Nach Lucke-Abgang Unternehmer verlassen die AfD

Seite 2/2

600 Mitglieder sind bereits aus der AfD ausgetreten

Damit setzt sich im Unternehmerflügel der Aderlass fort, welcher unmittelbar nach dem Parteitag bereits unter Luckes Getreuen begonnen hatte. So erklärten unter anderem der Euro-Kläger Joachim Starbatty, Ex-BDI-Chef Hans-Olaf Henkel, die AfD-Landesvorsitzenden sowie Europaabgeordneten Bernd Kölmel (Baden-Württemberg) und Ulrike Trebesius (Schleswig-Holstein) bereits ihren Rücktritt. Auch Publizist Konrad Adam erwägt einen Austritt. Insgesamt waren laut Bundesgeschäftsstelle rund 600 Mitglieder nach dem Parteitag aus der AfD ausgetreten.

Die neue Parteivorsitzende Frauke Petry versucht indes die Austrittswelle zu stoppen. In einer E-Mail bittet sie die Mitglieder, „keine übereilten Entscheidungen zu treffen“. Gleichzeitig distanziert sie sich von dem pöbelhaften Verhalten einzelner Teilnehmer des Bundesparteitages. „Wir werden uns weiterhin von radikalen und extremistischen Positionen abgrenzen“, verspricht sie.

Die AfD – neue Volkspartei oder kurze Protestepisode?

Heinrich Weiss, Aufsichtsratschef des Industriekonzerns SMS Siemag und prominenter Unterstützer der AfD, macht das Schicksal der Partei vom Programm abhängig, dass diese sich im Herbst geben will. Den Abgang Luckes sieht Weiss einerseits als Verlust: „Sein Abgang ist bedauerlich, er was das wirtschaftspolitische Hirn der Partei.“ Dennoch glaubt der Unternehmer an Kontinuität: „Es besteht eine gute Chance, dass die AfD auch unter Frauke Petry marktwirtschaftlich und familienkonservativ bleibt.“

Doch an der offensichtlichen Spaltung ändern solche Durchhalteparolen wenig. Die austrittswilligen Unternehmer sehen sich allesamt als die Spitze einer Bewegung. „Mit mir wollen gut 50 Prozent des Kreisverbandes Cuxhaven gehen“, sagt beispielsweise Unternehmerin Schreier.

Der abgewählte Parteivorsitzende Bernd Lucke erwägt unterdessen die Gründung einer neuen Partei, die aus seinem Verein „Weckruf 2015“ hervorgehen könnte. Mehr als 4000 Mitglieder hatten diesen Appell in den vergangenen Wochen unterschrieben, um in der Partei eine klare Abgrenzung nach Rechtsaußen durchzusetzen. In den kommenden Tagen sollen sie jetzt abstimmen, was sie von einer Neugründung halten. Unternehmer Hans Wall ist begeistert von der Idee. „Sollte Bernd Lucke eine neue Partei gründen, bin ich dabei.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%