
Meine Kinder wollen immer alles – und zwar sofort. Das Star-Wars-Laserschwert mit Lichteffekt? Lieber heute als morgen, die Nachbarsjungs haben nämlich auch schon welche. Auch die Wilde-Kerle-Trinkflasche für meinen Kleinen muss sofort her, denn länger kann er nicht ertragen, dass sein Bruder schon seit Monaten aus einer solchen trinkt. Und bei diesem schönen Wetter lieber zwei Eis am Tag als eines, ist ja klar.
Dass das Taschengeld nicht reicht und für Wochen gestrichen werden muss, das ist den beiden Jungs egal. Vorgezogene Geburtstagsgeschenke finden sie auch prima. Sie verdrängen ganz locker, dass sie in drei Monaten fürchterlich lange Gesichter machen werden, wenn der Geschenke-Tisch halb leer sein wird. Und irgendwie ahnen sie, dass es vielleicht gar nicht dazu kommen wird, denn Mama, Papa, Opa oder Oma wird dann schon wieder weich werden und erneut in die Tasche greifen.
Lasst uns "Wünsch-dir-was" spielen
So sind Kinder halt, mag man denken. Sie spielen „Wünsch-dir-was“ und kümmern sich nicht darum, wie es denn finanziert werden soll. In der Politik lässt sich derzeit eine ähnliche Leichtigkeit des Seins beobachten. Ab jetzt ist Wahlkampf und die beiden Volksparteien stimmen das große Wunschkonzert an. SPD und Union beginnen einen Wettlauf um Steuergeschenke. Und die SPD hat mit ihrem Entwurf für das Wahlprogramm nochzusätziche teure Wohltaten angekündigt, etwa Mindestlöhne und eine Teilrente, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Uns Eltern will die SPD auch beglücken. Und zwar nicht nur mit mehr Kita-Plätzen und Ganztagsschulen, sondern auch mit „zwei Vätermonaten mehr beim Elterngeld“. SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier schwärmte am Sonntag geradezu von dieser Idee: „Damit die gemeinsame Erziehung früh beginnt“.
Derzeit bekommen Paare zwölf Monate Elterngeld, wenn sie im Job pausieren. Beantragt „gar“ der Mann zwei Monate Elterngeld, dann sind es 14 Monate. Steinmeiers Idee findet auch Zustimmung bei den Sozialpolitikern der Union. Johannes Singhammer (CSU), der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, verkündete prompt in der "Passauer Neuen Presse", er finde mehr Vätermonate auch ganz prima, aber dann bitteschön, müsse die Bezugsdauer des Elterngeldes insgesamt verlängert werden: „Wir halten eine Verlängerung des Eltergeldes auf 16 Monate für den richtigen Weg.“
Vätermonate sind eine gute Sache
Keine Frage, Vätermonate sind eine gute Sache. Zwar dachte ich früher auch einmal, der Staat solle sich aus der privaten Entscheidung heraushalten, wie Paare ihr Leben mit Kindern organisieren. Andererseits kenne ich als Frau den Makel beim Jobeinstieg oder Stellenwechsel, wenn die Personalchefs einen kritisch fixieren und verdeckte Fragen nach der Familienplanung stellen. Frauen haben nach wie vor den Nachteil, dass man glaubt, sie fallen vorübergehend aus, wenn sie in Elternzeit gehen.
Jetzt, wo zunehmend Männer via Vätermonate ausfallen (auch wenn es noch wenige sind und sie auch nur für kurze Zeit pausieren), werden auch die Männer zum „Risikofaktor“ für den Arbeitgeber. Insofern wäre eine Ausweitung der Vätermonate schon konsequent: Nehmen sie in Zukunft sogar häufiger und länger Elternzeit in Anspruch, wird ein Personalchef schlicht den besseren Kandidaten für einen Job nehmen und nicht mehr nach Geschlecht entscheiden.