
Wer im Online-Kalender der Stadt Saarbrücken für den 3. Oktober nach einer Idee für den Tag sucht, hat die Wahl zwischen Kochkurs, Badminton-Turnier und Oktoberfest. Nur geduldige Surfer dürften zwischen Hinweisen auf den Mittelaltermarkt in Ottweiler und der Pilzausstellung in der Sporthalle Dudweiler-Herrensohr auf eine Feier zum Tag der Deutschen Einheit stoßen, bei der sich auch Bundespräsident Köhler, Kanzlerin Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy die Ehre geben.
Die hohen Gäste können eines nicht verschleiern: Auch 20 Jahre nach dem Mauerfall begehen die Deutschen ihren höchsten Staatsfeiertag sehr zurückhaltend. Während sich andere Nationen mit Pomp ihrer Geburtsstunde erinnern – mit Fliegerstaffeln, patriotischem Barbecue, Blumen und Raketen –, überlässt man in Deutschland den offiziellen Festakt den Bundesländern.
Das Mittelmaß dominiert
Reihum richtet jedes Jahr eine andere Landeshauptstadt den Tag aus – mediokre Veranstaltungen, die wenig Freude aufkommen lassen. „Wir haben ein selbstkritisches Verhältnis zu unserer Geschichte entwickelt“, sagt Historiker Heinrich August Winkler. „Nationaler Überschwang ist uns fremd geworden“.
So dominiert Mittelmaß die Saarbrücker Festivitäten, mit Konzerten von Provinz-Rockband Reamonn und Schnulzenbardin Nicole. Rund 1,5 Millionen Euro wird die Feier laut Staatskanzlei kosten, 600.000 Euro kommen von Sponsoren. Die übernehmen auch die Kosten fürs Bürgerfest am Brandenburger Tor. Dort stehen auf Bühnen von Limoherstellern Musiker wie Ich+Ich. Zweifelhafter Höhepunkt: ein kostenloser Lungen-Check – von der Europäischen Gesellschaft für Atmungsmedizin.