
Die nach der IG Metall zweitgrößte Arbeitnehmerorganisation in Deutschland will in jedem ihrer Landesbezirke so genannte Verdi-Zentren aufbauen. Diese "bündeln künftig die individuelle Mitgliederbetreuung und dienen als zentrale Anlaufstelle für Erstkontakte", heißt es in der Verdi-Spitze. Die neuen Service-Center sollen auch samstags erreichbar sein und für eine schnellere Abwicklung von Anfragen sorgen, etwa bei arbeitsrechtlichen Fragen. Im Gegenzug wird ein Teil der 3000 Verdi-Funktionäre von administrativen Aufgaben befreit und soll stattdessen die Kontakte zu Betrieben und Behörden im Verdi-Einzugsbereich aufbauen und intensivieren. Derzeit arbeiten die rund 3000 Verdi-Funktionäre vielfach als "eierlegende Wollmilchsau", so ein Verdi-Sprecher. Die Kundschaft werde bisweilen von Mitarbeiter zu Mitarbeiter weitergereicht.
Nach dem Verdi-Bundeskongress Mitte September starten in Bayern, Niedersachsen und Bremen zunächst Pilotprojekte. Ab Herbst 2016 soll die neue Struktur dann sukzessive in den anderen Landesbezirken implementiert werden. Im Vorfeld der Strukturreform hatte sich die Verdi-Spitze bei Schwesterorganisationen in Österreich, Schweden und der Schweiz über ähnliche Projekte informiert.
Die Gewerkschaft hofft, durch stärkere Präsenz in den Betrieben ihre Mitgliederzahl und damit ihren tarifpolitischen Einfluss zu erhöhen. Nach jahrelangem Siechtum war es zwar 2013 erstmals seit der Verdi-Gründung im Jahr 2001 gelungen, die Zahl der Mitglieder zu erhöhen; damals gab es einen Mini-Zuwachs von 0,16 Prozent. Doch bereits im vergangenen Jahr gingen per saldo wieder 26.000 Mitglieder verloren, was einem Rückgang von 1,19 Prozent entspricht. Aktuell liegt die Mitgliederzahl bei rund zwei Millionen, 51,5 Prozent davon sind Frauen.