Pädagogen ohne Arbeit Wohin mit den ganzen Lehrern?

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Lehrer werden immer vor neue Herausforderungen gestellt

Bereits vor 30 Jahren herrschte eine ausgeprägte Arbeitslosigkeit unter Lehrern. Das hat bis heute Auswirkungen: Schließlich gehen deshalb heute weniger Menschen in Pension und entsprechend weniger Stellen sind neu zu besetzen, sagt Kraus vom Lehrerverband. Das hat negative Auswirkungen für Menschen, die gerne unterrichten möchten: "Angehenden Abiturienten würde ich zu einem Studium der MINT-Fächer raten, wenn man sich dafür begabt hält. Deutsch, Englisch und Geschichte können auch studiert werden, aber Lehramtsanwärter sollten sich klar darüber sein, dass sie dann nur eine Chance haben, wenn sie deutlich überdurchschnittliche Examina vorweisen." Er selbst ist das beste Beispiel. Er hat Deutsch und Sport auf Lehramt für Gymnasien studiert hat und leitet mittlerweile seit knapp 20 Jahren ein Gymnasium in der Nähe von Landshut.

Doch klar ist auch: Die Anforderungen an die Lehrer haben sich ebenfalls gewandelt. Der Beruf erfordere "ein hohes Maß an reflexiver Kompetenz", sagt Andreas Keller, stellvertretender Vorsitzender der GEW und Vorstandsmitglied für Hochschule und Forschung. "Beispielsweise bei Themen wie der sozialen Herkunft oder dem Geschlecht. Dabei gilt es, die eigene Lernbiografie genauso zu reflektieren, wie die der Schüler."

In den meisten Ländern sei der Praxisbezug im Lehramtsstudium in den vergangenen Jahren deutlich verstärkt worden, sagt Bildungsforscher Klemm. Julia Zobel allerdings war recht unzufrieden mit ihrem Studienseminar im Nordwesten Nordrhein-Westfalens: „Das Seminar war sehr oberflächlich und man hat oftmals keinen Sinn darin gesehen, überhaupt hinzugehen, weil es inhaltlich wenig gebracht hat. Auf eine Abschlussprüfung war man dadurch nicht unbedingt gut vorbereitet", sagt sie rückblickend. Der Vorsitzende des Lehrerverbandes sieht noch ein ganz anderes Problem: "Heute haben wir eine schwierigere Schülerschaft, weil sie weniger ausdauernd, unkonzentrierter und zum Teil auch auffälliger ist.

Vorbeugen könne man diesem Trend durchaus, und zwar durch weniger Schüler in den Klassen - und zusätzliches pädagogisches Personal.

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