Online-Versandhändler Grüne wollen Vernichtung von zurückgeschickter Ware verbieten

Jedes sechste im Internet bestellte Paket wird wieder zurückgeschickt. Häufig vernichten Online-Versandhäuser diese Waren allerdings. Quelle: dpa

Viele Online-Versandhäuser vernichten neuwertige Ware im großen Stil, die von Kunden zurückgeschickt wurde. Die Grünen wollen nun, dass dieses Vorgehen verboten wird.

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Online-Versandhändlern wie Amazon, Otto und Co. sollte nach Ansicht der Grünen verboten werden, von Kunden zurückgeschickte neuwertige Waren zu vernichten. „Wir erleben eine Perversion der Wegwerfgesellschaft“, sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Hier sei der Staat gefordert.

Bei den Retouren handele es sich oftmals um neuwertige Produkte, die voll funktionsfähig seien und höchstens einen Kratzer hätten. Göring-Eckardt stellte einen Drei-Punkte-Plan vor: „Erstens: Dem Online-Handel wird verboten, neuwertige Produkte, die zurückkommen, zu vernichten.“ Zweitens sollten zurückgeschickte Produkte, die nicht mehr in den Verkauf können, verschenkt werden - etwa über Sozialkaufhäuser. Drittens müssten die Rohstoffe zurück in den Wertstoffkreislauf.

Vergangenes Jahr deckten Recherchen der WirtschaftsWoche und des ZDF-Magazins "Frontal 21" auf, dass mehrere Handelsriesen Produkte ausrangieren und Vernichten. Darunter eben auch nagelneue Ware. Wirtschaftswissenschaftler der Universität Bamberg haben ermittelt, dass die Bundesbürger bei Bestellungen im Internet jedes sechste Paket wieder zurückschicken. Im vergangenen Jahr sind das demnach 280 Millionen Pakete und 487 Millionen Artikel gewesen. Bei Kleidung und Schuhen geht sogar fast die Hälfte der Pakete zurück an den Absender, wie die Forscher Ende April mitteilten.

Die Retouren belasten durch das zusätzliche Transportaufkommen das Klima, die Kosten müssen einerseits die Kunden durch höhere Marktpreise tragen, andererseits erzielen die E-Commerce-Händler geringere Margen. Nach Erkenntnis der Forscher landen rund 4 Prozent der zurückgeschickten Artikel im Müll. Immerhin gut 79 Prozent werden direkt wieder als A-Ware verkauft, weitere 13 Prozent als B-Ware, so die Forscher. Und 3 Prozent würden an industrielle Verwerter verkauft oder an gemeinnützige Organisationen gespendet.
Marktführer Amazon hatte dazu vor wenigen Wochen erklärt, jede Rücksendung werde qualitätsgeprüft, neu verpackt und - wann immer möglich - wieder als Neuware angeboten. Zudem hätten seit 2013 mehr als 1000 soziale Einrichtungen Spenden bekommen. Eine halbe Million Menschen erhielten so laut Amazon Spielzeug, Schuhe, Kleidung oder Drogerie-Artikel

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