




Julia Zobel, die eigentlich anders heißt, hat direkt nach dem Abitur angefangen zu studieren: Latein auf Lehramt für Gymnasien an einer Universität in Thüringen. Bis zum Ende des Referendariats, mittlerweile schon in Nordrhein-Westfalen, ging es für sie rasant weiter - doch dann war Schluss.
Nach dem Referendariat durfte sie noch bis zum Ende des Schuljahres an ihrer Ausbildungsschule bleiben. Seitdem schlägt sie sich mit verschiedenen Jobs durch, trotz eines guten Abschlusses.
"Ich habe mindestens bei 100 Schulen im Umkreis von 100 km angerufen und mich vorgestellt, um wenigstens die Chance auf eine Vertretungsstelle in der Nähe zu bekommen", sagt sie. "Keine Chance."
Der Beruf des Lehrers galt lange als besonders sicher. Aber das ist ein Irrglaube. Fast alle Bundesländer klagen heute über zu viele Bewerber auf zu wenige Stellen. Nur wer günstige Fächerkombinationen studiert und ein überdurchschnittliches Examen macht, hat heute noch Chancen.
Insgesamt gab es in Deutschland im Schuljahr 2012/2013 665.892 Lehrer an allgemeinbildenden Schulen. Glaubt man Experten wie dem Bildungsforscher Klaus Klemm, so ist Julias größtes Problem ihre geisteswissenschaftliche Fächerkombination, die viele Studienfänger anzieht. Klemm erwarten in den kommenden Jahren in allen Schulformen und über alle Fächer hinweg "ein Überangebot an zur Verfügung stehenden Lehrern". Durchschnittlich, sagt Klemm, werden pro Jahr bis zu 8000 Menschen mehr Stellen suchen als angeboten werden: "Vor allem an Gymnasien in Westdeutschland."
2025 soll das Überangebot bei mehr als 13.000 Lehrern liegen, zurzeit sind es 2000. Es sind düstere Prognosen, die einzelne Bundesländer besonders hart treffen. Im nordrhein-westfälischen Bildungsministerium wird damit gerechnet, dass bis 2029 mehr als 20.000 Lehrer auf Stellensuche sein werden.
Ein Grund: Die doppelten Abiturjahrgänge, die den Bedarf an Absolventen deutlich übersteigen. Abnehmende Schülerzahlen und eine geringen Anzahl an Lehrern, die in den kommenden Jahren pensioniert werden, verschlimmern das Problem.