Nicht im Familiengrab in Ludwigshafen Helmut Kohl wird in Speyer begraben

Die Entscheidung über seine letzte Ruhestätte hat Helmut Kohl gemeinsam mit seiner Ehefrau Maike getroffen. Alte Verletzungen belasten jedoch die Verhandlungen über das offizielle Gedenken des Altkanzlers.

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Der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl wird seine letzte Ruhestätte auf einem Friedhof in Speyer finden. Die grundsätzliche Entscheidung, die Kohl mit seiner zweiten Ehefrau Maike Kohl-Richter traf, zeige seine seit der Kindheit bestehende Verbundenheit mit Speyer und dem Speyerer Dom. Quelle: dpa

Berlin Altkanzler Helmut Kohl wird seine letzte Ruhestätte auf einem Friedhof in Speyer finden und nicht im Familiengrab in Ludwigshafen. Das entspreche Kohls Wunsch, sagte der langjährige Vertraute Kohls, Ex-„Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin in Rücksprache mit der Witwe Maike Kohl-Richter. Nach dpa-Informationen verdichteten sich die Hinweise, dass der europäische Trauerakt in Straßburg und die geplante Totenmesse im Speyerer Dom am 1. Juli stattfinden werden.

Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel sprach in einer Sitzung der Unionsfraktion, in der Kohls Leistungen gedacht wurde, nach Angaben von Teilnehmern von einem „großen Leben“ ihres Vorgängers. Deutsche und europäische Einheit seien für ihn zwei Seiten einer Medaille gewesen. Kohl habe immer nach vorne geschaut. So sei seine Prophezeiung von blühenden Landschaften im Osten Deutschlands trotz der von vielen geäußerten Zweifel eingetreten.

Diekmann sagte über die geplante Beerdigung Kohls auf dem Friedhof in Speyer: „Er hat dies gemeinsam mit seiner Frau im Spätsommer 2015 entschieden, als es gesundheitlich wieder einmal sehr kritisch um ihn stand.“ Die Entscheidung zeige die seit der Kindheit bestehende Verbundenheit des Altkanzlers und früheren CDU-Chefs mit Speyer und dem dortigen Dom. Kohl war am Freitag im Alter von 87 Jahren nach langer Krankheit in seinem Haus in Ludwigshafen gestorben.

Seine letzte Ruhestätte soll Kohl auf einem Friedhof finden, auf dem die Mitglieder des Domkapitels beigesetzt werden. Er befindet sich auf dem Gelände des alten Friedhofs der Stadt, nimmt aber nur einen Teil davon ein. Auf dem anderen Teil befindet sich der Konrad-Adenauer-Park.

Diekmann sagte, Kohls Grab werde auf dem eigentlich abgetrennten Gelände des Domkapitels sein, aber vom Adenauer-Park aus öffentlich zugänglich sein. Seine erste Frau Hannelore, die sich 2001 das Laben nahm, wurde im Familiengrab der Kohls im Ludwigshafener Stadtteil Friesenheim beigesetzt.


„Großartige Auszeichnung für Helmut Kohl“

Die Spitze der Unionsfraktion stellte sich hinter die Pläne für einen europäischen Trauerakt. Dies sei eine „großartige Auszeichnung für Helmut Kohl“, sagte Fraktionschef Volker Kauder (CDU). Er ergänzte: „Wir fühlen uns seinem Vermächtnis verpflichtet, uns um Europa zu kümmern.“ Entsprechend werde man auch die Verhandlungen über einen Ausstieg Großbritanniens aus der EU führen.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Michael Grosse-Brömer (CDU), kündigte an, Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) werde sich auch angesichts der Tatsache, dass es keinen eigenen deutschen Staatsakt für Kohl geben werde, am Donnerstag zu Beginn der Plenarsitzung über den Ex-Kanzler äußern.

Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung hatte sich eine vierköpfige Delegation aus Mitarbeitern des Bundespräsidialamtes und des Bundesinnenministeriums am Montag zu Gesprächen über die Trauermodalitäten im Wohnhaus Kohls in Ludwigshafen aufgehalten. Die Zeitung zitiert einen Vertrauen des Altkanzlers mit den Worten, es sei dessen Wunsch gewesen, „als deutscher Europäer und europäischer Deutscher seinen letzten Weg“ zu machen.

Das Bundespräsidialamt und das Innenministerium erklärten gemeinsam, einen nationalen Staatsakt zusätzlich zum europäischen Trauerakt werde es „auf Wunsch der Witwe des Verstorbenen“ nicht geben. Die „Bild“-Zeitung schrieb, für Kohls Entscheidung gegen einen deutschen Staatsakt habe es auch eine Rolle gespielt, wie die rot-grüne Nachfolge-Regierung unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder mit ihm umgegangen sei. Hintergrund sei die Affäre um vermeintlich gelöschte Akten des Kanzleramts („Bundeslöschtage“). Dabei ging es um den Vorwurf der 1998 neugewählten rot-grünen Regierung, kurz vor der Amtsübergabe seien Unterlagen im Kanzleramt unrechtmäßig gelöscht worden. Unter Schröder war damals der heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) Kanzleramtschef.

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