Partei-Jubiläum Wie tickt die CDU?

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Mächtig auf Bundesebene, Machtschwund in den Ländern

5. Warum ist die Partei bei Wahlen in den Ländern und in den Großstädten so schwach?

Anders als im Bund sieht es in den Ländern und den großen Städten aus. Ihre Hochburgen hat die Partei in ländlichen und in katholischen Regionen oder in Regionen, auf die beides zutrifft. Landespolitiker der CDU mäkeln manchmal, dass ihre Partei unter Merkel keine klare Kante mehr zeige. Das mache ihnen den Wahlkampf schwerer – gerade auch auf dem Land, wo Themen der Merkel-CDU nicht so entscheidend seien. Außerdem ziehe der Kanzlerinnen-Bonus nur begrenzt, wenn andere als Spitzenkandidat für die CDU in den Ländern antreten. Seit 2005, als Merkel in Berlin Kanzlerin wurde, verloren die Schwarzen die Macht in sechs Bundesländern: in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, NRW, Thüringen und sogar im Stammland Baden-Württemberg. Schwer tut sich die CDU in Großstädten, sie trifft das Lebensgefühl Jüngerer und vieler berufstätiger Frauen kaum bis gar nicht. Bald stellt die Partei keinen Oberbürgermeister mehr in Städten über 400.000 Einwohnern. Die letzte Vertreterin der CDU, Helma Orosz in Dresden, zieht sich aus gesundheitlichen Gründen zurück. Wahrscheinlich übernimmt ein Nachfolger von der FDP.

6. Wie lange bleibt Angela Merkel noch Parteichefin?

Merkel zeigt keine Zeichen von Amtsmüdigkeit oder Neigungen, bei der CDU in die zweite Reihe zu treten. In beiden Fällen drängt sich kein eindeutiger Nachfolger in ihrer Partei auf. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Bundesinnenminister Thomas de Maizière gelten als die naheliegenden Kandidaten für eine CDU-Nachfolge im Kanzleramt. Zurzeit jedenfalls. In der Partei sind aber beide nicht unumstritten. Inzwischen geht sogar die mitregierende SPD davon aus, dass sie 2017 einen Kanzlerkandidaten gegen Merkel in den Wahlkampf schicken muss. Die Führung in der Partei dürfte dann ebenfalls noch in den Händen Merkels liegen. Schließlich ist das die Machtbasis fürs Amt.

Diese Politiker haben Ahnung von Geld und Finanzen
Thomas Oppermann Quelle: dpa
Sahra Wagenknecht Quelle: dpa
Cem Özdemir Quelle: dpa
Bernd Lucke Quelle: dpa
Platz 6: Wolfgang Kubicki (FDP) Der FDP-Politiker taucht zum ersten Mal im Ranking auf. Er wird von 33 Prozent der Befragten als kompetent angesehen. Quelle: dpa
Gregor Gysi Quelle: dpa
Angela Merkel Quelle: dpa

7. Wer wird richtig wichtig in der CDU?

In der Generation nach Merkel zeigt sich eine Handvoll CDU-Leute, die ganz nach vorne gelangen könnten. Drei von ihnen haben besonders große Chancen, entsprechen aber alle nicht dem klassischen Bild eines konservativen Politikers. Da ist zum einen CDU-Generalsekretär Peter Tauber, 40 Jahre. Der Hesse verkauft seine eigene Wandlung geschickt als Beispiel dafür, wie ein moderner Konservativer sein sollte. Er hat sich als Netzpolitiker profiliert und die Einwanderungsgesellschaft als sein neues Thema entdeckt.

Auch Julia Klöckner, 42, hat gute Aussichten auf höhere Weihen. Der Rheinland-Pfälzerin wird zugetraut, die Macht in Mainz wiederzuerlangen. Auf Parteitagen der CDU räumt sie regelmäßig als Stimmenkönigin ab. Keiner versteht sich wie sie auf einen emotionalen Auftritt, der Konservative und Frauen, Kirchenleute und Wirtschaftsflügel gleichermaßen streichelt.

Dann ist da noch Jens Spahn, 35 Jahre alt. Der Bundestagsabgeordnete und bisher Gesundheitspolitiker aus NRW hat mit unerschrockenen Thesen zur Rente und Konflikten zwischen den Generationen Talkshow-Bekanntheit erreicht. In der Partei wagte er Kampfabstimmungen und drang bis in den inneren Machtzirkel vor. Obgleich er nach der Bundestagswahl nicht aufstieg, wurde er nun mit dem Posten des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesfinanzministerium belohnt.

Alle drei Hoffnungsträger der CDU sind auf ihre Weise moderner als das Klischee der Partei. Sie haben zugleich allerdings nichts von dem, womit Delegierte auf CDU-Parteitagen bei ihrer Vorstellung gerne um Stimmen kämpfen: Keiner der drei ist verheiratet oder hat Kinder.

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