




Die Gehälter von Führungskräften steigen mal wieder. Nach einer Studie der Managementberatung Kienbaum verdienen Führungskräfte deutscher Unternehmen durchschnittlich 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Schon von 2012 auf 2013 stiegen die Gehälter um 2,4 Prozent. Oben geht es voran. Und unten?
Obwohl die Reallöhne laut dem Statistischen Bundesamt insgesamt im ersten Quartal 2014 um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stiegen, stiegen die Löhne unterschiedlich stark. Die Nominallöhne von Arbeitnehmern in leitender Stellung stiegen laut der Statistik um 4,1 Prozent, während die Löhne von Fachkräften nur um 2,3 Prozent, die von angelernten Arbeitern um 1,5 Prozent und die von ungelernten Arbeitern lediglich um 1,3 Prozent stiegen.
Zwar werden bald mehr als sieben Millionen Arbeitnehmer in Deutschland von dem Mindestlohn von 8,50 Euro profitieren. Aber das Wirtschaftsmodell Deutschlands wie anderer westlicher Industriestaaten ist immer noch von der neoliberalen Theorie der Chicago-School beeinflusst. Diese Idee, die unter US-Präsident Ronald Reagan als „Trickle-Down-Philosophy“ bekannt wurde, setzt darauf, dass wenn die Reichen nur immer reicher würden, dieser Wohlstand schon nach unten durchsickere. Die Begründung: die reichen Arbeitgeber zeigten nur dann wirklich Investitionsbereitschaft, wenn auch ihr Reichtum stiege. Überdies könnten durch den Konsum der Reichen Arbeitsplätze zur Produktion von Gütern entstehen.
Nachfrage mit knappem Geldbeutel?
Der Konsum der Mittelschicht und Unterschicht, welcher in der keynesianischen Wirtschaftstheorie eine große Rolle einnimmt, wurde für vernachlässigbar erklärt und so wurde es en vogue, dass die Löhne der einfachen Arbeiter und Angestellten nicht mehr stark zu steigen bräuchten, weil letztendlich nicht die gesamtwirtschaftliche Nachfrage für die Wirtschaftsdynamik entscheidend sei, sondern letztlich nur die Kreation neuer Angebote, sprich die Innovationen.
Warum neben den Arbeitgebern auch so viele angestellte Manager immer mehr verdienen müssen, bleibt genau so unklar wie ein Angebot sich seine Nachfrage schaffen soll, wenn die Masse kein Geld zum Konsum hat. Neoliberale Autoren vertrauen aber in langer Tradition dem klassischen Ökonomen Jean-Baptiste Say, laut dem sich jedes Angebot seine Nachfrage selbst schaffe und sich langfristig auf den Märkten immer ein Gleichgewicht herstelle.
Dass irgendwer die Produkte und Dienstleistungen auch kaufen muss, die angeboten werden, wird ignoriert. Und wenn die Masse der Bevölkerung immer weniger im Geldbeutel hat oder die Reallöhne nur marginal steigen, dann bringt jedes innovative Angebot nichts, weil es keiner kauft.