Öffentlicher Haushalt Das Einnahmen-Wunder in der Corona-Delle

Die Steuereinnahmen sprudelten 2021 trotz Coronakrise Quelle: imago images

Um die Wucht der Coronapandemie abzuschwächen, hat der Staat viel Geld locker gemacht. Dennoch stiegen die Einnahmen in der Corona-Delle sogar stärker als die Ausgaben. Wie kann das sein?

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Eine „Bazooka“ hat der damalige Finanzminister Olaf Scholz zu Beginn der Coronapandemie recht martialisch versprochen und tatsächlich fließen seitdem die Milliarden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag veröffentlicht hat, gab allein der Bund 56 Milliarden Euro mehr aus als im Vorjahreszeitraum – und das allein in den ersten drei Quartalen 2021. Dabei war selbst ein Großteil des Vorjahreszeitraums, auf den sich der Vergleich ja bezieht, schon von teuren Coronahilfen geprägt.

Das schlägt sich auch in den generellen Zahlen nieder. Erwirtschaftete der Bund in den ersten drei Quartalen 2019 noch ein Plus von knapp vier Milliarden Euro, so musste er im Folgejahr knapp 94 Milliarden Euro ins Minus gehen. In den ersten drei Quartalen 2021 war es schon ein Minus von 122 Milliarden Euro. Beim Gesamthaushalt – also inklusive Länder, Gemeinden und Sozialversicherung – liegt das Minus gar bei 157 Milliarden (2020) beziehungsweise 160 Milliarden Euro (2021).

Die „Bazooka“ ist also so teuer wie Corona folgenschwer ist. Überraschen kann indes ein anderer Aspekt des neuen Destatis-Datensatzes: Während die öffentlichen Ausgaben um 6,1 Prozent wuchsen, waren es bei den Einnahmen 6,7 Prozent. Die Einnahmen stiegen also stärker als die Ausgaben, und das inmitten der Coronapandemie. Wie kann das sein?

Wenn wir von Einnahmen sprechen, sprechen wir zuvorderst von Steuern und steuerähnlichen Einnahmen. Das macht den Effekt auf den ersten Blick noch überraschender, schließlich brachen etwa vielen Unternehmen die Einnahmen weg. Der Staat erlaubte ihnen dafür, die Verluste leichter zu verrechnen, was wiederum die Steuerlast drückte – und damit eigentlich auch die Steuereinnahmen.

Dass diese dennoch sprudelten, liegt vor allem an der wirtschaftlichen Erholung im zweiten und dritten Quartal 2021. Einkommens-, Umsatz- und Körperschaftsteuer stiegen stark an. Die Gemeindeeinnahmen legten gar um mehr als 14 Prozent zu, vor allem getrieben von der Gewerbesteuer.

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Nun beziehen sich all diese Prozentwerte auf das Vorjahr und damit zum Großteil auf den ersten Corona-Lockdown. Dass es eine so deutliche Erholung gibt, liegt also auch am niedrigen Vergleichswert. Interessant ist aber, dass die Einnahmen selbst im Vergleich zum Vorkrisenniveau, also 2019, leicht gestiegen sind. Ein wichtiger Faktor sind hier die Lohnerhöhungen in vielen Branchen, die die Einkommensteuer beflügelt haben.

Angesichts der steigenden Inflation werden auch dieses Jahr viele Branchen um höhere Löhne kämpfen. Den Fiskus dürfte es freuen.

Mehr zum Thema: Das erwartet Unternehmen und Arbeitnehmer auf dem Post-Corona-Arbeitsmarkt.

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