Online-Petition Zehntausende fordern Frauen in Seehofers Männermannschaft

Die Leitungsebene in Seehofers Innenministerium ist ein Männerclub. Dagegen formiert sich Widerstand im Netz: Eine Online-Petition hat regen Zulauf.

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Horst Seehofer (M, CSU), mit seinen den Staatssekretären. Quelle: dpa

Berlin Führung scheint in der Welt von Horst Seehofer (CSU) eine sehr männliche Angelegenheit zu sein. Die Staatssekretäre des neuen Innen-Heimat-Bau-Ministers sind allesamt Männer.

Auf der Internetseite postete das Seehofer-Super-Ministerium ein Foto der neuen „Führungsmannschaft“: neun nicht ganz junge Männer in Anzug und Krawatte, brav nebeneinander aufgereiht, in der Mitte ein lächelnder Ressortchef.

Prompt hagelte es Kritik und Spott. Vom „Männerministerium“ war die Rede, von einem testosterongesteuerten Modell aus vergangenen Zeiten. Nun formiert sich im Netz weiterer Protest gegen die Personalauswahl.

Eine erst vor wenigen Tagen gestartete Online-Petition gegen Seehofers männerdominiertes Führungsteam haben bis heute mehr als 30.000 Unterstützer unterzeichnet. „Wir fordern Sie auf, Ihre #Mannschaft bis zum 28. Juni zu überarbeiten und auch Frauen gleichberechtigt zu einem Teil der Führungsebene zu machen“, heißt es in der Petition bei „change.org“. Überschrieben ist der Aufruf mit „Herr Seehofer, holen Sie Frauen an Bord oder treten Sie zurück!“

Die Initiatoren der Petition führen für ihre Protestaktion mehrere Gründe an. So weisen sie etwa darauf hin, dass Innenpolitik, Bau- und Heimatpolitik „keine reine Männersache“ seien. Zudem boykottiere Seehofer die Bemühungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), 50 Prozent des Kabinetts mit Frauen zu besetzen. Darüber hinaus sende der CSU-Chef ein „fatales Signal“ an alle Mädchen, Frauen und Menschen mit internationalen Wurzeln in Deutschland. „Nämlich, dass sie nicht dazugehören.“

Tatsächlich haben sich Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag das Ziel gesetzt, dass bis 2025 Leitungsfunktionen im öffentlichen Dienst zur Hälfte mit Männern und Frauen besetzt werden sollen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Regierungssprecher Steffen Seibert mahnt denn auch, bei dem Thema die gesamte Regierung zu betrachten. Dort gebe es eine „gute Mischung von Männern und Frauen“. Mehr als in vergangenen Regierungen. „Die Richtung stimmt“, sagte Seibert kürzlich.

Aktuell sind in der neuen schwarz-roten Bundesregierung allerdings die Männer klar in der Mehrheit. Von den Staatsministern und Staatssekretären – parlamentarische und beamtete – sind 45 Männer und nur 18 Frauen. Besonders männerlastig sind neben dem Innenministerium auch die Ressorts von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Die Zahl der Staatssekretärinnen dort: ebenfalls null. Ausschließlich männliche Staatssekretäre hat sich auch die Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) ausgesucht.

In der Regierungszentrale von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sind die Frauen dagegen in der Überzahl. In den SPD-geführten Ressorts für Arbeit und Familie auch.

Insgesamt sind die Frauen in der SPD aber unzufrieden mit dem Überhang an Männern in den Leitungsjobs ihrer Ressorts. „Die desaströs niedrige Repräsentanz von Frauen bei der Union darf für die SPD kein Maßstab sein“, schimpfte kürzlich Elke Ferner, die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen. Auch bei der SPD sei da noch Luft nach oben.

Im Bundestag sieht es ebenfalls trist aus: Dort ist der Frauenanteil auf den niedrigsten Wert seit fast 20 Jahren abgesackt.

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