Irgendwie haben es die Konstrukteure dennoch geschafft, dass dies kaum zulasten des Platzes ging: Die F-125 fährt mit einer Stammbesatzung von 120 Personen, hinzu kommen bis zu 80 Spezialkräfte, etwa Ärzte bei Einsätzen zur Flüchtlingsrettung. Auf der etwas kleineren Fregattenklasse F-124 fahren 240 Soldatinnen und Soldaten – und sie kämpfen um jeden Zentimeter Platz, wie Marine-Projektleiter Mecke sagt.
Für Einsätze zur Piratenbekämpfung oder Flüchtlingsrettung ist das neue Super-Schiff der Marine besonders geeignet. Die „Baden-Württemberg“ gilt als „Stabilisierungsschiff“, das lange fernab der Heimat operieren kann. Sie verfügt über vier Beiboote, die bis zu 70 km/h schnell sind und weitab des Mutterschiffs mit Zwölf-Mann-Besatzungen operieren können. Andere Fregatten müssen mit einem auskommen.
Für den Nahkampf mit Piraten hat die Marine aufgerüstet: Drehbare Schnellfeuer-Maschinengewehre dienen der Abwehr von Booten, die sich seitlich auf die Fregatte zubewegen; ältere Schiffe können oft nur in die Ferne ballern. Die 12,7-Millimeter-Kanone indes lässt sich auch mit Lenkmunition bestücken, die in bis zu 100 Kilometern ihr Ziel findet.
Doch es gibt auch vieles, was die neue Fregatte nicht kann. U-Boot-Abwehr zum Beispiel; dies müssten die beiden Bordhubschrauber übernehmen, die dazu erst einmal starten müssen. Und für Angriffe auf Ziele in der Luft und in weiter Ferne fehlen die Raketenwerfer – einzig mit Abfangmunition sind die Fregatten bestückt. Militärexperten kritisieren daher gern die Unterbewaffnung. Doch Hauptbootsmann Alexander Opitz sieht das anders: „Unser MG schießt 1700 Schuss pro Minute ab, da liegt dann ganz schön viel Blei in der Luft.“ Ein Haifisch ohne Zähne sei die F-125 jedenfalls nicht.
Trotzdem hat die Marine die Industrie beauftragt, schon wieder ein völlig neues Kriegsschiff zu konzipieren: die MKS-180. Es soll noch teurer, noch größer, noch automatisierter werden. Der Sinn und Zweck hierfür erschließt sich allerdings nicht. Mit der F-125 verfügt die Marine über eine Plattform, mit der die Soldaten zufrieden sind – vom Kapitän, der die Manövrier- und Fahreigenschaften lobt, über den Maschinisten, der sich über die Ruhe freut, bis hin zum einfachen Maat, der in der Kabine mehr Platz hat und nicht mehr zum Duschen in der Schlange stehen muss.
Also könnte es sich die Marine einfach machen und auf diese Plattform zusätzliche Waffen aufbauen, die die Fregatte im Luftkrieg schlagfertiger machen. Womöglich ließe sich solch ein Boot auch besser an Nato-Partner verkaufen als jenes, das Eins-zu-Eins für die defensiv denkende deutsche Marine konzipiert wurde. Stattdessen begibt sich das Verteidigungsministerin wieder in den alt bekannten Zyklus: auf eine tolle Idee von einem Kriegsschiff der Zukunft folgen große Versprechen der Industrie, bis sie die Realität einholt. Es gibt Streit, es kommen Nachbesserungen, Neukonstruktionen, Skandale – und am Ende wird auch das MKS-180 wieder teurer und später ausgeliefert geplant. Und so wird die „Baden-Württemberg“ wohl noch lange ihren Dienst für Deutschland tun.