Nach SPD-Saar-Schlappe Linke fordert Bekenntnis zu Rot-Rot-Grün

Was nun, Herr Schulz? Der Nimbus des SPD-Kanzlerkandidaten ist nach der Landtagswahl im Saarland flöten gegangen. Im Raum steht die Frage, ob die SPD nun offensiv Rot-Rot-Grün im Bund befürworten soll.

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Nach dem enttäuschenden Ergebnis bei der Saarlandwahl, bei der die SPD auf lediglich 29,6 Prozent der Wählerstimmen kam, fordert die Linke nun ein klares Bekenntnis der Partei für Rot-Rot-Grün auf Bundesebene. Quelle: dpa

Saarbrücken/Berlin Nach der SPD-Wahlschlappe im Saarland fordert die Linke die Sozialdemokraten auf, sich offensiv zu einem Politikwechsel und einer rot-rot-grünen Regierungskoalition im Bund zu bekennen. Bleibe SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz dies weiter schuldig, „dürfte das nicht die letzte Enttäuschung der SPD in diesem Wahljahr gewesen sein“, sagte die Chefin der Linken im Bundestag, Sahra Wagenknecht, der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die Bundestagswahl im Herbst.

Auch die Linken-Vorsitzende Katja Kipping rügte am Montagmorgen im ZDF, die Ansagen der SPD zu einem Linksbündnis im Saarland seien zu „diffus“ gewesen. Dies habe gereicht, um die Angstmache dagegen zu befeuern. „Es hat aber nicht gereicht, um Begeisterung dafür zu entfachen, wie eine mögliche Gerechtigkeitswende, wie ein möglicher Politikwechsel, aussieht.“ Der Linken-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, Dietmar Bartsch, sagte der dpa: „Klare Aussagen für einen Politikwechsel sind notwendig.“

Bei der Landtagswahl an der Saar hatte die CDU stark hinzugewonnen und einen überraschend klaren Sieg eingefahren. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer kann weitere fünf Jahre regieren - wie bisher mit der SPD als Koalitionspartner. Am Morgen wollten die Parteigremien in Berlin über den Wahlausgang beraten.

SPD-Generalsekretärin Katarina Barley wies die Forderung zurück, sich klar auf Rot-Rot-Grün festzulegen. „Es wird einen Bundestagswahlkampf geben, wo keine Partei eine Koalitionsaussage macht“, erklärte sie im ZDF-„Morgenmagazin“. Vorwürfe, Schulz bleibe auch inhaltlich zu unbestimmt, wies sie zurück. Schulz habe in diesen zwei Monaten „mehr Inhalte gebracht, als ich mich bei Frau Merkel daran erinnern kann“.

SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sprach seiner Partei Mut zu. „Wir müssen hart kämpfen, wenn wir die Bundestagswahl gewinnen wollen“, sagte er der dpa. Im Saarland habe die SPD immerhin binnen zwei Monaten fünf bis sechs Prozentpunkte aufgeholt, wenn man die Umfragen zugrunde legt. Die SPD bekam 29,6 Prozent der Stimmen und lag damit klar hinter dem Wahlsieger CDU (40,7).

Wagenknecht sagte der dpa, Schulz habe Hoffnungen enttäuscht, dass die SPD sich von ihrer unsozialen Agenda-Politik verabschiede. Aber allmählich merkten die Menschen, dass er zwar viele schöne Reden halte, aber nicht sage, was er gegen zunehmende soziale Ungleichheit, Niedriglohnjobs, Armutsrenten und Hartz IV tun wolle, sagte sie der dpa.

Wahlsiegerin Kramp-Karrenbauer sieht den Erfolgs-Nimbus von Schulz nun angekratzt. „Martin Schulz ist zu schlagen“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Das Ergebnis zeige, dass die SPD von den Bürgern nicht uneingeschränkt unterstützt werde für ihre rot-roten Pläne. Auch nach Einschätzung der Forschungsgruppe Wahlen hat die Aussicht auf Rot-Rot die SPD Stimmen gekostet.

CDU-Vizeparteichefin Julia Klöckner wandte sich dagegen, schon jetzt voll in den Wahlkampfmodus zu schalten. Von Merkel erwarteten die Bürger erst einmal, dass sie ihr Regierungsamt in diesen unruhigen Zeiten wahrnehme.

Auch der saarländische Landtagsfraktionschef Oskar Lafontaine glaubt weiter an eine Mehrheit links von der Union. Dafür stehe aber vor allem seine ehemalige Partei, die SPD, in der Verantwortung. Sie müsse ein „glaubwürdiges Signal“ für das Ende der Lohndrückerei setzen, sagte der frühere Ministerpräsident.

Bei der Wahl an der Saar war die Linke auf 12,9 Prozent abgerutscht. Die AfD kam auf 6,2 Prozent. Grüne, FDP und Piraten scheiterten an der Fünf-Prozent-Hürde. Die Sitze verteilen sich wie folgt: CDU 24, SPD 17, Linke, 7 und AfD 3. Die Wahlbeteiligung stieg auf 69,7 Prozent (2012: 61,6).

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