NSU-Untersuchungsausschuss Geld des Verfassungsschutzes ging an Rechtsterroristen

Über einen V-Mann soll Geld des Verfassungsschutzes an den NSU geflossen sein, Die Behörde wusste angeblich Bescheid.

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V-Mann Tino Brandt tritt als Zeuge im baden-württembergischen NSU-Untersuchungsausschuss auf. Er schildert die Operationen während seiner Zeit beim NSU, die durch den Verfassungsschutz finanziert wurden. Quelle: dpa

Stuttgart Der Thüringer Verfassungsschutz hat nach Aussage des früheren V-Manns Tino Brandt indirekt den im Untergrund lebenden rechtsterroristischen NSU mitfinanziert. Er habe als V-Mann Geld vom Amt bekommen, das er teilweise für die Terrorgruppe gespendet habe. Dies sei mit Wissen des Verfassungsschutzes geschehen, sagte der frühere Neonazi am Montag im Untersuchungsausschuss im baden-württembergischen Landtag in Stuttgart.

Brandt hatte in den 90er Jahren die Neonazi-Kameradschaft „Thüringer Heimatschutz“ aufgebaut, in der sich auch das NSU-Trio Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe bewegte. Er arbeitete gegen Geld als V-Mann (Verbindungsmann) für den Verfassungsschutz, bis er 2001 enttarnt wurde. Er sitzt wegen Kindesmissbrauchs in Haft und wurde in Fußfesseln vorgeführt. Dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) werden von 2000 bis 2007 zehn Morde zugerechnet - an Kleinunternehmern ausländischer Herkunft und an der Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn. Der Ausschuss geht der Frage nach, welche Verbindungen des NSU nach Baden-Württemberg bestanden und ob es hier Unterstützer gab.

Für Aufregung sorgte am Morgen ein Polizeieinsatz am Landtag. Ausschusschef Wolfgang Drexler (SPD) erklärte, es sei ein Drohschreiben gegen den Untersuchungsausschuss und gegen ihn eingegangen. Zum konkreten Inhalt sagte er nichts und verwies auf die noch laufenden Ermittlungen. Die Ausschussarbeit werde nicht beeinträchtigt, sagte er. „Wir laden alle vor, die wir wollen.“ Zudem habe es einen „Sicherheitsvorfall“ im Zusammenhang mit einem geladenen Zeugen gegeben. Dabei handelt es sich um einen früheren Anführer der Neonaziszene in Rudolstadt (Thüringen). Nach Angaben der „Stuttgarter Zeitung“ und der „Stuttgarter Nachrichten“ (Dienstag) war auf dessen Briefkasten die Patrone einer Waffe gefunden worden.

Der Zeuge habe sich krank gemeldet und werde nun voraussichtlich am 5. März befragt, sagte Drexler. Im Untersuchungsausschuss sollte der Mann über mögliche Waffengeschäfte im Umfeld des NSU Auskunft geben. Die Polizei bestätigte, ihr sei ein Sachverhalt in dieser Richtung bekannt, der geprüft werde. Weitere Details nannte ein Sprecher nicht.

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