Ökopartei Grüne wollen sich von Unternehmern was flüstern lassen

Die Ökopartei richtet einen Club zum Austausch mit Geschäftsleuten und Gründern ein. Unternehmer sollen der Politik Anregungen zum Umbau der Wirtschaft liefern.

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Nach der Wahl im September wollen die Grünen einen festen Kreis zum Austausch mit Geschäftsleuten und Gründern einrichten. Quelle: dpa

Die Grünen als Wirtschaftsversteher? Für einen solchen Imagewandel ist es aus Sicht von Bundestagsabgeordneten und Parteioberen höchste Zeit. Deshalb wollen die Ökopartei und ihre Bundestagsfraktion nach der Wahl im September einen festen Kreis etablieren, in dem sich Wirtschaftsleute und Politiker austauschen. Der frühere Unternehmer und bisherige Bundestagsabgeordnete Thomas Gambke soll die Organisation übernehmen und ausbauen. „Viele Unternehmer beziehen grüne Ideen längst in ihr Geschäft ein“, begründet Gambke. „Und wir brauchen die Praktiker um zu klären, ob unsere Pläne funktionieren.“

Dazu sollen regelmäßig Treffen zwischen grünen Regierungsleuten aus den Ländern, Bundespolitikern und Firmenvertretern stattfinden. Einzelne Firmen und nicht Verbände sollen Mitglieder oder Sponsoren des neuen Kreises „Nachhaltige Unternehmen“ sein. Die Grünen verweisen auf Interesse an einem solchen Austausch von Autobauern wie BMW und auf bereits enge Kontakte zu Mittelständlern wie Erdal- und Frosch-Hersteller Werner & Mertz sowie Heizungsbauer Vaillant. Dabei seien auch Berliner Startups wie door2door oder AtomLeap.

Bisher unterhalten Parteichef Cem Özdemir, Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann oder Fachpolitiker wie Gambke und  Bundestags-Fraktionsvize Kerstin Andreae einzelne Gesprächszirkel, die nun weitgehend zu einem „Club“ zusammengeführt und für weitere Unternehmen ausgebaut werden sollen. Insgesamt seien 70 Unternehmen bereits regelmäßig in Gesprächskreisen der Fraktion eingebunden, sagt Gambke. Alle Branchen und alle Betriebsgrößen sollen künftig einbezogen sein – von Technologie über Energie und Verkehr bis zur Landwirtschaft oder Dienstleistungen.

Der frühere Unternehmer und bisherige Bundestagsabgeordnete Thomas Gambke soll die Organisation übernehmen und ausbauen. Quelle: Presse

Dabei ist Lobbyarbeit einzelner Wirtschaftsleute durchaus erwünscht: „Wir brauchen den Check von Unternehmern“, sagt Andreae und verweist darauf, dass die Grünen im Bund wie in den Ländern mitregieren wollen. „Am Ende werden wir uns keine Gesetze von der Wirtschaft schreiben lassen,  aber wir müssen gut Bescheid wissen, was sie bewegt.“

Anders als die Union mit ihrem „Wirtschaftsrat“ und die SPD mit ihrem „Managerkreis“ hat die Sonnenblumenpartei bisher noch keinen entsprechenden Zirkel um sich geschart. Traditionell stehen sich Ökos und Unternehmer eher skeptisch gegenüber. Doch seit Antritt der ersten grün geführten Landesregierung in Baden-Württemberg 2011 haben beide Seiten Vorurteile abgebaut. Der realpolitische Flügel der Partei betont, ein ökologischer Umbau der Gesellschaft funktioniere nur, wenn Unternehmer dafür gewonnen würden und sich „mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben“ ließen. Mit „UnternehmensGrün“ besteht bisher nur ein Verband, der sich für nachhaltiges Wirtschaften einsetzt, aber als parteiunabhängig versteht und nur für die Interessen kleinerer Unternehmen steht.

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