Die meisten haben viele Jahre hinterm Lenkrad von einem der 577 Busse des Nahverkehrsunternehmens gesessen. Aber einige sind Spätberufene. Wie Jan Hahnheiser, der nicht mehr länger bei der Versicherung oder als selbstständiger Anwalt schuften wollte und so mit 61 noch den Busführerschein machte und zwei Jahre lang in Teilzeit den dichten Verkehr zu überlisten suchte. „Eigentlich will doch jeder Junge Lokomotivführer werden“, scherzt der Frührentner, der jetzt auf einen Minijob umgestiegen und noch drei bis fünf Tage im Monat auf Tour ist. „Ich muss finanziell nicht, will aber noch fahren.“
Für andere ist nicht die Freude am Fahren, sondern der Zuverdienst Anreiz, um weiterzumachen. „Gute Fahrer, die die Speditionen jenseits der Rentengrenze halten wollen, werden besser bezahlt“, sagt Rüdiger Ostrowski, Vorstand des Verbandes Spedition und Logistik Nordrhein-Westfalen. Nun müssen die Firmen früher tiefer in die Tasche greifen, denn viele der begehrten Fahrer können mit 63 statt mit 65 in Rente gehen. 10 bis 15 Prozent Zuschlag aufs Vollzeitgehalt sind keine Ausnahme. Und: Für den Fernverkehr werden die Fahrer noch knapper, weil Ältere lieber im Nahverkehr unterwegs sind.
Erfahrung und Wissen halten will auch Bosch. Innerhalb der nächsten zehn Jahre könnten dort ein bis zwei Prozent der 107 000 Beschäftigten zusätzlich abschlagsfrei in Rente gehen, also etwa 2000 Mitarbeiter über alle deutschen Standorte. Bosch-Personalgeschäftsführer Christoph Kübel hält die Rente mit 63 für ein falsches Signal: „Die Rente mit 67 ist der richtige Weg.“ Für den Technikkonzern selbst sieht er allerdings kein Risiko. Etwa 100 Arbeitszeitmodelle, Altersteilzeit und der im Metalltarifvertrag festgelegte Anspruch auf einen flexiblen Renteneinstieg schaffen gleitende Übergänge in die dritte Lebensphase. Schon bisher gingen einige Arbeitnehmer vor dem 65. Lebensjahr in den Ruhestand. Dennoch versucht auch Bosch, mit zertifizierten Arbeitsplätzen und Gesundheitsprogrammen die Mitarbeiter in der Produktion zu halten, dank derer Erfahrung die Fließbänder niemals stillstehen.
Mit den Senioren zufrieden
Und wer doch geht, kann für Projekte wiederkommen – anteilig bezahlt nach seinem letzten Gehalt. Die Tochtergesellschaft Bosch Management Support, gegründet, um auf pensionierte Führungskräfte zurückgreifen zu können, öffnet sich inzwischen auch den Werkstattmeistern. 1600 Senioren haben ihre Fähigkeiten und Kontaktdaten in einer Datenbank hinterlassen. 50.000 Arbeitstage leisteten die verrenteten Boschianer im Jahr 2013. 1,6 Prozent der Freiwilligen sind jenseits der 75, die meisten bis 69 Jahre aktiv. Ob es in China, Mexiko oder Deutschland in der Produktion klemmt, die sogenannten Silver Worker springen ein. Und das zur vollen Zufriedenheit der hilfsbedürftigen Bosch-Werke: 90 Prozent würden wieder auf den Rat der jung gebliebenen Alten setzen.
Diese Quote erklärt sich durch die Auslese. „Wir führen Gespräche, denn außer der Qualifikation und dem Wunsch, am Ball zu bleiben, ist es entscheidend, dass die Berater Sozialkompetenz mitbringen“, sagt Robert Hanser, der seit Juli Senioren-Geschäftsführer und selbst mit 60 Jahren in Pension gegangen ist.
Das ist nicht ungewöhnlich, steht die 60 doch bei vielen Führungskräften als Ausstiegsalter im Vertrag. Da diese sich jedoch oftmals noch zu jung für den Ruhestand fühlen, betreuen sie regelmäßig Projekte. Wobei Bosch darauf achtet, dass keine Dauerarbeitsverhältnisse entstehen.
Denn obwohl viele der Teilzeitrentner ihr Wissen gerne an die nächste Generation weitergeben und weiterhin Verantwortung im Unternehmen übernehmen wollen, sollte auch etwas Zeit für den wohlverdienten Ruhestand bleiben.
Wie bei Bekleidungsphysiologe Nocker von Gore. Sein Hobby ist die Jagd. Praktisch daran: Weil Jäger meist früh morgens oder in der Abenddämmerung unterwegs sind, lässt sich diese Leidenschaft bestens mit seinem Job vereinbaren.