin ausgezählt. Mit "Hochleistungsschlitzgeräten" können bis zu 20.000 Briefe in der Stunde geöffnet werden, das ist aufgrund der hohen Wahlbeteiligung von rund 300.000 Stimmen auch nötig. Das durchschnittliche SPD-Mitglied ist übrigens 59 Jahre alt. Aus SPD-Kreisen wurde unterdessen bekannt geworden, dass jede zehnte Stimme ungültig sei, weil die Mitglieder keine eidesstattliche Erklärung beigelegt hatten - bei der Beteiligung wären dann 30.000 Voten ungültig. Mit rund 63 Prozent haben dabei fast zwei Drittel der knapp 475.000 stimmberechtigten Genossen ihr Votum abgegeben, wie die SPD am Mittwoch mitteilte. Bis Donnerstag um Mitternacht mussten die Briefe mit einem Ja oder Nein zum Koalitionsvertrag mit der Union eingetroffen sein.





SPD-Chef Sigmar Gabriel hat das Mitgliedervotum zur großen Koalition als wegweisend für alle Parteien bezeichnet. Dieser Tag werde nicht nur in die Geschichte der deutschen Sozialdemokratie, sondern in die Geschichte Deutschlands eingehen, sagte Gabriel am Samstag in Berlin. „Es war ein Fest innerparteilicher Demokratie“, rief er jubelnden SPD-Anhängern zu. Die SPD habe einen neuen Standard gesetzt. Menschen träten Parteien bei, wenn sie zu den entscheidenden Themen befragt würden.
Am Sonntag wollen Union und SPD bekanntgeben, wie sich die Bundesregierung zusammensetzen soll. Die Wiederwahl von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) durch den Bundestag ist für Dienstag geplant. Die SPD-Bundestagsfraktion wird sich außerdem am Sonntagnachmittag zu einer Sitzung treffen. Aus Fraktionskreisen hieß es am Freitag, die direkte Neuwahl eines Fraktionsvorsitzenden sei bisher nicht geplant. Thomas Oppermann könnte der Nachfolger von Frank-Walter Steinmeier werden, der in der Großen Koalition Außenminister werden könnte.