Der Kanzlerkandidat der SPD für die Bundestagswahl 2021 ist Olaf Scholz. Zuletzt konnte er laut Umfragen die Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock einholen, die im Frühjahr noch die höchsten Umfragewerte aufwies. Ebenso schloss Scholz zum Spitzenkandidaten der Union, Armin Laschet auf. Alle drei Kandidaten waren zuletzt im TV-Triell zu sehen, das Scholz ebenfalls nach einer ersten Zuschauerbefragung für sich entscheiden konnte. Dabei gab er sich freundlich, klar und verzichtete - wie auch die anderen beiden Kandidaten - auf persönliche Angriffe. So gaben schließlich 36 Prozent der 2500 befragten Zuschauer an, Scholz habe das Triell „alles in allem gewonnen“.
Doch wie begann Olaf Scholz' Karriere bei der SPD, wie viel verdient er und welche Gemeinsamkeiten hat er mit Angela Merkel? Eine Übersicht.
Fakten zu Olaf Scholz
- Amt: Bundesminister für Finanzen
- Partei: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
- Familienstand: verheiratet
Die politische Karriere von Olaf Scholz
Trotz einiger politischer Rückschläge kehrte Scholz der Politik nie den Rücken und tauchte immer wieder auf. So verlor er zwar 2001 als Innensenator die Wahlen in Hamburg, wurde daraufhin aber von Gerhard Schröder 2002 zum SPD-Generalsekretär gemacht. Wegen Agenda-Reformen musste er jedoch 2004 sein Amt nach nur 18 Monaten wieder aufgeben. Drei Jahre später kämpfte er sich als Bundesarbeitsminister wieder zurück, 2011 wurde er Bürgermeister in Hamburg.
Unter Angela Merkel wurde er 2018 schließlich Vizekanzler und Bundesfinanzminister. Nachdem er 2019 das Rennen um den Parteivorsitz nicht für sich entscheiden konnte, wurde er nur neun Monate später zum Kanzlerkandidat der SPD.
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Scholz gilt als kompromissbereit, zuverlässig sowie durchsetzungsstark, gleichzeitig jedoch als auch langweilig, eintönig oder spröde. Ihm wird auch nachgesagt, ein schneller Denker, aber ein schlechter Kommunikator zu sein. Dennoch sind sowohl Scholz, als auch seine Unterstützer davon überzeugt, dass nach 16 Jahren Angela Merkel deutsche Bürgerinnen und Bürger sich nach einer männlichen Merkel-Version sehnen. Tatsächlich verbindet den Kanzlerkandidaten und die Dauerkanzlerin eine ganze Menge. So verkörpert er die Merkel-Attribute wie kein anderer. Doch es gibt auch einen entscheidenden Charakterunterschied zwischen den beiden: Scholz war immer wandlungsfähiger, als es in der allgemeinen Wahrnehmung den Anschein macht.
Scholz' politischen Fehltritte im Wahlkampf
Kritik gab es für Scholz zuletzt vor allem wegen des Wirecard-Skandals. Dabei musste der Bundesfinanzminister unter anderem vor einem Ausschuss aussagen, da die BaFin dem Finanzministerium untergeordnet ist. Von der Finanzaufsicht BaFin wurde bereits 2019 ein Leerverkaufsverbot verhängt, signalisierte somit, dass an den Gerüchten um Wirecard nichts dran sei und stellte sogar Strafanzeigen gegen einige Journalisten. Dies hing vor allem damit zusammen, dass über Hinweise auf Betrug beim früheren Dax-Konzern berichtet wurde. „Die BaFin hat offen Partei ergriffen für Wirecard“, heißt es dabei.
Eine Woche später muss Scholz im Ausschuss zum Cum-Ex-Steuerskandal aussagen. Grund dafür waren zwei Auffälligkeiten, die sich in Scholz' Zeit als Bürgermeister in Hamburg ergaben. Finanzbeamte wollten 2016 für das Steuerjahr 2009 eine Summe in Höhe von 47 Millionen Euro von der Hamburger Bank Warburg zurückfordern, da dabei der Verdacht bestand, das Geld könne aus illegalen Cum-Ex-Geschäften stammen. Schließlich verzichtete die Behörde jedoch auf das Geld. Nur ein Jahr später ging es dann um das Steuerjahr 2010 und einen Betrag von 43 Millionen Euro, der zurück gefordert wurde.
Daraufhin entbrannte ein Streit in den Hamburger Behörden. Erst das Bundesfinanzministerium in Berlin zwang die Hanseaten, die Forderungen nicht verjähren zu lassen. Der Verdacht von Opposition und Medien bestand darin, dass Treffen zwischen den Bankeignern Christian Olearius und Max Warburg mit Olaf Scholz den Meinungswechsel in der Steuerverwaltung herbeigeführt habe. Tatsächlich hat sich Scholz mit den Warburg-Bankern getroffen und über Steuern gesprochen. Dies bestätigte der Kanzlerkandidat nach Bekanntwerden der Tagebucheinträge von Christian Olearius.
Während seiner Amtszeit als Bürgermeister von Hamburg wurde dort 2017 auch der G20-Gipfel abgehalten. Im Zuge dessen brachen in der Hansestadt Krawalle aus, auf die die Stadt nicht vorbereitet war. Scholz musste daraufhin vor einem Sonderausschuss aussagen. Er begründete die Ausschreitungen damit, dass sie im Voraus nicht abzusehen gewesen seien. Anwohner, Geschäftsinhaber und Kaufleute schienen jedoch auf Ausschreitungen vorbereitet gewesen zu sein, was die Aussagen Scholz' weiterhin strittig bleiben lässt.
Gehalt von Olaf Scholz: Das verdient der SPD-Kanzlerkandidat
Als aktueller Bundesfinanzminister verdient Olaf Scholz jährlich 226.512 Euro brutto. Dies geht auch aus der Übersicht zu den Bezügen von Regierungsmitgliedern in Bund und Ländern des Bundestags hervor. Der SPD-Kanzlerkandidat selbst bestätigte ein Jahreseinkommen von etwa 200.000 Euro brutto in einem Interview mit der „Bild“.
Familie von Olaf Scholz
Olaf Scholz wurde am 14. Juni 1958 in Osnabrück geboren. Zusammen mit zwei Brüdern wuchs er in Hamburg-Rahlstedt auf. Er fand bereits früh den Weg in die Politik, wurde Schulsprecher seines Gymnasiums in Hamburg und trat noch vor seinem Abitur der SPD bei. In den 80er-Jahren lernte er seine heutige Ehefrau Britta Ernst kennen. Sie heirateten 1998 und haben keine Kinder.
Der Lebenslauf von Olaf Scholz:
2018 bis heute | Vizekanzler und Bundesminister der Finanzen |
2011 bis 2018 | Erster Bürgermeister von Hamburg |
2007 bis 2009 | Bundesminister für Arbeit und Soziales |
2005 | Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion |
2002 | SPD-Generalsekretär |
2001 | Innensenator in Hamburg |
1998 | Mitglied des Deutschen Bundestags und Direktwahl im Wahlkreis Hamburg-Altona |
1987 bis 1989 | Vizepräsident der International Union of Socialist Youth |
1982 bis 1988 | Stellvertretender Bundesvorsitzender der Jusos |
1985 | Zulassung als Rechtsanwalt |
1978 bis 1984 | Studium der Rechtswissenschaft im Rahmen der einstufigen Juristenausbildung |
1977 | Abitur |
1975 | Beitritt in die SPD (Jusos) |
(Quelle: SPD)
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