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Neue Studie Hartz IV: Peitsche statt Zuckerbrot

Die Hartz-Reformen haben den deutschen Arbeitsmarkt auf Trab gebracht. Eine neue Studie zeigt, dass Arbeitslose nun mehr Energie in die Jobsuche stecken.

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ARCHIV - Mit ihrem Kind auf Quelle: dpa

Der Arbeitsmarkt ist kein Markt wie jeder andere. Aus gutem Grund würdigt das Nobelpreiskomitee daher in diesem Jahr drei Ökonomen für ihre bahnbrechende Erforschung von Jobsuche und Bewerberauswahl. Charakteristisch für Arbeitsmärkte sind zahlreiche Barrieren, die die Reaktionsgeschwindigkeit von Anbietern und Nachfragern bremsen. Die Folge: Trotz offener Stellen gibt es Arbeitslose. Dabei kann auch die in den meisten Ländern übliche finanzielle Absicherung nach einem Jobverlust zur Hemmschwelle für Anpassungsprozesse werden. „Üppiges Arbeitslosengeld erhöht die Arbeitslosigkeit und zieht Suchzeiten in die Länge“, schreibt die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in ihrer Begründung für die Preisverleihung.

Aus diesem Grund hat die damalige Bundesregierung vor rund fünf Jahren mit den Hartz-Gesetzen die Arbeitslosen- und Sozialhilfe zusammengeführt, was die finanzielle Unterstützung für Langzeitarbeitslose deutlich reduzierte. Außerdem zahlt der Staat Arbeitslosengeld seither nur noch während eines wesentlich kürzeren Zeitraums. Ziel war, die Anreize bei der Jobsuche zu vergrößern. Konnten die Arbeitsmarktreformen die Arbeitslosigkeit tatsächlich erfolgreich bekämpfen?

Beträchtlicher Erfolg

Diese Frage haben die Ökonomen Tom Krebs und Martin Scheffel vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) untersucht. Ihre aktuelle Studie* kommt zu folgendem Ergebnis: Die Hartz-Gesetze steigerten die Beschäftigung beträchtlich. Die jährliche Arbeitslosenquote sank von mehr als elf Prozent in 2005 auf unter acht Prozent im Vorkrisenjahr 2008 (siehe Grafik). Die Forscher haben untersucht, inwieweit dieser Rückgang auf den Strukturreformen am Arbeitsmarkt oder dem allgemeinen Konjunkturverlauf beruht. Nach Berechnung von Krebs und Scheffel führten die reduzierten Zahlungen an Langzeitarbeitslose in den drei Jahren nach der Hartz-Reform zu einem starken Rückgang der strukturellen Arbeitslosenquote von 7,5 auf 6,4 Prozent. Laut Studie motivierte das auch die kurzfristig Arbeitslosen. Sie suchten intensiver nach Jobs, um der drohenden Herabstufung auf gekürzte Langzeitbezüge zu entgehen. Fazit: Solange hohe staatliche Alimentierung lockt, bringen anstrengende Bewerbungen keinen -zusätzlichen Nutzen. Doch zahlt das Amt weniger, lohnt sich die Arbeitssuche plötzlich wieder.

* Tom Krebs, Martin Scheffel: A Macro-economic Model for the Evaluation of Labor Market Reforms, ZEW, August 2010

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