Ökostrom Neue Vorschläge für EEG-Umlage

Strom aus erneuerbaren Quellen verschlingt von Jahr zu Jahr immer höhere Milliardenbeträge. Forderungen nach einem Systemwechsel werden immer lauter. Studien zeigen, dass die Energiewende auch günstiger sein könnte.

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Die Kosten für die Förderung des Stroms aus erneuerbaren Quellen steigen. Quelle: dpa

Berlin Die Umlage zur Förderung der Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen wird nach einhelliger Auffassung aller Fachleute zum Jahreswechsel erneut steigen. Derzeit wird jede Kilowattstunde Strom mit einer Umlage von 6,35 Cent belastet, 2017 dürften es wohl rund sieben Cent werden. Da ein Ende des Aufwärtstrends nicht in Sicht ist, fordern Fachleute ein Umsteuern.

Ein bislang unveröffentlichtes Gutachten des Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) im Auftrag des Bundesverbandes neue Ernergiewirtschaft (bne) zeigt, dass die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) deutlich sinken könnte, wenn der Ausbau der Erneuerbaren auch über den Verbrauch fossiler Energieträger mitfinanziert würde.

Die derzeitige Konstruktion der EEG-Umlage verhindert nach Überzeugung des bne, dass neue Anwendungsbereiche für Strom aus erneuerbaren Quellen wirtschaftlich erschlossen werden. Beispiel „power to heat“: Immer häufiger kommt es vor, dass die Windräder im Norden Deutschlands über Stunden mehr Strom liefern als sinnvoll genutzt werden kann. Diesen „Abfallstrom“ könnte man einsetzen, um damit Wohnungen zu beheizen. Solche Anwendungen sind jedoch unwirtschaftlich, solange der Strom mit hohen Abgaben belastet wird. Die Verwendung von Strom fürs Heizen oder für die Elektromobilität, im Fachjargon „Sektorkopplung“ genannt, kommt daher nicht voran.

„Wenn wir die Basis der EEG-Umlage verbreitern, könnten wir einen deutlichen Impuls für die Sektorkopplung und damit für das Gelingen der Energiewende geben“, sagt bne-Geschäftsführer Robert Busch dem Handelsblatt. Anderenfalls „stirbt die Energiewende im Heizungskeller“, warnt Busch.

Für sinnvolle Wärmestromanwendungen auf Basis erneuerbarer Energien bedeutet die steigende Umlage einen Nachteil gegenüber fossilen Lösungen. Die jetzige Regelung leistet dem Einbau von Gas- und Ölkesseln in Gebäuden Vorschub, die dann für Jahrzehnte in Betrieb bleiben – aus Sicht vieler Klimaschützer eine hohe Bürde für die Erreichung der Klimaschutzziele.

Die Verbreiterung der EEG-Umlagebasis auf den Endenergieverbrauch im Wärme- und Verkehrssektor könnte nach Überzeugung des bne zur Lösung dieses Problems beitragen. Kohlendioxidintensive Energieträger wie Gas, Heizöl und Benzin und Diesel würden in die Finanzierung der Energiewende einbezogen. Bestätigt werden solche Überlegungen durch die IÖW-Studie. Demnach könnte die EEG-Umlage auf den Strompreis um mehr als die Hälfte sinken, wenn sie anteilig auch auf den Energieverbrauch im Wärme- und Verkehrssektor erhoben würde. Das IÖW hat dazu verschiedene Varianten berechnet, in denen der private Energieverbrauch für Wärme und Verkehr sowie der von Gewerbe und Handel und die Industrie in die EEG-Umlage einbezogen werden.

Aus Sicht der bne lässt sich die Sektorkopplung im derzeitigen Umlagesystem nicht voranbringen. Aus Klimaschutzgründen bedarf es daher einer Trendumkehr, denn die Wärmebereitstellung beruht nach wie vor zu großen Teilen auf fossilen Energien. „Wir haben im Moment eine wunderbare Gelegenheit, die Schieflage der Belastung der Energieträger zu korrigieren. Die Preise für Öl und Gas sind so günstig, dass eventuelle zusätzliche Belastungen bereits überkompensiert sind“, sagt Busch.

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