Nürburgring-Desaster PR-Loopings mit der Geisterbahn

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Gesicherte Laufzeit: Vier Tage

Problembauten am Nürburgring
Freizeit-, Gastronomie- und Hotelkomplex
Ring-Racer
Ring-Werk
Ring-Boulevard
Ring-Arena
Grüne Hölle
Hotels

Allzu viele Achterbahn-Fahrgäste verlaufen sich in dieser Jahreszeit gewöhnlich nicht an den Ring. Und selbst wenn, dürfte die Bahn oft nur unbesetzt durch den Winter rasen – bei Minusgraden hat die Kreisverwaltung den Betrieb mit Passagieren untersagt. Außerdem bei Regen. Bei Schnee. Bei stärkerem Wind. Wer das Eifelwetter im Winter kennt, der weiß, was das bedeutet: praktisch immer.

Auf Nachfrage räumt Pietro Nuvoloni, der Sprecher der Insolvenzverwalter, denn auch ein, dass die Bahn wohl nicht allzu lange fahren wird. „Bis kommenden Sonntag fährt sie auf jeden Fall“, erklärt Nuvoloni. Das wären immerhin schon mal vier Tage. „Danach kann die Achterbahn in Abhängigkeit von den Öffnungszeiten des Ringwerks geöffnet werden, wenn es die äußeren Bedingungen zulassen.“

PR-Loopings für den Verkauf

Viel mehr als ein paar PR-Loopings wird die Bahn also bis auf weiteres nicht drehen. Die aber können die Insolvenzverwalter Lieser und Schmidt gut gebrauchen. Seit der Pleite der landeseigenen Nürburgring GmbH im Juli 2012 haben sie das Sagen, seit Mai dieses Jahres sind sie dabei, die legendären Rennstrecken mitsamt der millionenteuren Neubauten um Hotels, Disco, Restaurants, Veranstaltungshallen, überdachtem Shoppingboulevard und Museum zu verkaufen, im Paket oder in Einzelteilen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG sucht seither im Auftrag der Insolvenzverwalter Käufer. Da ist jede positive Nachricht willkommen.

Das Nürburgring-Desaster

Tatsächlich allerdings ist die wirtschaftliche Lage schwierig. Erst am Montag mussten die Insolvenzverwalter Thomas Schmidt und Jens Lieser bei einem Pressetermin eingestehen, dass die nach der Insolvenz neu gegründete Betriebsgesellschaft aufgrund von Altlasten im laufenden Jahr 2013 „lediglich eine schwarze Null“ schreiben werde. Bisher hatten die Insolvenzverwalter mehrfach  verkündet, mit einem Gewinn zu rechnen. Und noch Anfang Oktober verkündete Karl-Josef Schmidt, der Chef der Betriebsgesellschaft, im Magazin „Auto Motor und Sport“ ganz tolle Zahlen. Das Magazin zitiert Schmidt: „In diesem Jahr wird der Nürburgring rund 60 Millionen Euro Umsatz erzielen. Der Gewinn wird voraussichtlich bei acht Millionen Euro liegen.“

Voraussichtlicher Gewinn 2013: Null

Auf Nachfrage erklärt Nuvoloni nun, dass Schmidt falsch zitiert worden sei. Bisher hielt dieser es jedoch nicht für nötig, die angebliche Falschaussage zu dementieren. Und es gibt weitere Hinweise, dass die Entwicklung schlechter ist als geplant. Mitte September erhielten die Kaufinteressenten für den Nürburgring nach Informationen der WirtschaftsWoche eine Art Gewinnwarnung. Darin wurden die Plan-Zahlen für das erste Halbjahr 2013 den Ist-Zahlen gegenüber gestellt – und nach unten korrigiert. Das EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) etwa wurde von kalkulierten knapp sechs auf weniger als fünf Millionen Euro zurückgenommen. Nuvoloni will sich auf Nachfrage wegen der Vertraulichkeit des Verkaufsprozesses nicht dazu äußern.

Die Erklärungen der Insolvenzverwalter und ihres Sprechers Nuvoloni werfen einige Fragen auf, erscheinen wie ein Katz- und Maus-Spiel mit Öffentlichkeit und Investoren. Der Verweis auf Altlasten? Ohne weitere Erklärung wenig plausibel, denn die Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH wurde erst 2012 gegründet. Auf Nachfrage sagt Nuvoloni nicht, was es mit den angeblichen Altlasten auf sich hat. Stattdessen teilt er mit: „In einem normalen Jahr ohne Sonderereignisse und ohne Formel 1 setzt der Nürburgring insgesamt rund 50 bis 65 Millionen. Euro um und erwirtschaftet einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Finanzierungskosten (EBITDA) von circa sechs bis zehn Millionen Euro.“

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