Ja, 2009 hat die Große Koalition eine Prämie über 2500 Euro ausgelobt für jedes Auto, das mindestens neun Jahre gefahren wurde und dann verschrottet und durch einen Neuwagen ersetzt wurde.
Diese Abwrackprämie ist ein Paradebeispiel für Politik ohne Sinn und Verstand. Mit Milliarden Steuergeldern wurde die Autoindustrie gepampert. Ich glaube nicht, dass Mercedes, BMW & Co. das nötig haben. Aber wenn man der Meinung ist die Hersteller unterstützen zu müssen, können Politiker das ja machen. Sich dann aber als Bundeskanzlerin mit einem naturwissenschaftlichen Hintergrund oder als Umweltminister – ich rede von Sigmar Gabriel – vor die Presse zu stellen und das als „ökologisches Gesetz“ zu verkaufen, ist dreist. Funktionstüchtige Autos zu verschrotten und den Kauf von Neuwagen, die vielleicht 15 Prozent besser im Treibstoffverbrauch sind, zu unterstützen, ist verrückt! Schizophren und empörend. Ich rede mich in Rage. Entschulden Sie mich.
Kein Problem. Ich finde, Ihre Wortwahl ist absolut im Rahmen und außerdem zeigt es ja, wie sehr Sie dieses Thema beschäftigt.
Ich würde mich wirklich freuen, wenn wir endlich ökologische Politik machen. Aber ich habe kaum noch Hoffnung, dass das unter Bundeskanzlerin Angela Merkel möglich ist. Der Einfluss der Lobby ist offenbar zu groß. Die Industrie ist so stark, dass sie Merkel davon überzeugen konnte, EU-Standards beim Klimaschutz aufzuweichen. Deutschland setzte doch tatsächlich durch, dass Autos vor der Ökoprüfung in Gewichtsklassen eingeteilt wurden. Ein spritschluckender, ressourcenintensiver Geländewagen tritt dann unter seinesgleichen an – und kann ein grünes Label bekommen, während ein Kleinwagen mit niedrigem Verbrauch und CO2-Ausstoß möglicherweise schlechter wegkommt, weil andere Mini-Pkw besser abschneiden. Das ist doch absurd! In meinem neuen Buch zeige ich, wie der PKW-Stadtverkehr mit zehnfach weniger Ressourcen und vergleichbarer Leistung auskommen kann als heute.
Sie fordern die Industrie auf, ressourcenschonender zu produzieren, perspektivisch träumen Sie gar von einer Dienstleistungsgesellschaft, die mit weit weniger neuen Produkten daherkommt. Können wir uns das leisten?
Wenn wir das innerhalb eines halben Jahres versuchen würden, bräche die Wirtschaft zusammen. Das ist doch völlig klar. Ich rede von einem Transformationsprozess, der sicher zehn Jahre dauert. Auch das Auto hat die Droschke nicht in sechs Monaten ersetzt. Ob wir uns das leisten können? Nun, wir haben schlicht keine Option. Wenn wir nicht handeln, ist die Erde in 20 oder 40 Jahren nicht mehr das, worauf heute unsere Wirtschaftskraft und Lebensfreude beruht. Sie wird sehr viel kärglicher sein. Keiner weiß genau, wann. Aber unendlich können wir den Planeten nicht auswringen. Das heißt: Sie können jetzt den US-amerikanischen Weg gehen und sagen: Mir ist die Zukunft völlig egal, entscheidend ist hier und heute. Wir pumpen alles in die Luft, machen Fracking und schauen mal, wie weit das noch geht. Oder aber: Wir steuern um.
Wie Carsharing in Großstädten funktioniert und was es kostet
Anbieter: Daimler
Städte: Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart, Düsseldorf, München, Ulm und Neu-Ulm
Nutzer: 170.000
Autos: 3300
Automodelle: Smart
Fixkosten: Anmeldung 19 Euro (30 Minuten Fahrtguthaben)
Reservierung eines Autos: 30 Minuten vor Fahrt möglich; kostenfrei
Fahrtkosten pro Minute: 0,29 Euro (eine Stunde maximal 14,90 Euro)
Parkkosten pro Minute¹: 0,19 Euro
Kosten pro Kilometer: 50 Kilometer inklusive, dann 0,29 Euro
Kosten Kurzfahrt²: 3,48 Euro
Kosten Stadtfahrt³: 18,30 Euro
Versicherung: Haftpflicht und Vollkaskoversichert inklusive (Selbstbehalt 500 Euro)
Anmeldung (Internet): car2go.com
¹Kosten, die für das Parken anfallen, wenn die Fahrt nicht beendet wird
²Beispiel 5 Kilometer in 12 Minuten
³Beispiel: Hin und Rückfahrt, je 10 Kilometer und je 25 Minuten Fahrt und 15 Minuten parken
Quelle: unternehmen, eigene Recherche
Anbieter: BMW und Sixt
Städte: Berlin, München, Köln, Düsseldorf, Hamburg, Wien, San Francisco
Nutzer: über 350.000
Autos: 2950
Automodelle: BMW 1er, BMW X1, BMW ActiveE, MINI, MINI Cabrio, MINI Clubman, MINI Countryman
Fixkosten: Anmeldung 29 Euro (derzeit 19 Euro mit 30 Minuten Fahrtguthaben)
Reservierung eines Autos: 2x15 Minuten vor Fahrt kostenfrei möglich
Fahrtkosten pro Minute: 0,31 Euro; BMW X1 und Mini Cabrio (01.04.-31.10.): 0,34 Euro; günstigere Preise ab 0,24 Euro je Minute in Spar-Paketen möglich
Parkkosten pro Minute¹: 0,15 Euro (Montags bis Freitags 0:00 bis 6:00 Uhr kostenfrei)
Kosten pro Kilometer: inklusive bis 200 km, je Mehrkilometer 29 Cent
Kosten Kurzfahrt²: 3,72 Euro
Kosten Stadtfahrt³: 17,75 Euro
Versicherung: Haftpflicht und Kaskoversicherung inklusive (Selbstbehalt bei selbstverursachten Unfällen maximal 750 Euro; kann gegen gebühr reduziert werden)
Anmeldung (Internet): de.drive-now.com
¹Kosten, die für das Parken anfallen, wenn die Fahrt nicht beendet wird
²Beispiel 5 Kilometer in 12 Minuten
³Beispiel: Hin und Rückfahrt, je 10 Kilometer und je 25 Minuten Fahrt und 15 Minuten parken
Quelle: Unternehmen
Anbieter: Citroen
Städte: Berlin
Nutzer: 3700
Autos: 350
Automodelle: Citroen C-Zero Elektroauto
Fixkosten: Anmeldung 9,90 Euro (30 Minuten Fahrtguthaben)
Reservierung eines Autos: 15 Minuten vor Fahrt möglich; kostenfrei
Fahrtkosten pro Minute: 0,28 Euro (günstigere Preise ab 0,20 Euro je Minute in Prepaid-Modellen möglich)
Parkkosten pro Minute¹: wie Fahrtkosten
Kosten pro Kilometer: Kilometer unbegrenzt inklusive
Kosten Kurzfahrt²: 3,36 Euro
Kosten Stadtfahrt³: 18,20 Euro
Versicherung: Haftpflicht und Teil- und Vollkaskoversichert inklusive (Selbstbehalt 500 Euro)
Anmeldung (Internet): multicity-carsharing.de
¹Kosten, die für das Parken anfallen, wenn die Fahrt nicht beendet wird
²Beispiel 5 Kilometer in 12 Minuten
³Beispiel: Hin und Rückfahrt, je 10 Kilometer und je 25 Minuten Fahrt und 15 Minuten parken
Quelle: unternehmen, eigene Recherche
Anbieter: Stadtmobil*
Städte: Mannheim
Nutzer: 5700
Autos: 30
Automodelle: Opel Adam
Fixkosten: Anmeldung 60 Euro, 5 Euro Grundgebühr pro Monat , 24 Euro Vereinsbeitrag pro Jahr
Reservierung eines Autos: 15 Minuten vor Fahrt möglich; kostenfrei bei Fahrtantritt
Fahrtkosten pro Minute: 0,07 Euro (eine Stunde maximal 1,70 Euro)
Parkkosten pro Minute¹: wie Fahrtkosten
Kosten pro Kilometer: 0,23 Euro (ab 101. Kilometer 0,19 Euro)
Kosten Kurzfahrt²: 1,99 Euro
Kosten Stadtfahrt³: 6,65 Euro
Versicherung: Haftpflicht und Vollkaskoversichert inklusive (Selbstbehalt maximal 900 Euro pro Schadensfall, kann gegen Gebühr reduziert werden)
Anmeldung (Internet): joecar.de
*nur bezogen auf flexibles Carsharing, unabhängig von festen Stationen. Kunden können zusätzlich das stationäre Angebot mit deutlich mehr Fahrzeugen nutzen
¹Kosten, die für das Parken anfallen, wenn die Fahrt nicht beendet wird
²Beispiel 5 Kilometer in 12 Minuten
³Beispiel: Hin und Rückfahrt, je 10 Kilometer und je 25 Minuten Fahrt und 15 Minuten parken
Quelle: unternehmen, eigene Recherche
Anbieter: Stadtmobil*
Städte: Hannover
Nutzer: 4900
Autos: 30
Automodelle: Fiat 500
Fixkosten: Anmeldung 29 Euro, 10 Euro Grundgebühr pro Monat
Reservierung eines Autos: 60 Minuten vor Fahrt möglich; kostenfrei bei Fahrtantritt
Fahrtkosten pro Minute: 0,05 Euro (eine Stunde maximal 2,10 Euro)
Parkkosten pro Minute¹: wie Fahrtkosten
Kosten pro Kilometer: 0,23 Euro (ab 101. Kilometer 0,20 Euro)
Kosten Kurzfahrt²: 1,75 Euro
Kosten Stadtfahrt³: 6,95 Euro
Versicherung: Haftpflicht und Vollkaskoversichert inklusive (Selbstbehalt maximal 900 Euro pro Schadensfall, kann gegen Gebühr reduziert werden)
Anmeldung (Internet): hannover.stadtmobil.de
*nur bezogen auf flexibles Carsharing, unabhängig von festen Stationen. Kunden können zusätzlich das stationäre Angebot mit deutlich mehr Fahrzeugen nutzen
¹Kosten, die für das Parken anfallen, wenn die Fahrt nicht beendet wird
²Beispiel 5 Kilometer in 12 Minuten
³Beispiel: Hin und Rückfahrt, je 10 Kilometer und je 25 Minuten Fahrt und 15 Minuten parken
Quelle: unternehmen, eigene Recherche
Sie haben gerade gesagt, die US-Amerikaner werden sicher nicht umdenken. Ich behaupte, dass gilt auch für Australiern, Chinesen und Japaner, die allesamt erklären: Wachstum geht vor Klimaschutz. Sind die Europäer nicht die Dummen, wenn Sie plötzlich Vorreiten spielen und ihren Wohlstand gefährden?
Ich bin überzeugt, dass wir mit einer dematerialisierten Technik Wachstum erzeugen können, und zwar Wachstum von Dienstleistungen und Nutzen mit dematerialisierter Technik. Ressourcenschonend zu wirtschaften, heißt nicht, den Wohlstand aufzugeben. Natürlich ist es mühsam, den ersten Schritt zu machen. Die Umstellung in Europa auf eine ökologische dienstleistungsorientierte Wirtschaft kostet Zeit und Geld. Es ist aber die einzige Lebensgarantie, die wir haben. Der Ressourcenverbrauch auf der Welt muss mindestens um den Faktor 10 gesenkt werden. Und zwar schnell.