Neuer Streit um verkaufsoffene Sonntage "Ein guter Sonntag bringt den Umsatz einer Woche"

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"Damit uns auch der letzte freie Tag geklaut wird"

Während die Juristenschlacht noch in vollem Gange ist, sorgt das Thema auch unter Betroffenen für Brisanz: „Die Gewerkschaftsfuzzis sollten sich mal am Wochenende ins Auto setzen und zum Beispiel ins volle Outlet nach Roermond in den Niederlanden fahren“, heißt es etwa in einem Kommentar zu einem Beitrag des Fachmagazins „Textilwirtschaft“.

„Ich zahle jeden Tag Pacht, also sollte ich auch jeden Tag öffnen können“, meint ein anderer Schreiber. Aber auch die Gegenposition ist vertreten: „Damit uns auch der letzte freie Tag geklaut wird. Nein danke!“, macht sich eine genervte Stimme aus dem Verkaufspersonal Luft.

Wieder aufgeflammt war die seit Jahren schwelende Debatte durch einen neuen Vorstoß Ende Mai, der zunächst vor allem von großen Warenhäusern und Einkaufszentren getragen wurde. Ihre Forderung nach einer Freigabe der Sonntagsöffnung hatte die Initiative vor allem mit dem Kampf gegen den weiter boomenden Onlinehandel begründet.

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Der Vorstoß unter dem Titel „Selbstbestimmter Sonntag“ war umgehend mit heftigen Widerstand beantwortet worden. Vertreter der christlichen Kirchen warnten vor einem „Dammbruch“, während Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger auf zunehmenden Stress und die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie hinwies.

Während Wissenschaftler wie der Chef des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH, Kai Hudetz, vor allem für die großen Händler Vorteile durch eine mögliche Ausweitung der Sonntagsöffnung erwarten, hofft auch der selbstständige Textilhändler Leon Finger aus dem Essener Vorort Steele auf bessere Geschäfte.

„Ein guter Sonntag bringt den Umsatz einer ganzen Woche“, rechnet Finger vor. Mit den vier bislang in Nordrhein-Westfalen maximal zulässigen Sonntagsöffnungen könne er also einen zusätzlichen Monatsumsatz erwirtschaften. Herrenmode sei an Sonntagen besonders gefragt, weiß der alteingesessene Kaufmann: „Männer haben während der Woche keine Zeit und keine Lust zum Einkaufen.“

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