Mögliche Linksregierung in Thüringen "Rot-Rot-Grün wird gnadenlos scheitern"

Seite 3/3

Schlechte Aussichten für die SPD

Macht sich die SPD so nicht lächerlich?

Nein, im Gegenteil: Wenn die SPD jetzt die Notbremse zieht, dann kann sie aufrechten Ganges in die neuen fünf Jahre gehen und dort zeigen, was sie leisten kann. Wenn meine Partei jetzt aber an dem Kurs festhält, dann ist es vorbei mit der SPD in Thüringen. Dann prognostiziere ich für die kommende Landtagswahl ein Ergebnis unter fünf Prozent.

Glauben Sie, dass Christine Lieberknecht die Wahl dazu nutzen wird, um Feinde in den eigenen Reihen auszuschalten – und sie etwa als Gegenkandidat aufstellen lässt?

Ich gehe davon aus, dass weder Frau Lieberknecht noch Herr Mohring im dritten Wahlgang antreten werden. Es wäre unklug, gegen Ramelow zu kandidieren. Man sollte Herrn Ramelow ins Abseits stellen, weil er mit seiner kommunistischen Gesinnung nicht als Ministerpräsident geeignet ist. Als demokratische Partei sollte man weder mit rechts- noch mit linksextremen Parteien zusammenarbeiten. Deshalb wäre es besser, keinen Kandidaten aufzustellen – und zu hoffen, dass Ramelow die 46 Stimmen, die für die Wahl zum Ministerpräsidenten nötig sind, nicht bekommt. Ich sehe hier gewisse Parallelen zu Heide Simonis in Schleswig-Holstein oder zu Andrea Ypsilanti in Hessen.

Warum sind Sie eigentlich Mitglied der SPD?

Weil die SPD die größten Schnittmengen mit meinen Werten und Zielen hat. Die SPD, besonders Willy Brandt und Helmut Schmidt, haben mich seit frühester Jugend nachhaltig beeindruckt. Mitte der Neunzigerjahre hatte ich ein Plakat „wir trauern“ von Willy Brandt in meinem Kinderzimmer hängen. Vor zwei Jahren habe ich dann die Möglichkeit bekommen, den Ortsverband Ilmenau zu führen. Ich bin angetreten mit einem klaren Anti-Linke-Kurs und wollte diese Partei entzaubern.

Haben Sie es geschafft?

Nein, wir haben zwar unser Ergebnis im Stadtrat verbessern können, aber im Kreis und im Land ist uns das nicht gelungen. Ich glaube, dass die Landes-SPD dieses schlechte Ergebnis zu verantworten hat, die vor der Wahl öffentlich verkündet haben, mit den Linken zusammenarbeiten zu wollen.

Treten Sie aus der SPD aus, wenn Ramelow Ministerpräsident werden sollte?

Ja, dann gebe ich mein SED-Parteibuch ab. Das ist es nämlich dann leider geworden – und ich werde nicht der einzige sein, der dann austritt. Wer die Geschichte kennt und noch in den Spiegel schauen möchte, kann kein Mitglied einer Partei sein, die freiwillig mit der SED-Nachfolgepartei koaliert.

Tut Ihnen das Leid?

Ja, es tut mir unheimlich Leid – und deshalb hoffe ich, dass es noch zu verhindern ist.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%