Nachhaltig investieren Darauf sollten Anleger bei grünen Fonds achten

Ferrari: Ein Beispiel für Nachhaltigkeit? Quelle: Reuters/Montage

Anlageberater sollen ihre Kunden explizit fragen, ob sie nachhaltig investieren möchten, so will es die EU. Aber nicht jedes grüne Investment ist als solches erkennbar, selbst ein Ferrari kann nachhaltig sein. Worauf Anleger achten können.

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Privatanleger wollen inzwischen ein gutes Gewissen bei der Geldanlage haben. Wer möchte schon sein Vermögen Unternehmen überlassen, die dem Klima schaden oder Sozialstandards missachten? Denen Klagen überfetteter Verbraucher drohen oder Ärger von Kartellämtern und Umweltbehörden? Aber der Markt für nachhaltige und ethisch korrekte Geldanlagen ist unübersichtlich. Die Spanne der Angebote reicht von Null-Toleranz-Fonds, die nichts mit Waffen, Atomenergie, Glücksspiel, Tabak und Menschenrechtsverletzungen zu tun haben wollen, bis hin zu günstigen Indexfonds, die bereits existierende Aktienindizes nur etwas umsortieren.

Anleger, die korrekt investieren wollen, können aus verschiedenen Gruppen wählen: Fonds mit strengen und lockereren Ausschlusskriterien, klassischen Fonds, die trotzdem nachhaltig investieren, und kostengünstigen Indexfonds oder automatisch investierenden Produkten. Jede Klasse hat Vor- und Nachteile. Die Fonds haben aber selten ein Etikett, dass sie eindeutig identifiziert. Manchmal sind sie zu erkennen am Kürzel ESG im Namen für „Ecology, social, governance“, also Umwelt, Soziales, verantwortungsvolle Unternehmensführung. Ein weiterer Zusatz, der sie mitunter kenntlich macht, ist die englische Bezeichnung Sustainability für Nachhaltigkeit, „Green“ steht manchmal auf Fonds, die auf Umweltkriterien besonders achten, und „Climate“ steht für eine Anlagestrategie, die Unternehmen bevorzugt, die wenig CO2 ausstoßen.

Schon jetzt machen Großanleger wie Fondsgesellschaften, Versicherer oder Pensionsfonds Druck, wenn sie befürchten, dass durch den Klimawandel oder Versäumnisse in der verantwortungsvollen Unternehmensführung das Geschäftsmodell von Unternehmen in Gefahr ist und die Aktienkurse belastet. Sie mischen sich ein und fordern von Vorständen mehr Engagement. Manche Geldverwalter meiden bereits Kohle- und Ölförderer, engagieren sich auf Hauptversammlungen oder klagen etwa im Fall des Dieselskandals gegen Volkswagen.

Fondsempfehlungen: Nachhaltige Rendite für Anleger

Längst nutzen viele Fondsmanager Nachhaltigkeitskriterien bei der Prüfung von Unternehmen und der Auswahl von Aktien oder Anleihen. In den nächsten Jahren wird es für sie aber noch wichtiger, Anleger von ihrer Nachhaltigkeits-Auswahl zu überzeugen. Die wohl wichtigste Vorschrift, die nachhaltiger Geldanlage Schwung geben wird, steckt in einem Gesetzespaket der Europäischen Union: Banken und Versicherer sollen den Kunden künftig in jedem Gespräch zur Finanzberatung, fragen, ob er eine Präferenz hat, nachhaltig anzulegen. Wer wird schon Nein sagen, wenn er gefragt wird, ob er Interesse an eine Geldanlage hat, die ökologisch und sozial okay ist? Auch derjenige, der danach in seinen Spritfresser steigt, wird damit sein Gewissen erleichtern.

Das Potenzial dieser Vorschrift macht eine Umfrage im Auftrag von Allianz Global Investors deutlich. 75 Prozent der befragten Europäer sagten, dass ihnen Nachhaltigkeitsaspekte bei der Geldanlage wichtig seien. Aber nur 20 Prozent hatten das Thema bislang in der Anlageberatung besprochen. Dass wird sich ändern. Deshalb bringen Fondshäuser beinahe täglich neue Nachhaltigkeitsfonds auf den Markt oder versuchen ihre Nachhaltigkeitskompetenz anderweitig zu beweisen.

Auch die börsennotierte DWS, Deutschlands Fondsriese Nummer Eins, ist gewappnet. Sie hat gerade einen neuen Nachhaltigkeits-Fonds aus der Taufe gehoben. In den nächsten Wochen wird für den in allen Postbankfilialen der Republik geworben. Im Zentrum stehen bei der DWS gleich 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, gegen die niemand etwas haben kann. Planet schützen, Frieden schaffen, Menschenwürde bewahren, Wohlstand für alle - wer will das nicht. Aber ein Vorzeigeprodukt reicht künftig nicht mehr. Deshalb hat inzwischen auch jeder DWS-Fondsmanager in seinem Rechner ein ESG-Analysesystem, damit auch die Manager von bekannten Aktienfonds wie DWS Investa oder DWS Top Dividende behaupten können, dass sie Nachhaltigkeitskriterien beachten. Kein Fondshaus kann es sich noch leisten, Nachhaltigkeit als Gedöns abzutun. Großanleger wie Pensionskassen legen Wert auf das Thema, sie müssen zudem sogar schon veröffentlichen, wie Nachhaltigkeit in ihrer Anlagestrategie vorkommt.

Der Wandel macht auch vor Indexfonds, kurz ETF, nicht halt. US-Fondsriese BlackRock bietet 200 Indexfonds künftig in der traditionellen Variante an und zusätzlich mit einem ESG-Filter, mit dem manches Unternehmen aussortiert wird, oder sein Anteil im Fonds verkleinert werden kann, wenn es schlechte ESG-Werte bekommt . Indexbauer MSCI liefert BlackRock die Auswertung dazu.

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