Die Stadt Tübingen schließt am Ostersamstag die Grenzen für Touristen. Zudem warnt die Initiatorin des bundesweit beachteten Modellversuchs, der Lockerungen bei gleichzeitig umfangreichen Tests vorsieht, vor weiteren Öffnungen in anderen Städten. „Wenn man jetzt mit einer Öffnung beginnt, kriegt man das Infektionsgeschehen nicht in den Griff“, sagt die Tübinger Notärztin Lisa Federle der WirtschaftsWoche mit Blick auf Pläne anderer Kommunen. Eine breit angelegte Teststrategie sei nicht so leicht zu installieren. Federle gilt zusammen mit Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) als Kopf des Modellprojekts.
Weitreichende Corona-Lockerungen trieben seit dem vergangenen Wochenende mehrere tausend Menschen aus umliegenden Städten nach Tübingen, berichtete Federle der WirtschaftsWoche. Innerhalb einer Woche haben sich die Infektionszahlen in der Stadt verdoppelt. „Wir sagen immer wieder: Bitte kommt nicht nach Tübingen“, sagte Federle. Immer mehr Menschen würden darüber hinaus das Maskengebot ignorieren. „Das müssen wir verschärft überprüfen“, erklärte die Ärztin.
Bereits am vergangenen Wochenende begrenzte Tübingen die Besucherzahlen auf 3000 Menschen. Ob die Lockerungen über Ostern fortbestehen oder eine nächtliche Ausgangssperre verhängt wird, sei noch offen. Wenn die Zahlen weiter steigen, könnte die Stuttgarter Landesregierung, die den Modellversuch finanziell unterstützt, das Projekt abbrechen, betonte Federle. Jedenfalls würden am Osterwochenende vermehrt Sicherheitsdienste eingesetzt.
„Es geht nicht darum, den Tourismus zu fördern, sondern wir wollen ein Pilotprojekt für Deutschland etablieren, um Menschen zu schützen und Infektionsketten zu unterbrechen“, sagte Federle der WirtschaftsWoche. Trotzdem sei das Projekt ein Erfolg. „Denn Teststrategien sind jetzt Teil der öffentlichen Debatte.“
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