Die Landesregierung hat bei der EU-Kommission beantragt, so genannte Rettungsbeihilfen zahlen zu dürfen. Das Land will der Nürburgring GmbH die Zinszahlungen für den ISB-Kredit weiterhin stunden und zusätzlich in den kommenden beiden Jahren 13 Millionen Euro an Gesellschafterdarlehen aus dem Landeshaushalt in die Nürburgring GmbH pumpen.
Dafür allerdings ist erst die Freigabe der EU-Kommission nötig. Sie hat im März bereits ein Beihilfeverfahren eröffnet. Die Nervosität in Mainz und Nürburg ist hoch. Man rechne „jederzeit“ mit einer Entscheidung der Kommission, heißt es aus dem Innenministerium. Von mit dem Verfahren vertrauten Personen ist dagegen zu hören, dass man sich in Brüssel schwer tue, die Rettungsbeihilfen freizugeben, und eine Entscheidung noch Zeit brauche. Zeit, von der die Nürburgring GmbH nicht mehr viel hat.
Schulden in Höhe von 413 Millionen Euro
Immer klarer wird derweil, wie irrwitzig die Nürburgring-Pläne von Beck und seiner Mannschaft von Anfang an waren. Der Antrag für die Rettungsbeihilfen zeigt die Absurdität erstmals in Zahlen. Der Unternehmenswert der Nürburgring GmbH wird darin nach einer aktuellen Beurteilung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young im Auftrag des Landes mit nur noch 126 Millionen Euro taxiert. Darin sind nicht nur die 330 Millionen Euro teuren Neubauten enthalten, sondern obendrein die profitablen Filetstücke – die beiden Rennstrecken Nordschleife und die Grand-Prix-Strecke. Eine steile Vermögensvernichtung.
Die Schulden der Nürburgring GmbH liegen den Zahlen zufolge bei 413 Millionen. Neben dem 330-Millionen-Kredit bei der ISB hat die Nürburgring GmbH noch weitere Verbindlichkeiten in Höhe von 83 Millionen Euro. Dieses Geld kam aus dem Landeshaushalt und wurde von der Regierung als Gesellschafterdarlehen in den Nürburgring gesteckt.
Möglicherweise sind auch die in der Verschuldungsbilanz angegebenen Vermögenswerte noch zu hoch. So werden 13 Millionen an „werthaltigen Forderungen“ angegeben, die sich weitgehend gegen die private Betreibergesellschaft Nürburgring Automotive GmbH (NAG) richten. Die gehört der Düsseldorfer Lindner-Hotelgruppe und der Firma Mediinvest des Düsseldorfer Projektentwicklers Kai Richter. Seit Mai 2010 betreibt die NAG den Ring, hat sich aber inzwischen mit der Landesregierung verkracht und die Kündigung erhalten.
Die Betreiber halten Pacht zurück, weil die Landesregierung ihnen angeblich eine Spielbankabgabe von 3,2 Millionen Euro jährlich zugesagt habe. Ob die Forderungen der Nürburgring GmbH an die NAG tatsächlich werthaltig sind, ist fraglich. Wer welchen Anspruch gegen wen hat, wird juristisch geklärt. Das Land hat die ausstehende Pacht eingeklagt, aber bisher keine Räumungsklage gegen die Pächter eingereicht, weil man sich auf ein Schiedsverfahren einigen will. Ob es überhaupt ein solches Verfahren geben wird ist genauso offen wie die Frage, wie es ausgehen würde.